Das können Sie tun Wenn der Kaminrauch vom Nachbarn ins Schlafzimmer zieht
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein Kaminofen ist schön anzusehen und spendet wohlige Wärme. Allerdings entwickelt er auch viel Rauch. Und das gefällt nicht jedem.
Heizen mit Holz ist beliebt. Das liegt nicht nur an den aktuell noch niedrigen Preisen (mehr dazu hier), sondern auch an der Atmosphäre, die die knisternde und lodernde Glut erschafft. Außerhalb der vier Wände ist ein Kaminfeuer aber nicht immer so beliebt. So kommt es etwa dazu, dass sich abends eine gewisse Rußschwade in der Nachbarschaft ausbreitet und es nach verbranntem Holz stinkt.
Das ist besonders dann unangenehm, wenn man vor dem Schlafengehen noch einmal lüften möchte und der Kaminrauch direkt ins Schlafzimmer weht. Können Sie etwas dagegen tun?
Ruß und Qualm vom Kamin: Diese Regeln gelten
Zuerst einmal sollten Sie wissen, dass die Bauordnungen der Bundesländer teilweise regeln, welche Pflichten und Vorschriften Feuerstätten wie Holzöfen erfüllen müssen, damit sie betrieben werden dürfen. Dazu zählt beispielsweise das Ableiten der Abgase über entsprechende Schornsteine, Abgasleitungen und Abgasanlagen. Sie müssen so konzipiert sein, dass sie nicht zur Gefahr werden und niemanden unzumutbar belästigen.
Nähere Informationen finden Sie in folgenden Gesetzestexten:
Baden-Württemberg: § 32 Absatz 3 LBO BW
Bayern: Art. 40 Absatz 3 BayBO
Berlin: § 42 Absatz 3 BauOBln
Brandenburg: § 42 Absatz 3 BbgBO
Bremen: § 42 Absatz 3 BremLBO
Hamburg: § 41 Absatz 3 HBauO
Hessen: § 45 Absatz 3 HBO
Mecklenburg-Vorpommern: § 42 Absatz 3 LBauO M-V
Niedersachsen: § 40 Absatz 3 NbauO
Nordrhein-Westfalen: § 42 Absatz 4 BauO NRW 2018
Rheinland-Pfalz: § 39 Absatz 1 LBO RP
Saarland: § 41 Absatz 3 LBO SL
Sachsen: § 42 Absatz 3 SächsBO
Sachsen-Anhalt: § 41 Absatz. 3 BauO LSA
Schleswig-Holstein: § 42 Absatz 3 LBO SH
Thüringen: § 42 Absatz 3 ThürBO
Quelle: haufe.de
Kaminrauch vom Nachbarn zieht ins Schlafzimmer: Das können Sie tun
Doch bevor Sie sich auf eine rechtliche Beschwerde vorbereiten, sollten Sie als Erstes mit Ihrem Nachbarn sprechen. Erklären Sie ihm die Situation. Vielleicht können Sie sich darauf verständigen, dass Ihr Nachbar nur zu bestimmten Uhrzeiten den Kamin anzündet, sodass Sie noch immer ausreichend Zeit haben, im Schlafzimmer zu lüften.
Wenn Sie mit offenem Fenster schlafen, können Sie sich eventuell darüber verständigen, dass ab einer gewissen Uhrzeit der Kamin nicht mehr befeuert werden darf.
Wenn all das nicht hilft und Ihr Nachbar uneinsichtig ist, können Sie sich an die zuständige Behörde wenden. Diese entsendet sodann den Bezirksschornsteinfeger, der die Kamine auf ihre rechtmäßige Nutzung hin kontrolliert. Denn nicht selten kommt es durch Fehler beim Verfeuern oder bei der Reinigung zu vermehrter Rußbildung und dementsprechend Rauch- und Geruchsbelästigung.
Stellt sich bei der Kontrolle heraus, dass der Betrieb des Kaminofens gegen Vorschriften verstößt, kann dem Nachbarn verboten werden, die Feuerstätte noch weiter zu betreiben (§§ 22, 24 BImSchG). Werden alle Vorschriften und Regeln erfüllt, so darf der Ofen weiterbetrieben werden und Sie müssen die Belästigung akzeptieren. "Gewisse Einschränkungen müssen hingenommen werden, ein Recht auf eine absolut geruchsfreie Umwelt hat niemand", erklärt Schornsteinfegermeister Andreas Gärtner. "Dennoch: jeder Bürger hat Rechte und Pflichten, die er in Anspruch nehmen kann und darf."
Ist Holzrauch aus dem Kamin giftig?
Ja. Laut National Geographic kann der Holzrauch sowohl das Erbgut der Lungenzellen schädigen als auch Krebs verursachen. Außerdem entsteht durch die Verbrennung von Holz viel CO2, was wiederum zu Kopfschmerzen und Atemwegserkrankungen führen kann – mehr dazu in diesem Artikel.
Kann ich meinem Nachbarn den Kamin verbieten?
Wenn Sie sich von dem Rauch des Kamins belästigt oder beeinträchtigt fühlen, können Sie laut der juristischen Abteilung der Haufe Verlagsgruppe gegen den Kaminbesitzer vorgehen. Beispielsweise können Sie eine Unterlassung der immissionsauslösenden Handlung (siehe §§ 1004, 906 BGB) vor dem Zivilgericht verlangen, heißt es auf der Internetseite. Dafür müssen jedoch die Beeinträchtigung sehr stark und der offiziell festgesetzte Grenzwert für Immissionen überschritten sein (ab 2024 gilt: 0,125 g/Quadratmeter Kohlenmonoxid und 0,04 g/Quadratmeter Feinstaub)
Wie entferne ich den Kamingeruch aus meinem Haus?
Sicherlich zählt ausgiebiges Lüften zu den offensichtlichsten Maßnahmen. Allerdings kann es sein, dass der Rußgeruch bereits in die Möbel und Textilien eingedrungen ist und es deswegen in Ihrer Wohnung noch immer nach Verbranntem riecht. In diesem Fall sollten Sie die Möbel und wenn möglich die Wände mit etwas Essigwasser und einem weichen, fusselfreiem Lappen nebelfeucht abwischen.
Textilien sollten Sie waschen. Ist das nicht möglich, sollten Sie sie an die frische Luft hängen, sobald der Kaminrauch draußen verzogen ist. Alternativ können Sie die Textilien oder nicht waschbaren Gegenstände auch für ein bis zwei Tage in die Gefriertruhe legen. Dieser Trick hilft ebenfalls, Gerüche zu neutralisieren. Wenn all diese Maßnahmen nicht funktionieren, können Sie zu einem Textilerfrischungsspray greifen.
Fazit
Wenn Sie sich durch den Kaminrauch vom Nachbarn gestört fühlen, sollten Sie erst einmal das Gespräch mit der Person suchen. Wenn das nicht hilft, können Sie sich an die zuständige Behörde wenden. Diese beauftragt dann einen Schornsteinfeger, der die ordnungsgemäße Verwendung des Kamins überprüft. Wenn alles in Ordnung ist, müssen Sie die Beeinträchtigung durch den Kaminrauch akzeptieren.
- haufe.de: "Holzöfen und Kamine (Hausfeuerungsanlagen) / 6.3 Nachbarrecht"
- frag-einen-anwalt.de: "Kaminrauch vom Nachbarn dringt in Wohnung ein"
- schornsteinfegermeister.de: "Schornsteinfeger-Informationen über Rauchbelästigung"
- nationalgeographic.de: "Kaminöfen: schön oder schädlich?"