Klima-Lexikon Fridays for Future – streiken für das Klima
Seit mehreren Jahren wirbelt "Fridays for Future" die deutsche Politik auf. Was steckt hinter der Bewegung und was wollen die Schüler, die freitags auf die Straße gehen? Ein Überblick.
Dass die "Fridays for Future" keine Spaßveranstaltung sind, verstand der ehemalige deutsche Wirtschaftsminister spätestens im Januar 2019. Während die Schüler vor seinem Ministerium demonstrierten, schaute Peter Altmaier vorbei, um mit den Jugendlichen zu reden – doch die wollten ihm nicht zuhören. "Wir sind hier, weil Sie ihre Arbeit nicht ordentlich machen!", riefen ihm die Demonstranten entgegen. Altmaier drehte sich zu seinem Pressesprecher um: "Das war echt ‘ne Scheißidee", sagte er.
Das war der Zeitpunkt, an dem die "Fridays for Future" in Deutschland bundesweit bekannt wurden. Es handelt sich um eine weltweite Protestbewegung, die im Herbst 2018 entstand. Die damals 15-jährige Greta Thunberg aus Schweden rief unter dem Hashtag "fridaysforfuture" dazu auf, jeden Freitag die Schule zu bestreiken, um die Regierung zu mehr Klimaschutz zu bewegen – und Tausende Schüler auf der ganzen Welt schlossen sich ihr an.
Während im Dezember 2018 im polnischen Katowice die jährliche UN-Klimakonferenz tagte, fanden die ersten Proteste der "Fridays for Future" in Deutschland statt. Von diesem Moment an wuchs die Bewegung von Woche zu Woche, in immer mehr Städten fehlten freitags Schüler im Unterricht. Inzwischen gibt es mehrere hundert Ortsgruppen in Deutschland. Wie aktiv und groß sie sind, lässt sich aber kaum herausfinden: Die "Fridays for Future" sind dezentral organisiert, offizielle Zahlen gibt es nicht.
Die Schüler haben klare Forderungen
Ziel der Schüler in Deutschland ist es, die Regierung mit den Streiks unter Druck zu setzen. Sie wollen ihre Proteste fortsetzen, bis Deutschland das Pariser Abkommen und das 1,5-Grad-Ziel erfüllt. Unter anderem fordern sie den Kohleausstieg bis 2030, eine vollständig erneuerbare Energieversorgung bis 2035 und eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen.
Bis zum September 2019 wuchs die Bewegung in Deutschland. In diesem Zeitraum gründeten sich auch neue Untergruppen: Unter Namen wie "Scientists for Future", "Parents for Future" oder "Entrepreneurs for Future" schlossen sich immer mehr Erwachsene den Schülern und Studenten an. Am 20. September 2021, beispielsweise – während das Kabinett über Maßnahmen zum Klimaschutz stritt – gingen mehr als eine Million Menschen zu den "Fridays for Future"-Protesten auf die Straße.
Luisa Neubauer als deutsches Gesicht der Bewegung
Obwohl die "Fridays for Future" einen offiziellen Personenkult ablehnen, gilt die Klimaaktivistin Greta Thunberg als Gesicht der Bewegung. In Deutschland ist die Geografie-Studentin Luisa Neubauer die bekannteste Vertreterin der Proteste.
Die "Fridays for Future" sind in Deutschland besonders groß, doch auch in rund 150 anderen Ländern ist die Jugendbewegung aktiv – zum Beispiel in Belgien, Uganda, Kanada, Costa Rica und Australien.
Ob man die Bewegung als erfolgreich bezeichnen darf, ist Ansichtssache. Den Aktivisten gelang es, alle Aufmerksamkeit auf das Thema Klimakrise zu lenken und erste politische Maßnahmen wie das Klimapaket anzustoßen. Doch die "Fridays for Future" selbst sind nur teilweise zufrieden: Sie wollen die Proteste erst einstellen, wenn die Politik ihren Forderungen nachkommt.
- Fridays for Future: Unsere Forderungen an die Politik
- tagesschau.de: Millionen fürs Klima
- zdf: Wie "Fridays for Future" weltweit agiert
- Zeit Campus: Wohin am Freitag?
- Eigene Recherchen