"Sonntagsneurose" Gebildete fühlen sich am Wochenende unwohl
Gebildete, sollte man meinen, haben dank tendenziell besser bezahlter Jobs ein angenehmeres Leben, erst recht in der Freizeit. Weit gefehlt - laut einer Studie ereilt die Akademiker ein ganz bestimmter Wochenend-Blues.
Besonders bei berufstätigen Männern ist dieser Effekt groß, hat Wolfgang Maennig von der Universität Hamburg im Rahmen einer Auswertung des Sozioökonomischen Panels herausgefunden. Dabei gilt offenbar die grobe Formel: Je gebildeter, desto unglücklicher. Als mögliche Erklärung für diese "Sonntagsneurose" nennt Maennig in der Zeitschrift "Harvard Business Manager", dass Höhergebildete am Wochenende Angst vor dem Stress der kommenden Woche entwickeln.
Im Vergleich zu Arbeitern und einfachen Angestellten habe in den vergangenen Jahren der Druck auf die Besserqualifizierten besonders stark zugenommen. Die Belastungen zum Beispiel eines Kassierers oder Bauarbeiters seien besser vorhersehbar als zum Beispiel eines Lehrers oder Unternehmers.
Führungskräfte belastet das süße Nichtstun
Eine weitere Erklärung ist, dass die Befragten lieber am Wochenende arbeiten würden, als Zeit mit der Familie zu verbringen. Vor allem Führungskräfte empfänden Freizeit als belastend, wenn sie in dieser Zeit nichts Produktives tun können. Der Gedanke an die wichtigen Dinge, die noch zu erledigen sind, aber bis Montag warten müssen, mache sie unzufrieden. Für das Sozioökonomische Panel werden jährlich mehr als 20.000 Personen in Deutschland befragt.
Allerdings ergab sich der festgestellte Wochenend-Effekt durch eine Zweitauswertung. Direkt gefragt "Fühlen Sie sich am Wochenende gut oder schlecht?" wurden die Teilnehmer nicht. Gut möglich also, dass auch unter den Akademikern ein Großteil die freien Tage genießt.