CD-Kritik "Engtanz" Bosse singt von Amrun, Angst und Aubameyang
Der deutsche Singer/Songwriter Axel Bosse hat sich stetig nach oben gearbeitet: Mit seinen ersten Alben konnte er in den Charts noch nichts ausrichten, 2013 schaffte es "Kraniche" jedoch auf Platz vier und heimste sogar Gold ein. Außerdem holte Bosse im selben Jahr den Sieg beim Bundesvision Song Contest. Nun folgt das insgesamt sechste Werk des Braunschweigers.
In den hohen Chartregionen, in denen sich Bosse inzwischen bewegt, wird die Musik schnell glatt und beliebig. Der 35-Jährige weiß genau das jedoch zu verhindern, indem er auf "Engtanz" mit starken Songs einsteigt.
"Außerhalb der Zeit" fährt gleich Klavier, Streicher und einen knackigen Beat auf und entfacht Euphorie, auch wenn es auf "Amrum im Dezember" spielt. Gleich darauf ist "Dein Hurra" ein herrlich klischeeloses Liebeslied, wenn Bosses Angebetete die "Angst an die Wand" klatscht und "Cha-Cha-Cha auf Faith No More" tanzt. Das Spiel mit der Sprache beherrscht Bosse jedenfalls perfekt.
"Das Glück ist schnell wie Aubameyang", heißt es auf "Nachttischlampe" in einer Referenz auf den BVB-Stürmer. Rastlosigkeit und Unruhe, das sind die zwei Zutaten, aus denen "Engtanz" vor allem zubereitet ist.
Schon viel gesagt - aber noch nicht alles
Dieses Niveau kann Bosse leider nicht das komplette Album über halten. Auf "Krumme Symphonie" versucht er sich, unterstützt von Rapper Casper, mit eher mäßigem Erfolg an HipHop-Elementen. "Immer so lieben" ist erstaunlich weinerlich und "Blicke" nimmt es mit dem Versmaß alles andere als genau.
Für Abwechslung sorgt immerhin der Berliner Kneipenchor, der immer mal wieder Hintergrundgesänge beisteuert. Auf dem letzten Song, "Ahio Ade", klingt Axel Bosse dann auf einmal wie Herbert Grönemeyer.
"Nach fünf Alben hat man schon viel gesagt", so Bosse. Am Ende ist er aber noch lange nicht. Denn mit "Engtanz" kann er zumindest teilweise überzeugen.
"Engtanz" von Bosse erscheint am 12. Februar 2016.