Kein Hacker, aber zu viele Sonderwünsche Das legte die "Quizduell"-App wirklich lahm
Wenn nichts funktioniert, war es immer die Technik. So ist es auch beim "Quizduell". Jetzt melden sich die Menschen zu Wort, die hinter der Technik stecken und sagen, wer aus ihrer Sicht wirklich schuld ist an dem Show-Desaster.
Es sei kein Hacker am Werk gewesen, und die persönlichen Daten der Smartphone-Nutzer, die mitspielten, seien nie in Gefahr gewesen, soweit die guten Nachrichten und die einfachen Antworten vorneweg. Dass es nicht einfach sein würde, ein solches Mammutprojekt in extrem kurzer Zeit zu stemmen, war den Entwicklern der App von "Grandcentix" von vornherein klar.
Bis zur letzten Minute gefeilt
Ralf Rottmann, Gründer der Kölner Programmier-Firma gab jetzt zu, dass man sogar überlegt habe, den Auftrag ganz abzulehnen. Dabei haben sie Erfahrung mit Großprojekten, beispielsweise stammt die Technik zur ESC-Auswertung aus ihrem Haus.
Gegenüber "RP-Online" sagte Rottmann "Wir haben sprichwörtlich bis zur letzten Minute bei der Premierensendung die letzten Funktionen eingebaut". Das Problem lag in den kurzfristigen Änderungswünschen der ARD, wie die zur Auswertung und Statistik der Mitspieler. "Wir wollten es Jörg Pilawa ermöglichen zu sagen, ob die Antwort schneller von der Ost-Deutschen Hausfrau oder vom Süddeutschen Rentner gegeben wurde", so Rottmann auf der Veranstaltung "Cologne Interactive".
Pilawas technischer Irrtum
Der App-Chef fand zwar Pilawas Professionalität bewundernswert, mit der er die Pannen überspielte, doch er kritisiert ihn auch ein bisschen: Das mit den 14.000 Servern habe Pilawa falsch verstanden. Während der hektischen Fehlersuche im Studio erklärte Quizmaster Pilawa den Ausfall in der Live-Sendung damit, dass ein Hacker 14.000 Server lahmgelegt hätte. Eigentlicher Grund sei aber eine Überlastung der Kapazität gewesen. Um diese auszutesten, blieb im Vorfeld nicht mehr genügend Zeit.
Das Märchen vom Hacker
"Ein Angriff durch Dritte kann als Ursache für den Ausfall bei der Premiere mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden", heißt es bei "Grandcentrix". Und hier noch ein bisschen technischer in "Programmiersprache": "Tatsächlich hatten die kurzfristig integrierten, umfangreichen Berechnungen in Echtzeit dazu geführt, dass die Plattform von Grandcentrix automatisiert Rechenkapazität im Grenzbereich bereitzustellen versucht hat. Dieses Szenario stellte sich auf den ersten Blick wie ein koordinierter Denial-of-Service Angriff dar, was dazu führte, dass zunächst von 'Hackern' die Rede war."
Komplexes Unterfangen ohne Pilotprojekt
Ein solch komplexes Projekt ist eine große technische Herausforderung, dazu kommen Zeitdruck, Live-Bedingungen mit zahlreichen Unwägbarkeiten und das alles ohne Vorbilder und Pilotprojekte. Die größte Herausforderung für die Programmierer ist die TV-Synchronität: Sämtliche Benutzer des Massenpublikums müssen parallel geschaltet werden - ansonsten funktioniert das Format nicht. Jetzt jedenfalls laufen die Belastungstests.
Eine vergleichbare Lösung gebe es im deutschen TV Markt bisher nicht, so die Entwickler, weder bezogen auf den geplanten Grad der direkten Interaktivität, noch auf die technologische Komplexität. Und mit einem Seitenhieb auf die Konkurrenz: "Auch wenn andere Sender die Quizduell-Berichterstattung zynisch zu nutzen versucht haben, um ihre eigenen Angebote ins Rampenlicht zu stellen, leistet keine zurzeit am Markt verfügbare App echte TV-Synchronität, an die sich ITV Studios Germany mit dem Quizduell gewagt hat." Tatsache ist, keine App eines Senders ist auf mehr als 14 Millionen Smartphones installiert.
So cool reagieren die App-Macher
Die App-Macher bleiben cool und stolz auf ihr Produkt. Ihre Antwort auf die Häme im Netz: "Wer es wirklich besser kann, darf sich gerne bei uns bewerben und im Rahmen unseres Einstellungs-Assesments ein Proof-of-Concept unter Beweis stellen."
Auf ihrer Homepage haben die Entwickler von "Grandcentrix" jetzt Fragen und Antworten zusammengestellt