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Deutsche sparen beim Wasser - zu Unrecht?


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Deutsche sparen beim Wasser - zu Unrecht?

Von dpa, afp, t-online
Aktualisiert am 10.11.2012Lesedauer: 3 Min.
Die Deutschen reduzieren ihren Wasserverbrauch immer weiterVergrößern des Bildes
Die Deutschen reduzieren ihren Wasserverbrauch immer weiter (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die Menschen in Deutschland verbrauchen immer weniger Wasser. Im Jahr 2010 zapften die Bürger und Bürgerinnen pro Einwohner und Tag durchschnittlich 121 Liter Trinkwasser ab, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Das war ein Liter weniger als im Jahr 2007. Im Jahr 1991 wurden sogar noch 23 Liter mehr Wasser abgegeben. Insgesamt flossen im Jahr 2010 fast 3,6 Milliarden Kubikmeter Trinkwasser an Haushalte und Kleingewerbe.

Für die einen ist das eine gute Nachricht, für die anderen eine schlechte. Während Umweltschützer auf weiteres Wassersparen drängen, sorgt sich die Wasserwirtschaft wegen der zunehmenden Sparsamkeit. Und die Wissenschaft steht in der Mitte: Sie empfiehlt nicht einen sparsamen, sondern einen sorgsamen Umgang mit Wasser.

Zu wenig Wasser im Kanal

Wasser zu sparen sei ein Trend, der zunehmend zu einem Kostenfaktor werde, sagt der Sprecher des Verbandes der kommunalen Unternehmen (VKU), Carsten Wagner. Denn übertriebenes Wassersparen führe zu Problemen in Leitungen und Abwasserkanälen, erklärte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, Martin Weyand. "Schon heute spülen die Wasserversorger in vielen Regionen die Leitungen und Kanäle mit Wasser, damit Rückstände ausgespült werden." Das kostet Geld.

"Im Mittel stehen deutschlandweit pro Jahr 182 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung. Die öffentliche Wasserversorgung nutzt davon lediglich drei Prozent", betonte VKU-Geschäftsführer Hans-Joachim Reck. Er kritisierte Überlegungen der EU, verpflichtende Standards für Geräte wie Duschköpfe einzuführen. Denn wenn noch weniger Wasser durch die Leitungen flösse, "würden durch technische und hygienische Probleme die Kosten für die Netzinfrastruktur unnötigerweise in die Höhe getrieben".

Wassersparen spart auch Energie

Es müssten zwar nicht unbedingt noch weitere große Mengen gespart werden, sagte Erik Gawler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Aber: "Die Vorstellung von einer großen Badewanne mit Wasser, in die man nach Belieben rein greifen kann, ist ökologisch falsch." Wasser sei nicht einfach gratis zu haben.

Rüdiger Rosenthal vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hält am Sparziel fest: "Sparen ist nach wie vor angezeigt wegen des Klimawandels, der auch in Deutschland in manchen Regionen für Wasserknappheit sorgt." Wer wenig Wasser verbrauche, spare zudem Energie. Die Entwicklung von Technologie zum Wassersparen könne auch weltweit helfen, das kostbare Gut einzusparen.

Trinkwasserexpertin Ingrid Chorus vom Umweltbundesamt forderte, sorgsam mit Wasser umzugehen. "Die Toilette ist kein Abfalleimer für nicht benutzte Arzneimittel, Lack- und Farbreste." Wer kaltes statt warmes Wasser verwende, spare nicht nur Energie. "Damit tun wir auch etwas Gutes für die Qualität des Trinkwassers, denn wenn es lauwarm in der Leitung steht, können darin Legionellen wachsen."

Wasser wird auch unsichtbar verbraucht

Otmar Lell vom Bundesverband Verbraucherzentralen hält den Wasserverbrauch für ein Umweltproblem, das unsichtbar in den Produkten steckt. "Dies gilt besonders für Nahrungsmittel, die wir konsumieren und die häufig in wasserarmen Regionen der Erde mit hohem Wasserverbrauch hergestellt werden." In einem Kilogramm Rindfleisch etwa steckten rund 15.500 Liter sogenanntes virtuelles Wasser, in einer Tasse Kaffee 140. Chorus ergänzt: "Beim Einkauf können die Deutschen die Umwelt schonen, indem sie auf Flaschenwasser verzichten und stattdessen das Wasser aus dem Hahn genießen."

Solange die Wasser- und Abwasserkosten in Deutschland über den Verbrauch abgerechnet werden, dürfte sich an der möglicherweise übertriebenen Sparsamkeit der Bürger aber nichts ändern. Wenn die Kommunen wollen, dass der Wasserverbrauch nicht weiter sinkt, müssen sie über neue Preismodelle nachdenken. Beim Müll etwa wird die Entsorgung auch nicht über das Gewicht, sondern nur grob über das Volumen der Tonne abgerechnet.

Ostdeutsche verbrauchen weniger Wasser

Die verbrauchten Wassermengen selbst sind in Deutschland regional sehr unterschiedlich verteilt: Während in den westdeutschen Flächenländern im Jahr 2010 je Einwohner und Tag durchschnittlich 126 Liter abgegeben wurden, waren es in Ostdeutschland nur 93 Liter. An die öffentliche Trinkwasserversorgung war im Jahr 2010 nahezu die gesamte Bevölkerung (99,3 Prozent) angeschlossen.

Große Unterschiede beim Abwasser

Anders sieht es beim Abwasser aus: Rund 2,8 Millionen Bürger sind nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen. Das waren etwa 400.000 weniger als 2007. Grund ist meist ein abgelegener, kleiner Wohnort, so die Statistiker.

Dabei schneidet der Osten schlechter ab: In den westdeutschen Flächenländern sind 97,6 Prozent der Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation angeschlossen, in Ostdeutschland (ohne Berlin) aber nur gut 90 Prozent.

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