GDL bekommt Rahmentarifvertrag Weselsky setzt sich gegen die Bahn durch
Bahnkunden können aufatmen: Den Schlichtern ist es gelungen, den nervenaufreibenden Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nach einem Jahr zu beenden.
"Alles ist unterschrieben, der Tariffrieden ist hergestellt", sagte der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck, einer der beiden Schlichter. Die Streikgefahr sei damit endgültig gebannt.
Der strahlende Gewinner dabei ist GDL-Chef Claus Weselsky. "Es gibt seit gestern Abend einen Bundesrahmentarifvertrag Zug", bestätigte der zweite Schlichter, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Damit ist eine zentrale Forderung der GDL erfüllt. Nach Angaben der Schlichter wurden insgesamt 16 Verträge unterschrieben.
Weselsky: "Alles ist gut gelaufen"
"Alles ist gut gelaufen. Danke an die Deutsche Bahn, dass sie es ermöglicht hat, die Tarifverträge zu unterzeichnen", sagte Weselsky bei einer Pressekonferenz. "Wir haben ein Grundsatzpapier mit der Bahn unterschrieben und bis 2020 vereinbart, dass wir unabhängig Tarifverträge abschließen werden", so Weselsky.
Auch Bahn-Vorstand Ulrich Weber äußerte sich zu der Vereinbarung: "Wir haben ein Ergebnis, das dazu führt, dass unsere Kunden Planungssicherheit bekommen.“
Mehr Geld, weniger Arbeit
Die Übereinkunft sieht spürbare Einkommenserhöhungen und eine Verkürzung der Arbeitszeit vor. Die Entgelte steigen bereits zum 1. Juli um 3,5 Prozent und am 1. Mai nächsten Jahres um weitere 1,6 Prozent, wie Ramelow mitteilte. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 350 Euro. Das entspricht dem Ergebnis, das die Bahn im Mai mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erzielt hatte.
Nach Angaben von Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber profitieren 160.000 Kollegen. 2018 sinkt nach den Worten von GDL-Chef Claus Weselsky die wöchentliche Arbeitszeit des Zugpersonals um eine Stunde auf 38 Stunden. Zudem gibt es Regelungen zur Altersteilzeit und zu Überstunden sowie Neueinstellungen.
Eine Konfrontation wie im zurückliegenden Jahr soll künftig vermieden werden - mit einem neuen Schlichtungsverfahren. Es gilt erst einmal bis zum Jahr 2020. Demnach kann jede Seite eine Schlichtung herbeiführen, wenn es in den Verhandlungen nicht mehr vorangeht.
Neun Streiks in einem Jahr
Die Schlichter hatten fünf Wochen lang um eine Lösung im festgefahren Konflikt gerungen. "Wenn sie über den Tisch eine Glühbirne zwischen die Verhandlungspartner gehängt hätten, die hätte geleuchtet", sagte Platzeck über die Spannungen zwischen den Konfliktparteien. Aber jetzt könnten "alle in Ruhe ihre Urlaubsfahrkarten kaufen", so Ramelow.
Die Bahn und die GDL hatten zuvor knapp ein Jahr nahezu ergebnislos verhandelt, neun Mal ließen die Lokführer die Züge stehen und brachten den Bahnverkehr in großen Teilen zum Erliegen - bis zu fünf Tage am Stück.