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Grexit hätte dramatische Folgen: Was würde passieren?


Absturz ins Chaos
Ein Grexit hätte dramatische Folgen

Von afp
Aktualisiert am 20.06.2015Lesedauer: 3 Min.
Schreckensszenario: Droht den Giechen tatsächlich der "Grexit"?Vergrößern des Bildes
Schreckensszenario: Droht den Giechen tatsächlich der "Grexit"? (Quelle: Reuters-bilder)
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Wirtschaftseinbruch, Massenarbeitslosigkeit, EU-Aus: Mit einem drastischen Szenario hat die griechische Notenbank in dieser Woche vor dem Scheitern der Verhandlungen Athens mit seinen Geldgebern gewarnt.

Ministerpräsident Alexis Tsipras versicherte dem Wiener "Kurier", der Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone könne "keine Option sein, weder für die Griechen, noch für die Europäische Union". Trotzdem rückt das Szenario eines Grexits täglich näher. Was würde dann genau passieren?

Wann und wie kann es zum Grexit kommen?

Der 30. Juni ist das kritische Datum: Dann muss Athen 1,5 Milliarden Euro Kreditschulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF) begleichen. Ohne vorherige Einigung mit den Gläubigern kann Griechenland diese Summe nicht aufbringen. Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Notfinanzierung der griechischen Banken stoppt, droht quasi über Nacht der Finanzkollaps. Die Regierung könnte womöglich schon ab Juli Gehälter und Renten nicht mehr zahlen und müsste zur Drachme zurückkehren oder eine Parallelwährung einführen.

Was würde in Griechenland in den ersten Pleite-Tagen genau passieren?

"Die Bürger würden versuchen, ihre Konten zu plündern und ihre Euro unter ihren Matratzen zu verstecken oder gleich ins Ausland zu schaffen", sagt Ökonom Carsten Hefeker von der Uni Siegen. Die Regierung müsste die Banken vorübergehend schließen und Auslandsüberweisungen und das Abheben großer Beträge unterbinden. Was in Zypern vor drei Jahren relativ geräuschlos über die Bühne ging, hätte in Griechenland wohl spontane Unruhen und Massenproteste zufolge, vermuten Experten und Einheimische. Tiefe Sorge gibt es in der EU darüber, dass Athen für das Krisenszenario offenbar überhaupt keine Vorbereitungen getroffen hat.

Würde sich die Lage beruhigen?

Nein, meint die Notenbank in Athen: Ohne Einigung mit den Gläubigern gerate Griechenland "auf einen schmerzhaften Weg" bis zum Verlust der EU-Mitgliedschaft: Tiefe Rezession, dramatische Einkommenseinbußen, ein Hochschnellen der schon hohen Arbeitslosigkeit. Aus Mangel an Euro-Geldscheinen müsste der Staat Beamte und Rentner mit Schuldscheinen ("Geuros") bezahlen. Leidtragende wären die Schwächsten der Gesellschaft.

Mindestens ein halbes Jahr würde das Chaos dauern, bis die Drachme wieder eingeführt werden könnte, schätzt Hefeker. Importgüter, etwa Medikamente, würden unerschwinglich. Die Abwertung könnte im Gegenzug aber den Export beflügeln - wenn es Exportgüter gäbe. Der Tourismus könnte davon profitieren - in der Theorie. Wahrscheinlicher wäre aber sein Niedergang, weil die Instabilität ausländische Gäste abschreckt.

Stürzt Tsipras sein Land sehenden Auges in den Abgrund?

Der Regierungschef gehe weiter "fest davon aus, dass Europa sein Land nicht fallen lässt", schätzt Susanna Vogt, Leiterin des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Athen. Tsipras' Spar-Verweigerung richte sich "nahezu ausschließlich an die griechischen Wähler". Allerdings wollen fast 70 Prozent der Bevölkerung im Euro bleiben, 68 Prozent erwarten einen Kompromiss in Brüssel. Ließe Tsipras die Verhandlungen scheitern, würde er also auch sein politisches Überleben aufs Spiel setzen.

Was steht für die EU auf dem Spiel?

"Würden wir jetzt sagen 'Schluss', dann wären für Deutschland auf einen Schlag etwa 70 Milliarden Euro verloren", sagt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Immerhin könne die EZB die Ansteckungsgefahr für andere Euro-Länder eindämmen, meinen Analysten der deutschen Traditionsbank Berenberg. Auch die Banken außerhalb Griechenlands seien inzwischen auf der sicheren Seite.

Für ING-Chefökonom Carsten Brzeski stünde die Eurozone hingegen auf Dauer vor einer Zerreißprobe, sollte ein solcher Exit erstmals zur politischen Alternative werden. US-Finanzminister Jacob Lew warnt gar vor einer "generellen Unsicherheit für Europa und die Weltwirtschaft".

Auch über die Wirtschaft hinaus sind die Risiken groß: Ein am Boden liegendes Griechenland wäre beispielsweise kaum länger in der Lage, den massiven Flüchtlingsandrang zu bewältigen. Und durch eine weitere Annäherung an Russland könnte Athen zum empfindlichen Störfaktor in der Nato und in der EU-Außenpolitik werden.

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