Terroranschlag in Russland Putins Hass darf kein Wegweiser sein
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Der Terroranschlag in Moskau ist ein schreckliches Verbrechen. Die Opfer und ihre Angehörigen verdienen Mitgefühl, denn der Angriff hat nichts mit Wladimir Putins Krieg in der Ukraine zu tun.
Es sind Szenen, die bis ins Mark erschüttern: Als am Freitagabend eine bewaffnete Gruppe eine Veranstaltungshalle am Stadtrand von Moskau stürmt, erschießen sie wahllos Menschen. Mindestens 93 unschuldige Menschen sterben. Sie wollten arglos ein Konzert besuchen. Das ist ein blutrünstiges Verbrechen, an Menschenverachtung kaum zu überbieten.
Die internationale Anteilnahme ist groß. Auch Deutschland und die USA sprechen den Opfern dieser Tat ihr Mitgefühl aus. Das ist nicht nur wichtig und richtig, sondern auch unbedingt erforderlich. Es geht an diesem Abend des Terrors in Moskau nicht um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die Opfer verdienen Mitgefühl. Sie wurden plötzlich und grundlos aus dem Leben gerissen. Sie hinterlassen Angehörige, die nun trauern. Kinder, die ihre Eltern verloren haben.
Fest steht: Im Angesicht terroristischer Anschläge sind alle Menschen auf der Welt gleich. Kein ideologischer Wahn, kein religiöser Furor rechtfertigt solche Verbrechen. Egal wo. An vielen Orten der Welt leben Menschen, die den Moskauer Schmerz nachempfinden können. Weil sie ihn selbst durchlebt haben: Paris. Madrid. Oslo. Der gesamte Nahe Osten. New York. Berlin. Die Liste könnte noch viel länger sein.
Es geht um Mitgefühl und Empathie
Die Anteilnahme darf Russinnen und Russen natürlich nicht ausschließen. Mitgefühl und Empathie sind die einzig richtigen Reaktionen, und es darf keinen Raum für Genugtuung oder Schadenfreude geben. Nun geht es vor allem darum, die gegenwärtige Wut auf die russische Führung von diesem Verbrechen zu trennen. Alles andere wäre eine Schande.
Wladimir Putin ist ein Kriegsverbrecher. Er lässt seit mehr als zwei Jahren Terroranschläge gegen die Zivilbevölkerung in der Ukraine verüben. Aber der Anschlag von Moskau traf nicht Putin. Er traf keine militärischen Einrichtungen in Russland.
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Die Menschenverachtung der russischen Führung sollte nicht Hass auf die Zivilbevölkerung in Russland schüren. Im Gegenteil: Die Anteilnahme zeigt, dass Putins Weg falsch ist, der durch seine Propaganda Verachtung und Misstrauen in seinem Land befeuert. Putins Hass darf nicht zum Wegweiser für unsere Reaktionen auf solche Taten werden. Der Kreml zeigt seit Jahren, dass für ihn Menschenleben keinen großen Wert haben. Das darf nicht der Weg des Westens sein.
Bekenntnis zum Völkerrecht
Vielmehr ist die westliche Anteilnahme nach dem Terrorangriff ein Bekenntnis zum Völkerrecht, das Angriffe auf die Zivilbevölkerung verurteilt. Der Kreml mag dieses Recht missachten, doch es sind genau diese Werte, die der Westen international zu verteidigen versucht. Es ist also nur folgerichtig, dass auch Deutschland im Angesicht des Terrors für dieses Völkerrecht einsteht. Es ist das Fundament unserer internationalen Ordnung.
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Moskau wird auch diesen Anschlag für seine Kriegspropaganda nutzen, um seine machtpolitischen Ziele zu verfolgen. Putin kennt keine Moral, das hat er in der Vergangenheit oft gezeigt. Aber darauf kann die westliche Kommunikation eingehen. Die westlichen Staaten sollten immer wieder darauf verweisen, dass es für bestimmte Anschuldigungen der russischen Führung keine Belege gibt. Gegebenenfalls könnten auch westliche Geheimdienste den Darstellungen des Kremls mit eigenen veröffentlichten Informationen entgegenwirken.
Für den Moment aber geht es nicht um den Informationskrieg, sondern um ein Zeichen des Respekts gegenüber den Opfern des Terrors. Der Westen tut gut daran, sich dabei nicht beirren zu lassen. Vor allem von Wladimir Putin nicht. Das ist nicht nur ein Signal an Russland, sondern an die ganze Welt.
- Eigene Beobachtungen