Krebstod mit 66 Jahren Trauer um Kralle Krawinkel
"Ich bin nur noch am Heulen": Peter Behrens (66) zeigt sich erschüttert vom Tod seines früheren Trio-Bandkollegen Gerd "Kralle" Krawinkel. Der "Bild"-Zeitung sagte er, Krawinkel sei sein bester Freund gewesen, sie hätten sich besser verstanden als früher. "Im Sommer wollte ich ihn zur Fußball-WM auf seiner Finca besuchen. Das wird nun nichts mehr." Der ehemalige Trio-Gitarrist Krawinkel war am Sonntag im Alter von 66 Jahren in Cuxhaven gestorben.
"Krawinkel hatte Lungenkrebs", zitiert "Focus Online" George Glück, den langjährigen Manager seines Band-Kollegen Stephan Remmler. Die Krankheit sei im Herbst 2013 diagnostiziert worden, Krawinkel habe sie aber für sich behalten.
Krawinkels Witwe Monika sagte der "Bild"-Zeitung: "Die gute Nordseeluft sollte letzter Teil der Krebs-Reha sein. Eine Art Heimaturlaub." Ihr Mann sei eigentlich schon über den Berg gewesen. Geplant sei nun eine Seebestattung in der Elbe bei Cuxhaven. "Das hat er sich gewünscht. Hier war sein Vater Kapitän. Und seine letzten Kompositionen werden vom Bremer Musiker Bernd Voss zu einer CD verarbeitet. Es bleibt so viel von ihm."
Zuletzt hatte Krawinkel hauptsächlich in seiner Wahlheimat Sevilla in Spanien gelebt, wo er sich im Haus auch ein Tonstudio eingebaut hatte. Eine Zweitwohnung hatte er in Berlin.
"Danke für die einzigartige Musik"
Auf der Internetseite von Trio-Sänger Stephan Remmler ist ein Kondolenzbuch eingerichtet, in das sich bereits Hunderte Fans eingetragen haben. "Vielen Dank für grandiose Gitarrenattacken, die meine Jugend geprägt haben", "Ich bin tief getroffen. Und verneige mich" oder "Schon wieder geht ein Stück meiner Jugend... R.I.P.", heißt es in den Einträgen. Und ein weiterer Fan schreibt: "Danke Kralle. Danke für die einzigartige Musik. Neu, schräg, anarchisch, witzig - genau dadurch wurde deine Musik zu etwas ganz Besonderem. Du hast mit Stephan und Peter meine Jugend jeden Tag ein bisschen lustiger gemacht."
"Ich bin das Herz"
Krawinkel hatte schon früh mit der Musik begonnen. Mitte der 60er Jahre hatte er seine erste Band The Vampyrs. Darauf folgte die Gruppe MacBeats, die sich kurze Zeit später in Just Us umbenannte. In dieser Band sang sein späterer Trio-Kollege Stephan Remmler. Trotz erster Erfolge in Norddeutschland löste sich Just Us 1969 auf. Krawinkel gründete daraufhin seine Band Cravinkel, bei der auch Musiker der zuvor aufgelösten Band Just Us mit von der Partie waren. Die Band veröffentlichte zwei Progressive-Rock-Alben, die sich nicht auf dem Markt behaupteten. 1972 löste sich die Gruppe auf und Krawinkel trat eine Stelle als Lehrer an, spielte weiterhin privat Musik.
Unter dem Namen "Wind" startete Anfang 1979 ein Bandprojekt, an dem bis zu 25 Musiker beteiligt gewesen sein sollen. In dieser Zeit stieß Peter Behrens zu Krawinkel und Remmler. Die finanzielle Situation zwang die Musiker, das Bandprojekt auf Eis zu legen. Fortan wollten sie nur noch zu dritt Musik machen und nannten sich schlicht Trio. Krawinkel steuerte die Musik bei, während Remmler sich um die Texte kümmerte. Die Bedeutung der einzelnen Bandmitglieder erklärte Krawinkel einmal etwas flapsig: "Stephan ist der Kopf, ich bin das Herz und Peter? Peter ist das Arschloch!"
Der Ruhm überforderte die Musiker
Tatsächlich war die Band Trio ein voller Erfolg. Der schnelle Ruhm wurde allerdings zum Problem. Krawinkel und Behrens taten sich damit schwer. "Wir hatten 20 Jahre lang mit unserem Rock'n'Roll in Bands rumgekrebst, und plötzlich standen wir im Rampenlicht. Wir haben das dann sehr ausgekostet, gefeiert, gesoffen, den Luxus genossen und uns dabei leider kreativ hängen lassen", erklärte Behrens in einem Interview mit "einestages" des Nachrichtenmagazins "Spiegel". Der Ruhm habe sie überfordert.
Im Laufe der Jahre veränderte sich der Sound von Trio. Das dritte Album "Whats the Password" im Jahr 1985 hatte musikalisch nichts mehr mit Trios ursprünglichem Minimal-Konzept gemein. "Wir haben uns einfach musikalisch immer mehr auseinandergelebt. Stephan wollte seinen Pop machen, Kralle und ich mehr Rock. Alles entfernte sich immer mehr vom reduzierten Rock'n'Roll, und wir spielten kaum noch live, sondern nur noch im Fernsehen mit Halb-Playback", so Behrens weiter. Die Trennung der Band kam nur sieben Jahre nach der Gründung. Krawinkel versuchte im Anschluss, eine Solokarriere zu starten. Sein englischsprachiges Soloalbum "Kralle", das 1993 erschien, entpuppte sich als Flop.
Trio-Reunion scheiterte
In den 90er Jahren wollten sich die drei Musiker nochmal zusammenraufen und eine Reunion von Trio auf die Beine stellen - die scheiterte aber an den musikalischen Differenzen zwischen Krawinkel und Remmler. "Ziemlich schnell merkten die, dass der eine nicht das wollte, was der andere gerne möchte. Musikalisch haben die sich nach Trio völlig auseinanderdividiert. Kralle möchte immer noch gerne ne Rock'n'Roll-Gitarre spielen und Remmler möchte lieber in seine Schlagerecke rein", hatte Behrens gegenüber laut.de erklärt.
1998 sicherte sich Krawinkel einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde: Der Musiker war damals auf seinem Pferd von Sevilla bis nach Hamburg geritten, was als längste Reitwanderung der Welt galt.