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Zum journalistischen Leitbild von t-online.TV "Tatort": Kommissar Raubein ermittelt im Problemviertel
Verwahrloste Wohnhäuser, lausige Lebensverhältnisse und spielende Kinder in zugemüllten Hinterhöfen. So kam der zweite "Tatort" aus Dortmund daher - und war als Tourismuswerbung für die Stadt somit kaum zu gebrauchen. Dafür waren die Szenen mit osteuropäischen Zuwanderer-Familien in Not umso ehrlicher und beklemmender. Derweil stellte Faber (Jörg Hartmann) die Zuschauer mit seinen Ausrastern erneut auf die Probe und handelte sich obendrein eine blutige Nase ein.
Schauplatz Stadtbezirk Nordstadt: Ausländische Prostituierte und Tagelöhner bevölkern Straßen- und Arbeiterstrich. Rivalisierende Zuwanderer-Gruppen machen sich gegenseitig das Revier streitig. Dann ein Mord an einem türkischen Zuhälter mit Gangster-Rap-Allüren, nachdem schon zuvor ein Bulgare, "abgefackelt" in einem Auto aufgefunden wurde. Kein Wunder, dass Faber, Bönisch (Anna Schudt), Kossik (Stefan Konarske) und Dalay (Aylin Tezel) in „Mein Revier“ zuerst an eine Machtfehde glauben und sich den zwielichtigen Chef des ermordeten Bürec vorknöpfen.
Faber kriegt was auf die Nase
Doch bei dessen Vernehmung bleibt es nicht. Denn währenddessen blafft Faber den Verdächtigen (Adrian Can) dermaßen unverschämt an, bis er in bester Schimanski-Manier eine blutige Nase kassiert. In weiteren Szenen drischt Kommissar Raubein zur Rekonstruktion eines Tathergangs schon mal mit dem Baseballschläger auf ein Auto ein oder droht im Suff von einer Brücke in den Tod zu springen.
Eine überraschende Wende nahm der Film, als der gewaltbereite Nordstadt-Cop Polland (Matthias Komm) ins Spiel kam. Bis dieser die Tat beim Showdown sogar gestand, hatten Faber und Bönisch durch ihre Rollenspiele längst erahnt, dass auch Pollands Noch-Frau und Streetworkerin im Rotlichtmilieu (Tanja Schleiff) ein Tatmotiv hat: die unter Bürecs Fittiche geratene Prostituierte Jelena (Simona Theoharova) vor dem Zuhälter zu schützen.
Für Freunde von Krimis der leisen Töne dürften das Team allein schon ob Fabers irren Aktionen eher anstrengend sein. Schade eigentlich, denn in seiner Rolle als verwitweter Cop mit kaum kontrollierbaren Depressionen (und all ihren Folgen) brilliert Darsteller Hartmann absolut - wenn auch unüberhörbar laut. Und obwohl auch Bönisch in der gestrigen Folge nicht zurücksteckte und sich zur Bekämpfung ihres Familienfrusts einen Callboy für einen Quickie spendierte, dominierte Faber das Geschehen einmal mehr.
Showdown mit Überraschungseffekt
Der zweite Fall der Dortmunder bestach mit einem schlüssigen Fall und einer nachvollziehbaren Auflösung. Zwar drohten das eigenwillige Profiling und die persönlichen Zerwürfnisse der Ermittler ebenso etwas auszuufern wie schon im ersten Krimi. Aber vielleicht haben Faber & Co. ihr Revier im "Tatort"-Milieu ja gerade wegen dieser Exzentrik bereits jetzt erfolgreich abgesteckt.
Programmhinweis: An diesem Dienstag um 00:35 Uhr läuft der "Tatort: Mein Revier" noch einmal im Ersten.