Mehr als Gelenkschmerzen Rheuma: Welche Ausprägungsformen gibt es?
Entzündete oder abgenutzte Gelenke, unerklärliche Schmerzen: Rheuma ist ein Sammelbegriff für viele Krankheiten. Was sind die häufigsten Formen und wie werden sie behandelt? Experten geben Antworten.
Auch wenn es eindeutig scheint: Rheuma ist nicht gleich Rheuma. "Der Begriff umfasst sehr viele unterschiedliche Erkrankungen und bedeutet eigentlich Schmerzen im Bewegungsapparat", sagt der Internist und Rheumatologe Prof. Stefan Schewe. Ganz grob lasse sich zwischen entzündlichen und nicht entzündlichen Erkrankungen unterscheiden.
Dazu kommen Schmerzempfindungsstörungen, das Fibromyalgiesyndrom zum Beispiel. Auch Gicht oder Osteoporose zum Beispiel zählen laut Deutscher Rheuma-Liga zu Formen des Rheumas.
Entzündung oder Abnutzung in den Gelenken
Wer von Rheuma spricht, meint oft die rheumatoide Arthritis: Dann sind die Gelenke entzündet. "Meist fängt es in den Fingern oder Zehen an", sagt der Internist Edmund Edelmann aus Bad Aibling (Bayern). Im weiteren Verlauf könnten jedoch sämtliche Gelenke betroffen sein.
Nach Angaben von Prof. Hanns-Martin Lorenz, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, können die Entzündungen bei vielen rheumatischen Erkrankungen nicht nur in den Gelenken, sondern an den verschiedensten Stellen auftreten – von Gefäßen über Haut, Augen, Gehirn, Darm bis hin zur Muskulatur. Haarverlust könne ebenfalls Teilsymptom einer rheumatischen Erkrankung sein.
Patienten mit rheumatoider Arthritis haben nachts oft Schmerzen. "Wenn man morgens aufwacht, ist man ganz verklebt und steif", sagt Lorenz. Durch Bewegung würde es im Laufe des Tages wieder besser. Erschöpfung und Müdigkeit gehören zum Krankheitsbild dazu.
Im Unterschied zur rheumatischen Arthritis ist die Arthrose nicht entzündlich. Hier sind die Gelenke abgenutzt. "Die Patienten haben nachts keine Schmerzen, aber beim Aufstehen oder nach einer langen Autofahrt", erläutert Stefan Schewe.
Was hier hilft: Muskeln trainieren, um die Gelenke zu entlasten. Zudem gibt es medikamentöse Behandlungsansätze und je nach Schwere der Arthrose auch verschiedene Operationsmöglichkeiten.
Probleme bei nass-kaltem Wetter
Sowohl bei Arthrose als auch bei rheumatoider Arthritis können Schübe auftreten. Arthrose-Patienten hätten häufig Probleme bei nass-kaltem Wetter und merkten Wetterumschwünge deutlich, so Lorenz. In diesem Fall helfe Wärme – beispielsweise, indem man die Hände in warmes Wasser hält. Die Arthritis ist wetterunabhängig – hier hilft dem Experten zufolge eher Kälte, da sich die Gelenke warm anfühlten.
"Rheumatoide Arthritis kann man in jedem Lebensjahr bekommen", sagt Stefan Schewe. Es gebe eine genetische Veranlagung, aber es sei keine Erbkrankheit, ergänzt Edmund Edelmann. Raucher und Frauen seien etwas häufiger betroffen, sagt Hanns-Martin Lorenz.
Behandlung häufig mit Biologika
Die gute Nachricht: Rheumatoide Arthritis ist mit Medikamenten behandelbar. Wichtig ist eine frühzeitige Therapie. Häufig kommen heutzutage sogenannte Biologika zum Einsatz. "Damit lässt sich die Krankheit gut aufhalten, heilbar ist sie aber nicht", führt Rheumatologe Edelmann aus.
Cortison wird bei bestimmten Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt, weil es schnell und wirksam die Entzündung unterdrücken kann. "Es hat aber sichere Nebenwirkungen, deshalb kann es nur für kurze Zeit eingesetzt werden", sagt Hanns-Martin Lorenz.
Neben Medikamenten ist bei vielen Rheuma-Formen Bewegung entscheidend. Ob Schwimmen, Laufen oder Radfahren: "Es gibt nicht die eine Sportart, die besonders gut geeignet ist", sagt Stefan Schewe. Zur Physiotherapie kommen häufig Ergo- und Psychotherapie dazu.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa-tmn