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Läuse: Das hilft gegen Kopfläuse – Was Expertin Dr. Yael Adler empfiehlt


Tipps gegen fiese Blutsauger
Das große Jucken

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

27.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Kopfläuse, Filzläuse, Kleiderläuse: Es gibt viele verschiedene Arten von Läusen.Vergrößern des Bildes
Kopfläuse, Filzläuse, Kleiderläuse: Es gibt viele verschiedene Arten von Läusen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Läusealarm in Deutschland: Die kleinen Blutsauger machen vor niemandem Halt. Was wirklich gegen die Parasiten hilft, weiß Dr. Yael Adler.

Ganz gleich, ob Kopf-, Kleider- oder Filzläuse (volks- und vollmundig auch gern als Sackratten bezeichnet) – sobald Menschen mit den parasitierenden Insekten befallen waren, wurde das früher gern als Hinweis auf prekäre Lebensverhältnisse wahrgenommen. Während sich Kleider- und Filzläuse heute seltener zeigen, herrscht bei den Kopfläusen mittlerweile soziale Gerechtigkeit: Es kann jeden treffen, ganz gleich, aus welchem Elternhaus er kommt und ganz unabhängig davon, wie penibel man es dort mit der Körperhygiene hält. Auch häufigstes Haarewaschen schützt nicht gegen Mitbringsel aus der Kita, der Schulklasse oder anderen Gemeinschaftsunterbringungen.

Dort übertragen sich die Juckreiz erzeugenden Blutsauger, da sie nicht springen oder fliegen können, meist im engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch, von Haarschopf zu Haarschopf. Also, keine Angst vor Haustieren! Es reicht schon, wenn Kinder die Köpfe zusammenstecken oder kurz mal Fahrradhelm, Mütze oder Schal tauschen, und die etwa dreieinhalb Millimeter langen Parasiten wechseln den Wirt. Wichtig ist, dass sie ihr gewohntes Domizil immer erst aufgeben, wenn ein neuer attraktiver Gastgeber in Krabbelweite ist. Deshalb können auch Kopfpolster in öffentlichen Verkehrsmitteln angstfrei benutzt werden.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Ein Läuseleben währt etwa vier Wochen: Eine davon dauert es, bevor aus den Eiern Larven schlüpfen. Sie sind nach ungefähr zehn Tagen geschlechtsreif und bringen es bei voller Lebensleistung auf etwa 140 Eier. Die Lausmutter legt die Eier, deren Hüllen Nissen genannt werden, gern besonders nahe der Kopfhaut an die Haare. Bevorzugt siedelt die Brut dann im Nacken, an den Schläfen und hinter den Ohren, auch möglich sind Augenbrauen und bei Erwachsenen im Bart und im Achselhaar. Filzläuse sind etwas kleiner und bevorzugen Intim- , Brust- und Achselbehaarung, bei Kindern die Wimpern.

Das voll ausgereifte aktive Insekt braucht dort übrigens alle drei bis vier Stunden eine Bluttransfusion aus unserem Körper. Vom Versorgungssystem abgeschnitten, überlebt es in der Regel keine drei Tage. Die Bluttaten der Läuse erzeugen bei uns hochrote Stiche, die diesen charakteristischen unwiderstehlichen Juckreiz hervorrufen. Wir wissen dann, dass es uns erwischt hat. Allerdings reicht bei manchem schon die Nachricht aus, dass es jemanden im direkten Lebensumfeld ereilt hat, und es wird – sozusagen psychisch bedingt – gekratzt, was das Zeug hält. Selbst wenn Patienten mit der Vermutung in meine Praxis kommen, wirkt dieser Mechanismus. Meine Mitarbeiter fangen an, sich zu kratzen.

Lebenszyklus von Läusen

Die Eier der Laus sind unter einem Millimeter lang, von einer Chitinhülle (Nisse) umgeben und kleben am Haar. Voll ausgereift changiert die Laus-Farbe von grau bis braun. Ist sie mit Blut vollgesaugt, kann sie auch rötlich schimmern.

Wer Glück hat, entdeckt die ungebetenen Gäste schon bevor das große Jucken beginnt: Manchmal fallen uns einige von ihnen einfach beim Kämmen aus der Krone.

Ansonsten tut man gut daran, schon bei aufkommendem Verdacht, den Kopf im wahrsten Sinne des Wortes systematisch zu durchkämmen und das gleich mit einem Anti-Läuseöl auf Silikonölbasis aus der Apotheke zu kombinieren. Sind die trockenen Haare damit durchtränkt ersticken die Läuse je nach Öl bereits nach 10 Minuten Einwirkzeit. In der Schwangerschaft oder während der Stillzeit ist das Öl ebenfalls prima geeignet. Läusekämme gibt es in Apotheken oder im Drogeriemarkt. Auch eine Lupe kann bei der Diagnose helfen, um auch die noch nicht ausgereiften Parasiten aufzuspüren und von harmlosen Kopfschuppen zu unterscheiden.

Effektive Läusebekämpfung

Nach dem Vorkämmen der Haare mit einem normalen Kamm oder einer Bürste werden die Zinken des Läusekamms auf der Kopfhaut aufgesetzt. Weil die Zinken sehr eng stehen, haben Läuse und Nissen bei einer flächendeckenden Behandlung unseres Kopfes keine Fluchtmöglichkeit, sie bleiben zwischen den Zinken hängen. Bevor die Suche weiter geht, streicht man den Kamm deshalb mit Küchenkrepp oder Toilettenpapier ab. Nach der Prozedur sollte man ihn sorgfältig abspülen.

Die radikale Kopfrasur ist nicht notwendig. Nur selten benötigt man heute noch Chemie als Alternative zum Öl. Aber auch davor braucht niemand Angst zu haben: Die hierzulande dafür angebotenen Insektizide wie die synthetisch produzierten Wirkstoffe Permethrin, Pyrethrum oder Allethrin machen zwar der Laus den Garaus, sind für unsere Kopfhaut aber gut verträglich. Das sollten sie auch, denn auch sie müssen mehrfach aufgetragen und verwendet werden. Nur so werden alle Eier zuverlässig abgetötet. Schließlich sollte die Therapie mit Öl oder Insektenvernichter nach einer Woche wiederholt werden.

Kontaminierte Gegenstände in die Tüte

Weitere Präparate müssen etwas länger als 10 Minuten einwirken. Das gilt für pflanzliche Mittel, die Neembaumöl, Kokos-, Sojaöl oder Anisöl enthalten. Mancher schwört auch auf Hausmittel wie Lavendel- oder Teebaumöl. Auch Essiglösung soll Läusen das Fürchten lehren. Aloe Vera und das gute alte Kaisernatron sind in ihrer Wirksamkeit allerdings nicht hinreichend erforscht.

Wichtig ist, dass nach der Prozedur die Reinigungsmittel sorgfältig gesäubert werden. Gegenstände, die möglicherweise mit Läusen oder Eiern kontaminiert sind, können für drei Tage in Plastiktüten gesteckt und verschlossen werden.

Schule oder Kita informieren

Nicht zuletzt sei hier auch auf das Infektionsschutzgesetz hingewiesen, das Eltern dazu verpflichtet, die Kita oder Schule zu informieren, wenn ihr Kind Läuse hat, damit die Sache nicht unversehens epidemische Ausmaße annimmt.

Tritt Läusebefall in Ihrer Familie auf, sollten sich zweckmäßigerweise alle Familienmitglieder diesbezüglich untersuchen und eine Vorsorge-Ölbehandlung durchführen. Insofern kann die Familie auch in dieser Hinsicht mal wieder enger zueinander rücken.

Bleiben Sie wachsam und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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