Werkzeug So viel Werkzeug gehört in jeden Haushalt
Wer im Baumarkt auf die Suche nach neuem Werkzeug geht, muss zwischen einer fast schon unüberschaubaren Auswahl verschiedener Produkte wählen. Das Angebot unterschiedlichster Hämmer, Schraubenzieher und Zangen kann den unbedarften Heimwerker leicht überfordern. Was ist zu viel und welches Werkzeug muss man unbedingt in der heimischen Werkzeugkiste haben? Experten raten zu einer kompakten, übersichtlichen Grundausstattung. Dieses Werkzeug braucht jeder Heimwerker.
Schauspieler Clint Eastwood schaut in der Rolle des Walt Kowalski im Hollywood-Streifen "Gran Torino" voller Stolz auf seine Werkzeug-Sammlung. Stück für Stück hat der alte Kauz gesammelt - sein Leben lang. In eine einzige Werkzeugkiste passt das alles nicht. Und wer nicht gerade seine Sammelleidenschaft an der Werkbank auslebt, braucht für den normalen Hausgebrauch keine Schraubenschlüssel in 20 Größen oder fünf verschiedene Hämmer.
Die Werkzeug-Grundausstattung für Heimwerker
Wenige Teile reichen auch, findet Robert Raschke. "Ein riesiger Berg an Werkzeug ist unnütz, da verliert jeder den Überblick", so der gelernte Maurer und Fliesenleger, der selbst Kurse in Sachen Heimwerken leitet. Für ihn muss die Grundausstattung nur aus Folgendem bestehen: Hammer, Säge, Ring-Schlüssel in den Standard-Größen, Kneifzange, Flachzange, ein Satz Schlitz- und Kreuz-Schraubendreher, Inbus-Schlüssel, Zollstock und eine kleine Wasserwaage.
"Jeder Baumarkt hat ein großes Sortiment. Da ist aber viel Unnützes dabei", ergänzt Raschke. Er warnt davor, die Werkzeugkiste zu überladen – und zwar mit "Präsentationsmaterialien", die nur Geld kosten, die Ausstattung ausschmücken, aber nie gebraucht werden.
Bohrmaschine ist Pflicht
Unter den Elektrogeräten ist die Bohrmaschine unverzichtbar. "Sie sollte unbedingt über ein Schlagwerk, besser ein Hammerwerk und Rechts-Linkslauf verfügen", erklärt Peter Birkholz, Ratgeberautor für die Stiftung Warentest. Damit bohre der Heimwerker in jede Wand und könne sie auch zum Eindrehen von Schrauben benutzen. Dazu gehört ein Satz Stein- und Metallbohrer.
Qualität geht beim Werkzeug vor Quantität
Das sieht Petra Supplie vom Kölner Handwerkerinnenhaus genauso. "Weniger ist mehr. Dafür mehr Geld für qualitativ hochwertiges Werkzeug ausgeben", rät die gelernte Schreinerin. Ihre Grundausstattung der Werkzeugkiste hat allerdings ein paar Teile mehr. Sie empfiehlt noch einen Phasenprüfer, auch Spannungsprüfer genannt, eine kleine Rohrzange und eine Kombizange, die so heißt, weil sie Zange und Seitenschneider in einem Werkzeug vereint.
Beide Experten raten zudem zum Zollstock aus Holz. "Der hat zwar nur zwei Meter, aber die längeren Metallmaßbänder können sich mit der Zeit verziehen. Und falsche Messwerte - auch wenn sie noch so klein sind - haben unangenehme Folgen", warnt Supplie. Raschke empfiehlt generell, zur Markenware zu greifen. "Finger weg von den Billigangeboten kurz vor der Kasse." Werkzeug sei etwas für das ganze Leben - und da zahle sich hochwertige Ware aus, ist der geprüfte Ausbilder überzeugt.
Werkzeug optimal verstauen
Und wie sollte die Werkzeugkiste aussehen? Metall oder Kunststoff? Raschke sagt: "Auch wenn das Gewicht gegen Metall spricht, es hält länger. Bei den Kunststoffkisten dünsten die Weichmacher mit der Zeit aus und dann brechen oft die Verschlüsse ab."
Das Handling ist wichtig
Nicht nur bei der Werkzeugkiste hat der Verbraucher die Wahl zwischen Metall und Kunststoff, auch bei den Werkzeugen. Raschke ist sich sicher: "Wenn die Qualität stimmt, ist es egal, ob die Griffe aus Kunststoff oder Holz sind. Da kann jeder nach seinem Geschmack entscheiden." Maribel Goncalves, die amtierende "Miss Do-it-yourself" der Deutschen Heimwerker Akademie in Köln, hat sich entschieden: "Ich finde Kunststoff einfach griffiger."
Gebrauchsgegenstände aus dem Haushalt ergänzen das Sortiment
Die Heimwerker-Expertin hat einen weiteren Tipp, was im Hausgebrauch noch wichtig ist: Sie schwört bei der Grundausstattung zusätzlich auf ein Teppichmesser, um schnell und gezielt schneiden zu können. Petra Supplie legt zusätzlich noch einen Draht in die Kiste, der je nach Bedarf geformt wird - außerdem ein altes Küchenmesser. "Damit kann ich dann schnell etwas abschaben." Auch eine Häkelnadel in der Werkzeugkiste kann sehr praktisch sein. Mit der lassen sich - wie auch mit Messer und Draht - Dinge aus großen und kleinen Ritzen fischen.
Heimwerker greifen auch mal zur Wäscheklammer
Auch andere Haushaltsgegenstände lassen sich zweckentfremden. "Wer sich den Daumen nicht blau hauen will, legt sich eine Wäscheklammer aus Holz in die Werkzeugkiste", rät Raschke. "Den Nagel bei Bedarf mit der Wäscheklammer packen, die Hand hält die Klammer dann mit Abstand zur Wand und so ist der Nagel sicher eingeschlagen."
Raschkes langjährige Erfahrung hat auch den Inhalt seiner Werkzeugkisten beeinflusst. "Wer von uns stand nicht schon oben auf der Leiter, und nach unten fällt ständig ein Nagel oder eine Schraube? Da hilft ein Magnet an einem Band in der Werkzeugkiste. Der Magnet zieht alles wieder hoch, ohne dass wir von der Leiter steigen müssen." Petra Supplie schwört da eher auf einen kleinen Werkzeuggürtel, aus dem Schrauben und Nägel schnell gegriffen werden können.
Die volle Werkzeug-Grundausstattung für 200 Euro
Um hohe Anschaffungskosten für die Erstausstattung zu vermeiden, schwört Raschke auf die Formel 100 plus 100: Ausgaben von 100 Euro für die Werkzeugkiste und Werkzeug sowie 100 Euro für einen guten Akku-Schrauber. Es eigne sich am besten ein Lithium-Ionen-Akku mit 10,8 Volt. "Den kann man auch mal ein halbes Jahr liegen lassen und dann trotzdem sofort loslegen, ohne neu aufladen zu müssen." Gerade Frauen schwören bei vielen Arbeiten auf das Akku-Werkzeug. "Es ist einfach superpraktisch. Und nur mit Muskelkraft alleine würde doch alles viel zu lange dauern", sagt Maribel Goncalves.