Lohfink-Prozess Zeugin stützt Aussage von Gina-Lisa
Im Prozess gegen das Model Gina-Lisa Lohfink hat die Verteidigung überraschend eine Zeugin mit einer ähnlichen Geschichte wie die der Angeklagten präsentiert.
Vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten berichtete am Montag Elena H., sie habe genauso wie Lohfink gegen ihren Willen Sex mit dem ehemaligen Nachtclub-Manager Sebastian Castillo Pinto gehabt. Der 33-Jährige hatte zuvor alle Vorwürfe abgestritten.
Die Staatsanwaltschaft wirft Lohfink vor, sie habe ihre Bekannten Pinto und dessen Freund Pardis F. wider besseres Wissen der Vergewaltigung bezichtigt. Im Falle einer Verurteilung drohen der 29-Jährigen 24.000 Euro Strafe.
K.O.-Tropfen im Cocktail?
Die 35-jährige Elena H. sagte, sie sei im Jahr 2004 zusammen mit Pinto in ihrer Wohnung aufgewacht. Ihre letzte Erinnerung sei damals gewesen, wie dieser ihr in einer Berliner Diskothek einen Cocktail gegeben habe. Sie habe keine Bilder von den zwölf folgenden Stunden mehr im Kopf gehabt, dafür aber im Intimbereich "Schmerzen wie nach dollem Sex" gespürt.
Die heutige Büromanagerin hatte nach eigener Aussage Pinto damals nicht angezeigt, weil sie sich geschämt habe und die mutmaßliche Beigabe von K.O.-Tropfen in den Cocktail schwer zu beweisen gewesen sei. "Ich habe ein Stück weit geglaubt, ich bin da selber auch dran schuld", sagte die Mutter einer einjährigen Tochter.
Nervenzusammenbruch beim Betrachten der Sex-Videos
Die in Tanktop, kurzem Rock und hochhackigen Schuhen vor Gericht erschienene Lohfink brach wiederholt in Tränen aus und erlitt einen Nervenzusammenbruch, als sie zusammen mit ihren Verteidigern, der Vorsitzenden Richterin Antje Ebner sowie Staatsanwältin Corinna Gögge Teile der Handyvideos betrachtete, die die beiden Männer in der fraglichen Juninacht im Jahr 2012 angefertigt hatten. Der Prozess musste kurz unterbrochen werden.
Bei der anschließenden Befragung von Sebastian Castillo Pinto war Lohfink nicht anwesend. Ebenso wie der Fußballer Pardis F. am zweiten Prozesstag bestritt Pinto die Vorwürfe. "Sie lügt und sie weiß, dass sie lügt", sagte er. Der Sex mit beiden Männern sei "einvernehmlich" und ohne Drogeneinfluss abgelaufen.
"Sie wollte unbedingt in die Presse"
Pinto sagte, Lohfink habe mit dem Video und den anschließenden Vergewaltigungsvorwürfen die Aufmerksamkeit der Medien gesucht. "Sie wollte unbedingt in die Presse."
Lohfinks Anwalt Burkhard Benecken konfrontierte Pinto mit den Aussagen von Elena H. sowie zweier weiterer Frauen, die ihn verschiedener Gewaltdelikte bezichtigt hatten. "Ich habe mit 500 Frauen geschlafen, und sie bringen die drei hier an, die sich beschwert haben", sagte er. Der selbstbewusst und teils aggressiv auftretende Zeuge musste mehrfach zur Ordnung gerufen werden.
Kripobeamtin: "Hatte nicht den Eindruck, dass etwas gegen ihren Willen stattfand"
Eine an den Ermittlungen zur angeblichen Tatnacht beteiligte Kripobeamtin, die seit zehn Jahren Sexualfälle bearbeitet, sagte zu den Videoaufnahmen: "Ich hatte nicht den Eindruck, dass etwas gegen ihren Willen stattfand." Der Umgang beider Männer mit Lohfink sei zwar "nicht besonders würdevoll" gewesen, "von Gewalt will ich da aber nicht sprechen".
Vor dem Gebäude erklärten sich rund 50 Demonstranten solidarisch mit Lohfink und protestierten gegen sexuelle Gewalt. Der Prozess soll am 22. August mit der Aussage eines Sachverständigen fortgesetzt werden. Lohfinks Verteidiger kündigten zudem weitere Beweisanträge an, weshalb ein Urteil noch im August fraglich erscheint.