Musik Fluch der Nordsee: Mit den Gezeiten
Seemanns- und Piratenromantik hat für nicht wenige Menschen auch abseits von Hollywood-Filmen mit Johnny Depp und Karneval ihren Reiz. Nach einem überraschend erfolgreichen Debüt im letzten Jahr veröffentlicht das Flensburger Quintett Santiano nun ihr zweites Album "Mit den Gezeiten".
Viel Auszeit haben sich die Seebären von Santiano nicht gegönnt: Nachdem die fünf Musiker es 2012 mit ihrem ersten Album "Bis ans Ende der Welt" an die Spitze der deutschen Charts schafften und ihre Tour mit einem Konzert vor 11.000 Fans abschlossen, erscheint nun der Nachfolger. Also Leinen los und volle Fahrt voraus, denn auch "Mit den Gezeiten" ist eine Platte voller mit Pop und Rock angereicherter Shanty – Songs, die früher von den Matrosen bei der Arbeit an Deck im Chor gesungen wurden.
Coverversionen im Matrosenkostüm
"Wir sind uns treu bis in den Tod, auf hoher See, in tiefster Not" - Vor Pathos triefendes Seemannsgarn wie dieses ist Santianos Markenzeichen. Ein wenig Irish Folk, Volksmusik, Pop, immer unterlegt vom treibend tosendem Grundgerüst eines Seemannsliedes. Tracks wie "Bis in alle Ewigkeit" und "Salz auf meiner Haut" stellen somit den Kern der LP dar. Doch auch vor Coverversionen machen die Flensburger nicht halt und nehmen Bob Geldofs "Great Song Of Indifference" oder das irische Anti-Kriegslied "Drums And Guns" mit an Bord der MS Santiano.
Ein bisschen wie Karneval
Das Phänomen Santiano erinnert ein wenig an Karneval: Viel Spielraum für Meinungen im Mittelfeld gibt es nicht – man liebt es oder man hasst es. Für die Anti-Fraktion könnte "Mit den Gezeiten" schon nach wenigen Akkorden zum Fluch der Nordsee entwickeln. Solche, die ihren Spaß an der Seemanns-Thematik auch gerne öfter als einmal im Jahr ausleben und das dann noch mit dem passenden Soundtrack unterlegen möchten, sei die Platte wärmstens an die Kai-Mauer gelegt.