Karibik bereits verwüstet Hurrikan "Matthew" nimmt Kurs auf die USA
Nach Verwüstungen und Toten auf mehreren karibischen Inseln steuert Hurrikan "Matthew" auf die Bahamas und die US-Küste zu. Rund 1,3 Millionen Menschen mussten auf Kuba ihre Häuser verlassen.
Für das ohnehin katastrophengeplagte Haiti sagte die Europäische Union bereits 255.000 Euro Soforthilfe zu. Der Sender CNN berichtete, dass es allein im Bundesstaat South Carolina nötig werden könnte, bis zu eine Million Menschen in Sicherheit zu bringen.
Der Wirbelsturm soll nach der Prognose des US-Hurrikan-Zentrums noch am Mittwoch die Bahamas erreichen und am Donnerstagabend nahe an der Ostküste des US-Bundesstaats Florida vorbeiziehen. In Florida und South Carolina sowie Teilen von Georgia und North Carolina verhängten die Behörden den Notstand. US-Präsident Barack Obama sagte eine für Mittwoch geplante Wahlkampfveranstaltung in Florida ab. Er wollte sich stattdessen im Hauptquartier der nationalen Katastrophenschutzbehörde FEMA über die Vorbereitungen informieren.
"Matthew" traf mit 220 Kilometern pro Stunde auf Kuba
Hurrikan-Warnungen galten laut dem US-Hurrikan-Zentrum in Miami auch weiter für Haiti und Teile Kubas. Am Dienstagabend war "Matthew" mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 Kilometern pro Stunde auf den äußersten Osten von Kuba getroffen.
"Wir haben Wellen von drei bis vier Metern Höhe. Außerdem heftigen Regen und leichte Überschwemmungen", sagte der Leiter des Zivilschutzes der kubanischen Stadt Baracoa, Tony Matos. Bäume stürzten um, Straßen wurden überschwemmt. Die kubanischen Behörden hatten die Bevölkerung in der Küstenregion aber bereits seit Tagen auf den Wirbelsturm vorbereitet. Die US-Streitkräfte zogen Teile ihres Personals von der Militärbasis Guantánamo ab.
Tausende Menschen verlieren Obdach
Zuvor war "Matthew" über den Westen von Haiti und Teile der benachbarten Dominikanischen Republik hinweggefegt. Zahlreiche Straßen standen unter Wasser, Bäume und Strommasten knickten um. Die wichtigste Brücke zwischen Haitis Hauptstadt Port-au-Prince und den Departments im Süden stürzte ein. Häuser und Felder wurden beschädigt. Tausende suchten Schutz vor Wind und Regen.
Zelte und Wellblechhütten, in denen zahllose Menschen seit dem verheerenden Erdbeben von 2010 gelebt hätten, seien einfach "weggeblasen" worden, berichtete der Leiter der deutschen Hilfsorganisation Humedica, Wolfgang Groß, aus Port-au-Prince dem Sender SWRinfo.
Noch mehr Tote befürchtet
Nach Angaben des Radiosenders Metropole kamen drei Menschen in Haiti ums Leben. Die Regierung rechnete aber mit einer höheren Opferzahl. "Wir haben schon Tote gesehen: Menschen, die draußen auf See waren. Es gibt Vermisste. Es gab Leute, die die Warnungen ignorierten", sagte Haitis Interimspräsident Jocelerme Privert nach Angaben von CNN.
In Haiti wurde mit schweren Schäden gerechnet. "Viele Regionen wurden stark gerodet. Der Hurrikan bringt mit bis zu 600 Millimetern pro Quadratmeter extreme Regenmengen mit, so dass neben Sturmschäden vor allem die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen extrem hoch ist", sagte der Leiter der Auslandshilfe des Arbeiter-Samariter-Bunds (ABS), Carsten Stork.
Seuchen könnten sich schnell verbreiten
In dem völlig verarmten Karibikstaat wurden nach Angaben der Vereinten Nationen 1300 Notunterkünfte mit einer Kapazität für 340.000 Menschen eingerichtet. Allerdings sei fraglich, ob die Evakuierungszentren dem anhaltenden heftigen Sturm standhalten könnten. Die Europäische Union gibt 255.000 Euro Soforthilfe, auch das Caritas-Hilfswerk sagte der Region unmittelbare Unterstützung in Form eines Hilfsfonds zu.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen warnte, mehr als vier Millionen Kinder könnten von den Auswirkungen von "Matthew" betroffen sein. "Das ist der schlimmste Sturm in Haiti seit Jahrzehnten und die Schäden werden zweifellos beträchtlich sein", sagte der örtliche Unicef-Vertreter Marc Vincent. Ein weiteres großes Problem könnte sich für das Land nach dem Sturm ergeben: Das viele stehende Wasser bildet eine perfekte Grundlage für die Ausbreitung von Seuchen.
Präsidentenwahl ungewiss
Fraglich war, ob das Land angesichts der Verwüstungen die für kommenden Sonntag angesetzten Präsidentenwahlen abhalten kann. Sollte die Abstimmung abgesagt werden, sind Unruhen zu befürchten. Haiti ist politisch äußerst instabil, das Ergebnis der letzten Wahl wurde wegen Manipulationsvorwürfen annulliert.
Auch in der Dominikanischen Republik wurden nach Angaben des örtlichen Zivilschutzes vier Personen getötet. Auf der Inselgruppe St. Vincent und die Grenadinen soll laut CNN ein Teenager bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen sein, der von den Ausläufern "Matthews" verursacht wurde.