TV "Tatort": Borowski, Barschel und der traurige Sturz eines Politikers
Der Fall Uwe Barschel als Thema eines "Tatorts": Darüber war im Vorfeld von "Borowski und der freie Fall" viel berichtet worden. Dabei bildete der mysteriöse Todesfall des Politikers in einer Genfer Hotelbadewanne nur einen Aspekt des Kieler Krimis. Der war im Übrigen gerade dann besonders stark, wenn er nicht direkt auf Barschel Bezug nahm, sondern vom traurigen Abgang eines fiktiven Politikers erzählte.
Ob Karl-Theodor zu Guttenberg oder Christian Wulff - in der letzten Zeit gab es einige Politiker, deren glänzende Karrieren innerhalb kürzester Zeit ein jähes Ende nahmen. Und genauso ergeht es dem von Thomas Heinze sehr überzeugend dargestellten Minister Karl Martin von Treunau im Kieler "Tatort". Doch es sind weder Doktorarbeit noch Urlaubsreise, die den Politiker zu Fall bringen, sondern sein sexuelles Doppelleben: Zuhause spielt er den braven Ehemann und Familienvater, doch zugleich ist er mit dem schwulen Autor Dirk Sauerland liiert, dessen Leiche zu Beginn des Krimis aufgefunden wird.
"Politiker würden die besten Mörder abgeben"
Als dieses Doppelleben ans Licht kommt, sieht sich von Treunau gezwungen, von dem ihm anvertrauten Amt zurückzutreten und der Presse Rede und Antwort zu stehen. Erst ab diesem Zeitpunkt, wenn er bereit ist, die Konsequenzen aus seinem Verhalten zu ziehen, wirkt der frischgebackene Ex-Minister sympathisch - auch wenn er schließlich gesteht, der Firma seines Geliebten einen millionenschweren Auftrag zugeschustert zu haben.
"Politiker würden die besten Mörder abgeben. Sie haben ein dickes Fell, wenig Kontakt zu ihren Gefühlen und einen vertrauten Umgang mit der Unwahrheit", sinniert Kommissar Borowoski (Axel Milberg) anfangs noch angesichts des aalglatten Ministers. Doch wenn von Treunau ihm schließlich mit Tränen in den Augen verliebte Schnappschüsse von sich und seinem verstorbenen Partner zeigt, bleibt selbst der sonst so kühle Kieler nicht ganz kalt.
Neben Heinze als von Treunau glänzt auch Marie-Lou Sellem als smarte Polittalkerin Ulla Jahn. Die ist zwar mit "Tagesschau"-Moderator Tom Buhrow (der einen Gastauftritt hat) per Du, muss aber mit allen Mitteln gegen die Absetzung ihrer schwächelnden Show kämpfen. Zu guter Letzt entpuppt sie sich als Mörderin ihres Ex-Mannes Dirk Sauerland - nicht aber, bevor sie in ihrer Sendung vor laufender Kamera versucht hat, den Mord dessen Geliebtem von Treunau in die Schuhe zu schieben.
Brandt begeistert sich für Verschwörungstheorien
Doch der Mord an Sauerland interessiert Borowski und vor allem seine eifrige junge Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) oft nur am Rande. Denn nachdem sie bei dem Schriftsteller Fotos gefunden haben, die mit dem Tod von Uwe Barschel in Verbindung stehen, ist Brandt ganz versessen darauf, alle möglichen Verschwörungstheorien zu formulieren. "Sie sind ja nicht nur Epileptikerin, sondern auch total übergeschnappt!", darf sie sich zwar daraufhin von Borowski anhören, doch letztlich lässt auch der sich von der Barschel-Begeisterung erfassen.
Das Ermittlerduo reist sogar nach Genf und steigt dort im Hotel "Beau Rivage" ab, wo Barschel vor 25 Jahren starb. Fiktion und Realität sind dabei durchaus spannend und überzeugend verquickt. Doch der Tod des ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten wird natürlich nicht aufgeklärt - das wäre etwas zu viel verlangt gewesen. Stattdessen üben sich Borowski und Brandt in einem launigen Schlussdialog: "Vielleicht werden wir den Fall Barschel eines Tages lösen" - "Versprochen?" - "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort..."