Arbeitsministerin Nahles Flüchtlingskrise schafft Tausende Jobs
Durch die Flüchtlingskrise entstehen in Deutschland aktuell Tausende Jobs. Das hat Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) der "Passauer Neuen Presse" gesagt. Als Beispiele nannte sie den Wohnungsbau, das Catering, Sicherheitsdienste und die Betreuung.
"Bei den Einheimischen werden wir daher weiterhin einen Rückgang der Erwerbslosigkeit erleben", sagte die Ministerin. Zugleich bekräftigte sie jedoch die Einschätzung, dass die Zahl der Arbeitslosen durch den Flüchtlingszuzug im kommenden Jahr deutlich steigen wird.
Der Arzt aus Syrien sei nicht der Regelfall. "Wir sollten nicht denken, dass wir jeden ohne größere Anstrengungen gleich integrieren können. Es wird länger dauern, als uns lieb ist." Bis alle die deutsche Sprache so beherrschen, dass sie auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können, werde viel Zeit vergehen, so Nahles. "Für gut qualifizierte Flüchtlinge wird es wie ein Mittelstreckenlauf sein, für alle anderen eher ein Marathon."
Gewerkschaft: Jobchancen in der Gastronomie
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sieht gute Job-Chancen für Asylbewerber in der Gastronomie und in der Lebensmittelindustrie. Junge Flüchtlinge müssten als Voraussetzung aber schnell Sprachkenntnisse erwerben, sagte der nordrhein-westfälische NGG-Landesvorsitzende Thomas Gauger.
"In der Gastronomie werden Fachkräfte gesucht", ergänzte er. Freie Ausbildungsstellen gebe es auch in der Lebensmittel- und Süßwarenindustrie. Chancen hätten interessierte Flüchtlinge zudem im Bäckereihandwerk. "Wenn wir den Menschen eine Perspektive auf Dauer geben wollen, brauchen sie eine Ausbildung", so Gauger.
Jobs bietet die Gastronomie auch ohne Ausbildung. Hilfskräfte müssten aber Sprachkurse belegen, um vorwärtszukommen. Gauger bekräftigte, dass auch Flüchtlinge nicht unter dem Mindestlohn bezahlt werden dürften. "Gesellschaftspolitisch wäre das eine Katastrophe."
Wirtschaft spielt zentrale Rolle bei Integration
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, schlug derweil einen Flüchtlingsgipfel von Politik und Wirtschaft vor. Ohne die Unterstützung der Unternehmen und ihrer Spitzenvertreter werde die Integration scheitern, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Der Staat kann die Flüchtlinge materiell unterstützen, kann ihnen helfen bei Sprachkursen, sie begleiten bei der Integration." Aber letztlich spiele die Wirtschaft eine zentrale Rolle.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will Flüchtlinge mit medizinischen Kenntnissen gezielt für die Gesundheitsversorgung der Asylbewerber einsetzen. "Schon aufgrund ihrer Sprachkenntnisse können Flüchtlinge mit medizinischen Kenntnissen bei der Versorgung in Erstaufnahmeeinrichtungen eine wichtige Hilfe sein", sagte er der "Rheinischen Post". Deshalb müsse es medizinischen Helfern ermöglicht werden, deutsche Ärzte in den Aufnahmeeinrichtungen zu unterstützen. "Sie sind dann nicht als Ärzte tätig, aber an der Seite der Ärzte."