"Es ist Zeit, sich zu distanzieren" Simon Verhoeven rechnet mit Dieter Wedel und der Branche ab
Dieter Wedel soll mehrere Frauen sexuell belästigt, sogar vergewaltigt haben. Die deutsche Filmbranche habe von den Vorwürfen gewusst, aber nicht reagiert, stattdessen geschwiegen. Mit dieser Branche rechnet Simon Verhoeven jetzt ab.
Er gilt mittlerweile als Deutschlands Harvey Weinstein. Die Vorwürfe gegen Dieter Wedel sind massiv. Anfang Januar veröffentlichte das "Zeit Magazin" Anschuldigungen dreier Schauspielerinnen gegen den 75-Jährigen. Er habe sie in den Neunzigerjahren sexuell belästigt, eine von ihnen sogar vergewaltigt. Seitdem melden sich immer mehr Frauen zu Wort. Auch Filmemacher Simon Verhoeven rechnet jetzt mit dem Regisseur und der gesamten Branche ab.
"Jeder wusste von den ätzenden Geschichten"
"Ich kann nur jedem empfehlen, den Artikel über den Regisseur Dieter Wedel in der aktuellen 'Zeit' zu lesen", beginnt der 45-Jährige seinen Post auf Facebook. "Fakt ist: Jeder, der in der Filmbranche eine Zeit lang gearbeitet hat, wusste von den ätzenden Geschichten über Wedel. Dass er am Set Schauspieler tyrannisiere, dass er ein eitler, egomanischer Schreihals sei, ein Arschloch."
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Diese Ausmaße habe niemand wahrhaben wollen. "Ich schäme mich für die Mechanismen meiner Branche, die es diesem Sadisten und brutalen Gewalttäter erlaubt haben, jahrzehntelang Frauen zu vergewaltigen und Menschen zu quälen – geschützt durch das Schweigen der Sender, Produktionen und Filmschaffenden, die mit Wedel arbeiteten." Aus Angst und Scham habe man seine Taten "verharmlost, verdrängt und verschwiegen", so der Sohn von Senta Berger.
Der 75-Jährige gilt als einer der erfolgreichsten Regisseure Deutschlands. Man habe ihn machen lassen, um vielleicht doch noch "mit Dieter Wedel einen Quotenhit zu landen". "Und das ist vielleicht die deprimierendste Erkenntnis überhaupt: Dass man bereit war, für einen Quotenerfolg mit einem Monster zu arbeiten."
"Es ist Zeit, sich von diesem Mann zu distanzieren"
Simon Verhoeven dankt den Frauen, "die ihre Scham überwunden haben und jetzt geholfen haben, diesen Mann zu entlarven". Dasselbe erwarte er jetzt auch von den Sendern und Produktionsfirmen, "die mit diesem Drecksack jahrzehntelang gearbeitet und Erfolge gefeiert haben". Sie sollen offen sagen, was sie damals "wussten, ahnten und in Kauf nahmen". "Es ist Zeit, sich von diesem Mann aufs Deutlichste zu distanzieren, seine Serien nie wieder auszustrahlen und sich bei den Opfern zu entschuldigen."
Quellen und weiterführende Informationen:
- Facebook-Page von Simon Verhoeven
- Dieter Wedel im Zwielicht