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Neue Steuerregelung | Kirchen geben Banken Schuld an Austrittswelle


Neue Steuerregelung
Kirchen geben Banken Schuld an Austrittswelle

Von dpa-tmn, t-online, dpa, afp
12.08.2014Lesedauer: 3 Min.
Einem Bericht zufolge kehren immer mehr Menschen der Kirche den Rücken. Kirchenvertreter haben die Ursache dafür bereits gefunden.Vergrößern des Bildes
Einem Bericht zufolge kehren immer mehr Menschen der Kirche den Rücken. Kirchenvertreter haben die Ursache dafür bereits gefunden. (Quelle: dpa-bilder)

Den Kirchen laufen die Mitglieder davon. Den Grund dafür haben - zumindest die Kirchen - bereits gefunden. Kirchenvertreter sind sich einig: Schuld an der Misere haben die Banken.

Die Geldhäuser sollen die Kirchenmitglieder nämlich in den vergangenen Monaten mit ihren Informationen über das neue Verfahren zur Erhebung der Kirchensteuer verunsichert haben, so die Evangelische Kirche in Hessen Nassau laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Sogar zum Austritt sollen die Finanzinstitute geraten haben, sagte der Finanzchef der rheinischen Landeskirche, Bernd Baucks, gegenüber der Zeitung.

Der Sprecher des Verbandes der Deutschen Kreditwirtschaft wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Das neue Verfahren wurde maßgeblich auf Initiative der Kirchen eingeführt. Die Kreditinstitut sind bei der Anwendung des Verfahrens lediglich durchleitende Instanzen für die Kirchensteuerbeträge von Kunden zugunsten der Kirche", so der Sprecher gegenüber "FAZ".

Der Hintergrund: Ab 2015 gilt für die Kirchensteuer auf Kapitalerträge ein automatisiertes Abzugsverfahren. Banken, Versicherungen und Kapitalgesellschaften müssen daher erstmals die Religionszugehörigkeit ihrer Kunden und Anteilseigner beim Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) ab.

"Nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt"

Das Medien-Echo zu diesem Vorwurf blieb nicht aus. Die "Nürnberger Zeitung" glaubt nicht daran, dass das Verfahren der einzige Grund ist: "Die Tebartz-van-Elst-Affäre und damit die mutmaßliche Verschwendungssucht der Kirchen oder die Missbrauchsfälle im Kirchenkontext haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Das neue Bankeinzugsverfahren ist also nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Wer noch einen letzten Grund gesucht hat, um der Kirche den Rücken zu kehren, der glaubt ihn jetzt gefunden zu haben. Wer Kirchensteuer zahlt, stärkt die Solidargemeinschaft. Freilich haben es die Kirchen verpasst, diese wichtige Botschaft noch einmal mitzuliefern als es darum ging, den Bankeinzug zu kommunizieren".

"Deshalb auszutreten, wäre lachhaft"

Auch die "Rheinische Zeitung" aus Düsseldorf sieht das Verfahren nicht als Hauptschuldigen: "Es ist verblüffend, welche Argumente Menschen nutzen, die den christlichen Kirchen den Rücken kehren wollen. Das Abzugsverfahren in Sachen Kirchensteuer kann man dafür nun wirklich nicht anführen - jedenfalls nicht, wenn es um die zu zahlende Steuer geht. Nur mal zum Nachdenken: Wer 2000 Euro Zinsertrag in einem Jahr erzielt, der zahlt darauf etwa 44 Euro Kirchensteuer, von denen er sich den zu viel gezahlten Teil über die Steuererklärung zurückholen kann. Deshalb auszutreten, wäre lachhaft. Wer das tut, muss sich fragen lassen, warum er überhaupt noch Mitglied war. Denn faktisch hat sich nichts verändert."

Zahl der Austritte stark gestiegen

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern habe von Januar bis Juni 2014 etwa 14.800 Austritte verzeichnet, berichtete die "FAZ" vergangene Woche. Das seien gut 50 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2013, als etwa 9700 Austritte registriert wurden. Einen ähnlichen Trend gibt es demnach in der Evangelischen Kirche in Württemberg. Dort stieg die Zahl der Kirchenaustritte in den ersten drei Monaten dieses Jahres verglichen mit dem Vorjahreszeitraum von 3500 auf 5500.

In der Landeskirche Hannover werde mit etwa 30 bis 40 Prozent mehr Austritten gerechnet, berichtete die Zeitung ohne Nennung der absoluten Zahlen. Vertreter der evangelischen Kirche mutmaßten, dass die Zunahme mit den geplanten Änderungen bei der Kirchensteuererhebung zu tun hat. "Diese Zahlen legen die Vermutung nahe, dass es tatsächlich einen direkten Zusammenhang zwischen dem ab 1. Januar 2015 geplanten neuen Verfahren bei der Erhebung von Kirchensteuer auf Kapitalertragsteuer und den vermehrten Kirchenaustritten gibt", zitierte die Zeitung den Stuttgarter Oberkirchenrat.

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