Bis zu 6.750 Euro weg E-Auto-Förderprämie: Kann man noch vom Kauf zurücktreten?
Seit Sonntag gibt es kurzfristig keine staatliche Förderung für den Kauf eines E-Autos mehr. Was Sie jetzt wissen müssen.
Abrupter Stopp für die E-Auto-Förderprämie: Seit Sonntag können Käufer von elektrisch angetriebenen Neuwagen infolge der Kürzungen im Bundeshaushalt keine staatlichen Gelder mehr beantragen. Die Mittel für 2023 seien bereits aufgebraucht, hieß es aus Kreisen des Wirtschaftsministeriums. Die noch für 2024 angesetzten 209 Millionen Euro reichen wohl nur noch aus, wenn die Förderung mit sofortiger Wirkung ausläuft. Was Sie jetzt wissen müssen.
Sind Sie betroffen?
Haben Sie ein E-Auto bestellt und wurden vom Wegfall der Prämie überrascht? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de und schildern Sie Ihre Erfahrungen – und welche Folgen das für Sie hat.
Wer bekommt jetzt noch Geld?
Nur noch diejenigen profitieren, die bis einschließlich 17. Dezember einen Förderantrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt haben. Diese Anträge werden in der Reihenfolge ihres Eingangs weiterbearbeitet und – sofern die Fördervoraussetzungen vorliegen – bewilligt.
Für wen ist der Förderstopp jetzt besonders ärgerlich?
Für eine Gruppe ist der Antragsstopp vor allem ärgerlich: Käufer, die zwar ein E-Auto bestellt, aber noch nicht geliefert bekommen oder zugelassen hatten. Denn der Antrag auf Förderung konnte erst gestellt werden, wenn das Auto gekauft und bereits zugelassen wurde. Wer aktuell noch auf sein neues E-Auto wartet und mit den bis zu 6.750 Euro Zuschuss (bis zu 4.500 Euro vom Staat und 2.250 Euro vom Autohersteller bei einem Nettolistenpreis unter 40.000 Euro) kalkuliert hatte, geht leer aus.
E-Auto-Prämie 2024: Das war bisher geplant
Ab 2024 sollten den ursprünglichen Planungen zufolge E-Autos mit einem Wert über 45.000 Euro keine Förderung mehr bekommen. Der Bundesanteil für Autos unter 45.000 Euro hätte dann immerhin noch bei 3.000 Euro gelegen, plus Herstelleranteil (1.500 Euro). Nun entfällt auch diese Prämie.
Kann man von einer Bestellung zurücktreten?
"Das geht nur in Einzelfällen", sagt ADAC-Sprecherin Kathrin van Randenborgh. Dann etwa, wenn der Umweltbonus als Geschäftsgrundlage des Kaufvertrags zu werten ist, die nun wegfällt. "Wenn Ihnen der Händler zugesagt hat, dass Sie die Förderung in jedem Fall noch mitnehmen können, egal ob schriftlich oder mündlich, dann sollten Sie sich darauf berufen", sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von "Finanztip".
Ansonsten ist ein Rücktritt in der Regel nicht kostenlos. Vom ADAC heißt es: "Autohändler verwenden bei der Neuwagenbestellung fast immer eine sog. verbindliche Bestellung. Mit der Unterschrift ist der Kunde daran meist für drei Wochen gebunden." Aus der Bestellung wird dann ein Kaufvertrag, wenn der Verkäufer die Bestellung innerhalb von drei Wochen (oder zehn Tagen) schriftlich bestätigt oder das Auto liefert. Im Kaufvertrag sind dann entsprechende Rücktrittsklauseln vereinbart.
Es gibt aber kein allgemeines Rücktrittsrecht, sodass die Stornierung in der Regel 15 Prozent des Kaufpreises kostet.
Kostenlos ist eine Stornierung nur, wenn es innerhalb der Dreiwochenfrist keine Bestellbestätigung gab, die Bestätigung von der Bestellung abweicht, Sie vom Händler arglistig getäuscht wurden oder Sie einen Internetvertrag abgeschlossen haben: Hier gibt es grundsätzlich ein zweiwöchiges Widerrufsrecht. Möglich ist ein kostenloser Rücktritt auch, wenn Sie ein Widerrufsrecht bei Leasing- und Kreditverträgen haben, der Preis nachträglich angehoben wurde oder wenn der Händler den unverbindlichen Liefertermin um sechs Wochen überzieht. In einem solchen Fall müssen Sie eine weitere Frist von zwei Wochen setzen.
Gibt es Autohersteller, die die Prämie jetzt übernehmen?
Ja. Der Stellantis-Konzern (unter anderem Opel, Fiat, Peugeot) kündigte an, bis zum Jahresende die volle Prämie von bis zu 6.750 Euro inklusive Herstelleranteil für Elektrofahrzeuge auszuzahlen. Auch darüber hinaus will Stellantis für bereits bestellte E-Autos, die bis zum 29. Februar 2024 zugelassen werden, die ursprünglich geplante gesenkte Prämie von bis zu 4.500 Euro übernehmen. Der Umweltbonus werde in der jeweiligen Höhe als zusätzlicher Nachlass gewährt.
Auch Mercedes kündigte an: AuFür Lieferungen und Zulassungen zwischen dem 18.12. und 31.12.2023 übernimmt der Hersteller neben dem Herstelleranteil auch den bisherigen staatlichen Anteil. Für Aufträge, die in 2024 ausgeliefert werden, und für Aufträge ab 01.01.2024 zahlt Mercedes den Herstelleranteil auf Basis der für 2024 ursprünglich vorgesehenen Förderhöhe – also maximal 1.500 Euro, wenn das Auto den Förderbedingungen entspricht.
Toyota übernimmt die staatlichen Förderungen in Höhe von bis zu 4.500 Euro und zahlt auch den Herstelleranteil, sodass bis zu 6.750 Euro Prämie drin sind. Das gilt für alle bereits geschlossenen und neuen Kaufverträge bis einschließlich 31.12.2023.
Volkswagen zahlt ebenfalls die Prämie bis 6.750 Euro. Hier gilt die Voraussetzung, dass das Auto bis zum 15. Dezember 2023 bestellt wurde und bis spätestens 31. März 2024 ausgeliefert wird.
Auch Hyundai und die spanische VW-Tochter Cupra hatten am Montag angekündigt, den Bonus für bereits bestellte Fahrzeuge befristet selbst zu tragen.
Welche E-Autos sind jetzt am günstigsten?
Das größte Problem bei der E-Mobilität ist der Mangel an Autos, die ohne Bonus für eine breite Masse bezahlbar sind. Das sind laut ADAC die günstigsten E-Autos auf dem Markt:
- Am günstigsten ist der Dacia Spring für 22.750 Euro.
- Zusammen mit Renault Twingo E-Tech (28.000 Euro) und
- Fiat 500e (29.990 Euro) bildet er das Trio der E-Autos unter 30.000 Euro.
- Deutlich darüber rangieren Citroën e-C4 (35.590 Euro),
- Mazda MX-30 (35.990 Euro) oder
- Mini Cooper SE (37.300 Euro).
- Lesen Sie auch: Stadt schiebt Sonderschicht für E-Auto-Zulassung
Kommen bald günstigere E-Autos?
Citroën hat mit dem e-C3 (ab 23.300 Euro) für das Frühjahr 2024 das erste günstige E-Auto aus europäischer Produktion angekündigt. Auch die Schwestermarken Peugeot, Opel und Fiat dürften bald folgen. Daneben arbeitet VW mit dem ID.2all an einem elektrischen Kleinwagen, der bei rund 25.000 Euro starten soll. Zudem stehen auch chinesische Autohersteller wie BYD in den Startlöchern, die bezahlbare Stromer planen.
Möglich ist auch, dass die Hersteller in Deutschland künftig größere Rabatte auf E-Autos gewähren: Viele Unternehmen haben die Produktion nach den Lieferschwierigkeiten hochgefahren, die Höfe sind voll mit E-Autos. Wie die Hersteller reagieren, werden die kommenden Wochen zeigen.
Was könnte der Förderstopp für die Zukunft von E-Autos bedeuten?
E-Autos werden für Käufer in Deutschland zunächst unattraktiver: Zwar gibt es mittlerweile ein breites Angebot an Fahrzeugen mit Elektroantrieb – aber aufgrund der im Vergleich zu Benzinern und Dieselfahrzeugen höheren Anschaffungskosten sind sie ohne Förderung deutlich unattraktiver.
Die Bundesregierung hatte das Ziel ausgelobt, bis 2030 mehr als 15 Millionen E-Autos auf die Straßen zu bekommen. Das Ziel dürfte praktisch unmöglich zu erfüllen sein: 2024 werden nach Hochrechnung des Car-Instituts in Deutschland dann 90.000 bis 200.000 vollelektrische Neuwagen weniger verkauft werden als noch dieses Jahr. 2023 wurden nach Hochrechnungen etwa 520.000 E-Autos zugelassen, der Marktanteil der Stromer an den Neuzulassungen liegt aktuell bei 18,2 Prozent. Bereits im Jahr 2025 werde der Marktanteil des Elektroautos in Deutschland unter die 10-Prozent-Grenze fallen, heißt es von den Experten.
Erst 2027 könnten die 18 Prozent Marktanteil beim Elektroauto in Deutschland wieder erreicht werden. Einheimische Hersteller könnten dadurch im Wettbewerb mit Tesla und chinesischen Autoherstellern einen Wettbewerbsnachteil haben – sie können durch die hohe Nachfrage in China ihre Skalierungsvorteile ausbauen, sprich: durch die hohe Anzahl gebauter Autos ihre Preise nach unten drücken.
- adac.de: "Neuwagenkauf: Das sollten Sie bei der Bestellung beachten"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Pressemitteilung/Analyse der CAR-Instituts
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