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Patricia Kelly spricht über ihr Album und die Kelly Family


Patricia Kelly über die Kelly Family
"Ich habe sehr gelitten, als es auseinanderging"

t-online, Lars Schmidt

Aktualisiert am 18.03.2016Lesedauer: 5 Min.
Patricia Kelly ist künstlerische Freiheit wichtiger als Geld.Vergrößern des Bildes
Patricia Kelly ist künstlerische Freiheit wichtiger als Geld. (Quelle: Peter Becher)

Mit der Kelly Family feierte sie in den Neunzigern Mega-Erfolge. Seit 2008 wandelt Patricia Kelly (46) auf Solopfaden und bringt nun mit "Grace & Kelly" ein neues Album raus. Im Interview mit t-online.de erklärt die Sängerin, warum sie auf einen lukrativen Plattenvertrag verzichtete, wie sie sich nach krankheitsbedingten Rückschlägen wieder zurückkämpfte und was sie von einer Reunion der Kelly Family halten würde.

t-online.de: Wie schwer oder leicht war es für Sie als Mitglied der Kelly Family, sich als eigenständige Musikerin und Solistin durchzusetzen?

Patricia Kelly: Ich musste mich erstmal orientieren. Was will ich überhaupt? Doch es war klar, dass ich weiter Musikerin bleibe. Alleine auf die Bühne zu gehen, war am Anfang aber sehr schwer für mich. Vor meinem ersten Solokonzert habe ich zwei Wochen nichts gegessen. Ich war so aufgeregt und habe mich auf der Bühne nackt gefühlt. Heute macht mir das nichts mehr aus. Ich möchte es nicht mehr missen, alleine zu singen. Noch schöner wäre es aber, neben der Solokarriere auch noch mit meinen Geschwistern aufzutreten.

Warum treten die Kellys nicht mehr gemeinsam auf?

Es gab ja nie einen Split der Kelly Family. Es gibt eine Pause. Die meisten von uns haben in den letzten zehn Jahren Familien gegründet. Wir haben insgesamt 22 Kinder bekommen - eine neue Kelly-Generation auf die Welt gebracht. Wir sind eigene Wege gegangen. Auch musikalisch. Das war sehr wichtig für uns.

Was war das für ein Gefühl, als feststand, dass es vorerst keine weiteren Kelly-Konzerte geben wird?

Ich habe sehr gelitten, als es auseinanderging. Ich war immer gerne mit meinen Geschwistern auf der Bühne. Auch wenn wir uns mal gestritten haben. Auch wenn wir uns mal nicht ertragen konnten. Aber auf der Bühne war das stets wieder vergessen.

Ist eine Reunion der Kellys in Sicht?

Meine Geschwister haben dazu unterschiedliche Einstellungen. Mal so, mal so. Das sind alles gestandene Persönlichkeiten, irische Dickköpfe. Jeder hat da seine eigene Meinung.

Sie haben das Album zum Teil über Crowdfunding, also mit finanzieller Unterstützung der Fans, produziert. Warum?

Bei der Entscheidung, das neue Album über Crowdfunding zu finanzieren, ging es um die künstlerische Freiheit. Musik machen zu dürfen, wie es mein Herz begehrt. Ich hatte mehrere lukrative Angebote von Plattenfirmen auf dem Tisch. Aber ich habe alle abgelehnt. Denn dann hätte man mir ständig reingeredet. Ich hätte zum Beispiel auf Deutsch singen sollen, weil das gerade angesagt ist. Ich will meine Songs aber so machen wie ich es will.

Kunst vor Geld?

Ja. Es gibt heute ja kaum noch Künstler, die einfach nur Musik machen. Weil es nur noch um die Kohle geht, um Angebot und Nachfrage. Was gerade in ist wird produziert. Und das Ergebnis ist, dass im Radio alles gleich klingt. Mein Konto könnte zwar dicker sein, hätte ich einen Vertrag mit einem Label gemacht. Aber Geld ist nicht alles. Es erfüllt einen nicht. Meine künstlerische Freiheit ist mir wichtiger. Da finde ich meine Erfüllung.

Das geschäftliche Risiko liegt jetzt aber bei Ihnen.

Ich habe zum Glück und dank der Kelly-Familiy eine große Fanbase. Deshalb kann ich mir den Luxus erlauben und sagen, ich wage jetzt mit dem Crowdfunding was Neues. Ich habe den Aufruf auf Facebook gepostet und hatte in einer Woche 30.000 Euro für mein Album gesammelt. Insgesamt kamen 53.000 zusammen. Mit einem Facebookpost! Da brauche ich doch keine Plattenfirma mehr. Ich habe aber auch einen Teil der Kosten selber bezahlt.

Ist das für Sie ein Zukunftsmodell?

Ich glaube, dass es in fünf bis zehn Jahren keine Labels, wie wir sie heute kennen, mehr gibt. Die klassische Form, eine CD rauszubringen, wird es nicht mehr geben. Dieser Prozess hat ja schon längst begonnen. Und wenn wir Künstler überleben und weiterhin gute Musik machen wollen, dann müssen wir neue Wege finden.

Was Sie da prophezeien, wird Plattenfirmen und -händlern nicht gefallen.

Es gibt ja kaum noch CD-Läden. Wo kauft man denn heute noch CDs? Bei Media Markt oder Saturn. Und da stehen immer weniger CDs zwischen Computerspielen. Amazon ist ein wichtiger Vertriebsweg. Aber mit Amazon kann ich direkt einen Deal machen. Habe ich auch. Dafür brauche ich keine Plattenfirma. Ich habe für mein neues Album zwar einen Vertriebspartner, der die CD in den Handel bringt. Aber den Rest mache ich.

Ihr neues Album heißt "Grace & Kelly". Da denkt man natürlich sofort an die Schauspielerin und spätere Fürstin von Monaco. Richtig?

"Grace & Kelly" ist mehrdeutig. Grace ist jemand der mir sehr nahestand und der vor zwei Jahren gestorben ist. Dann bedeutet Grace ja die Gnade Gottes, auch das spielt eine Rolle. Ich bin sehr gläubig und "Grace of God" ist ein Begriff, der mich begleitet. Die dritte Bedeutung ist Grace Kelly - eine sehr inspirierende Persönlichkeit.

Liest man Ihre Krankengeschichte, sie hatten eine Rückenmarksentzündung mit Lähmungen, Brustkrebs, Burn-Out, muss man Ihnen wirklich Respekt zollen, für das, was Sie alles erreicht haben. Was macht Sie so stark?

Ich sehe mich nicht als eine starke Person. Aber ich bin ein Stehaufmännchen. Ich habe, immer wenn ich krank war, so etwas wie einen Funken in mir gespürt. Wie ein innerliches Feuer. Und dann habe ich gekämpft. Und ich war erstaunt, wie viel Kraft in mir steckte. Aber ohne meine Familie und den Glauben hätte ich das sicher nicht geschafft.

Sie haben irisch-amerikanische Wurzeln, sind in Spanien geboren. Mit ihrem russischen Mann leben Sie in Deutschland. Was sagen Sie zur derzeitigen Debatte in Deutschland und Europa um Flüchtlinge, Integration, Rassismus?

Ich finde das ganz furchtbar, was den Flüchtlingen zurzeit passiert. Vor allem den Kindern. Das erschüttert mich als Mutter. Wie verzweifelt müssen die sein. Ich war letztens in Irland und habe ein Schiff besichtigt, mit dem die Iren im 19. Jahrhundert in Scharen nach Amerika emigriert sind, weil in Irland eine große Hungersnot herrschte. Da musste ich sofort an die Flüchtlinge von heute denken. Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, muss die Lage sehr ernst sein.

Haben Sie Verständnis für die Sorgen der Bürger hier?

Ich kann es auch verstehen, wenn Leute in Europa wegen der Flüchtlingskrise Angst haben. Aber wir dürfen uns nicht von der Angst leiten lassen. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Sie führt zu extremen Reaktionen - auch politisch gesehen. Andererseits ist es für Europa nicht einfach, weil es so viele Menschen sind. Ich würde jeden aufnehmen wollen. Aber die Politiker müssen dafür sorgen, dass unsere Stabilität erhalten bleibt. Das ist eine sehr komplizierte Situation. Ich möchte nicht Politikerin sein. Die haben gerade einen sehr schweren Job. Aber ich bin sicher, dass sie eine Lösung finden.

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Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lars Schmidt

Das Album "Grace & Kelly" von Patricia Kelly erscheint am 25. März 2016.

Patricia Kelly live:

22.04. Sulzbach (bei Stuttgart), 24.4. Nürnberg, 30.4. Ennigerloh, 7.5. Joahnniskirchen, 29.5. Leipzig, 8.6. Siek (bei Hamburg), 10.6. Schortens, 11.6. Lingen/Ems, 26.8. Worpswede, 11.9. Göppingen

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