Ohne Bürste geht's nicht Zahnersatz reinigen: Darauf sollten Sie achten
Prothese ins Wasserglas, Tablette dazu: Schon sind die Dritten sauber? So einfach ist es nicht. Auch der Zahnersatz muss penibel geputzt werden. Sonst drohen verschiedene Probleme.
Mit dem Zahnersatz ist es wie mit den echten Zähnen: Wer ihn nicht gut reinigt, bekommt Probleme. Denn auch auf einer Zahnprothese können sich Plaque und Zahnstein bilden. Deswegen sollte man diese gründlich und regelmäßig reinigen, empfiehlt die Initiative ProDente.
Mindestens zweimal täglich sollte der Zahnersatz dafür mit einer Zahnprothesenbürste gesäubert werden, am besten nach den Hauptmahlzeiten. Als Reinigungsmittel empfehlen die Experten Pflegeschaum oder flüssige Seife, welche danach gut abgespült werden sollte.
Besonderes Augenmerk beim Putzen gilt dabei den Außen- und Innenflächen des Zahnersatzes, welcher auf Gaumen und Kieferkamm aufliegt. Tipp der Experten: Das Waschbecken vorher mit Wasser auffüllen oder mit einem Handtuch auslegen. Fällt die Prothese beim Reinigen aus der Hand, nimmt sie so bestenfalls keinen Schaden.
Keine Zahnpasta zur Reinigung verwenden
Grundsätzlich sollte auch der Mund nach jeder Speise mit Wasser ausgespült und nach Möglichkeit der Zahnersatz herausgenommen und unter fließendem Wasser abgespült werden.
Ergänzend kann eine Reinigung mit speziellen Tabletten sinnvoll sein, sollte aber ein gründliches Putzen mit der Bürste nicht ersetzen. Ein No-Go sind Produkte wie Zahnpasta, welche einen starken Abrieb erzeugen und somit die Prothese beschädigen können. "Sie enthält eventuell Scheuermittel", warnt auch Kai Fortelka von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung. Die könnten den Kunststoff an der Prothesenoberfläche aufrauen.
Beläge niemals mit Gegenständen abkratzen
Haben sich auf der Prothese harte Beläge gebildet, sollte man diese niemals mit einem Messer oder anderen harten Gegenständen abkratzen, warnt ProDente. Denn so wird der teure Zahnersatz schnell beschädigt, hier sollte nur die Zahnärztin oder der Zahnarzt Hand anlegen. Das gilt auch, falls Druckstellen auftreten oder das Tragen der Prothese unangenehm wird.
Und nicht vergessen: Auch der Mundinnenraum, insbesondere die von der Prothese bedeckte Mundschleimhaut und der Zungenrücken, brauchen eine regelmäßige Pflege. Diese Stellen am besten täglich mit einer weichen Zahnbürste reinigen und massieren. Dadurch wird die Durchblutung gefördert und das beugt Entzündungen vor.
Haftcreme-Rückstände entfernen
Auch Haftcremes sollten nur eine Notlösung sein. Grundsätzlich sei es immer besser, einen Halt ohne Hilfsmittel anzustreben, empfiehlt der Experte. Werden trotzdem solche Cremes verwendet, müssen deren Rückstände an der Prothese jeden Tag entfernt werden.
Zur täglichen Reinigung der Außen- und Innenflächen reicht zwar eine normale Bürste aus der Drogerie aus. Prothesenzahnbürsten erleichtern aber wegen ihrer Form und ihrer Borsten die Reinigung der schwer zugänglichen Flächen. Das kann besonders älteren Menschen und Patienten mit eingeschränkter Mobilität helfen.
Belege als Problem für die Restzähne
Nicht nur für die natürlichen Zähne ist Zahnbelag ein Problem. Der bildet sich überall dort, wo Essensreste nicht entfernt wurden – auch auf Prothesen. Durch solche Beläge können sich dann Mikroorganismen ansiedeln, die bei den Restzähnen im Mund Karies und Parodontitis verursachen, wie Fortelka erklärt.
An den Verbindungselementen und Kontaktflächen der Prothesen kann sich wiederum Zahnstein festsetzen. Hier machten sich schon geringste Ablagerungen bemerkbar, betont der Experte, weil der Zahnersatz zum Träger- beziehungsweise Pfeilerzahn auf Bruchteile von Millimetern passend gearbeitet werde. Die Prothese verliert dann ihren Halt.
Lungenentzündungen durch schmutzige Prothesen?
Verunreinigte Prothesen stehen auch in Verdacht, Lungenentzündungen zu begünstigen. "Denn sowohl die Zähne wie auch die Lunge gehören zu den Atemwegen", erklärt der Lungenarzt Prof. Dieter Köhler. "Atmen wir durch den Mund, kommt die Luft an den Zähnen vorbei."
Normalerweise sind die Atemwege aber so gut geschützt, dass kein Speichel oder Speisebrocken in die Lunge gelangen. "Schlucken wir, wird die Luftröhre durch die Stimmritze verschlossen. Doch leider kommt es gelegentlich dazu, dass Speichel, Trinkflüssigkeit oder auch Nahrungsbestandteile durchschlüpfen und in die Luftröhre oder in die tiefere Lunge gelangen", erläutert der ehemalige Ärztliche Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg (NRW).
Der Volksmund bezeichnet das als "Verschlucken", die Medizin nennt es "Aspirieren". Laut Köhler macht das an sich nichts aus, denn selbst die zahlreichen normalen Keime im Mundbereich werden von der Abwehr in der Lunge abgetötet. Eine schlecht gereinigte Prothese kann aber zu Entzündungen im Mundbereich führen. Diese Bakterien könnten dann, wenn sie mit dem Speichel verschluckt werden, durchaus eine Lungenentzündung auslösen.
"Gerade bei älteren Leuten findet man immer wieder eine gewisse Beziehung zwischen schlechter Mundpflege – wozu die Prothese gehört – und vermehrten Lungenentzündungen", sagt Köhler. "Allerdings darf nicht vergessen werden, dass eine schlechte Zahn- und Prothesenpflege bei Menschen häufiger vorkommen, die auch sonst nachlässig sind oder durch Vorerkrankungen nicht mehr ausreichend putzen können."
Deswegen ist es nicht gesichert, ob die schlechte Prothesenpflege selbst zur Lungenentzündung führt, so Köhler. "Es gibt Hinweise, dass das allgemeine Gesundheitsbewusstsein und der Gesundheitszustand die wesentlichen Faktoren darstellen."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa