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"Findet Dorie"-Sprecher Tramitz: "Habe angefangen zu heulen"


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Christian Tramitz über "Findet Dorie"
"Habe erst einmal angefangen zu heulen"

Marc Thomé

Aktualisiert am 29.09.2016Lesedauer: 6 Min.
Christian Tramitz spricht den Clownfisch Marlin im Zeichentrickabenteuer "Findet Dorie".Vergrößern des Bildes
Christian Tramitz spricht den Clownfisch Marlin im Zeichentrickabenteuer "Findet Dorie". (Quelle: dpa)
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13 Jahre ist es her, dass Comedian Christian Tramitz dem besorgten Clownfisch Marlin in "Findet Nemo" seine Stimme lieh. In der Fortsetzung "Findet Dorie" tauchte er wieder in Marlins Welt ab - ein emotionales Wiedersehen: "Ich habe zwei Minuten lang den Film angeschaut und dann erst einmal angefangen zu heulen", sagt der beliebte Comedian im Interview mit t-online.de.

Der 61-Jährige hat sich auch gleich wieder in seine Figur verliebt: "Bei Marlin war ich gleich wieder drin. Er hat sich ja charakterlich und stimmlich nicht sehr viel weiterentwickelt. Ich hatte das Gefühl, den kenne ich, den spreche ich jetzt."

"Die Leute von Pixar tun, was ihnen Spaß macht"

Am 29. September startet "Findet Dorie" in den deutschen Kinos. Der Film ist schon jetzt an den US-Kinokassen ungemein erfolgreich, ebenso wie sein Vorgänger. Christian Tramitz versucht, das Erfolgsrezept der Filmemacher zu erklären: "Ein Teil des Geheimnisses der Leute von Pixar liegt darin, dass sie genau das tun, was ihnen Spaß macht. Sie gehen keine Kompromisse ein und haben auch schräge und schwarzhumorige Elemente in ihren Filmen, obwohl diese natürlich vor allem für Kinder gemacht sind."

Hier können Sie das gesamte Interview nachlesen:

t-online.de: Wie war das Gefühl, nach 13 Jahren wieder in Marlins Welt einzutauchen?

Ich habe zwei Minuten lang den Film angeschaut und dann erst einmal angefangen zu heulen. Die Geschichte mit der kleinen Dorie, die ihre Eltern verliert, ist doch sehr anrührend. Bei Marlin war ich gleich wieder drin. Er hat sich ja charakterlich und stimmlich nicht sehr viel weiterentwickelt. Ich hatte das Gefühl, den kenne ich, den spreche ich jetzt.

Der Film ist schon jetzt an den Kinokassen ungemein erfolgreich. Was macht die besondere Magie dieser Welt von „Findet Nemo“ und „Findet Dorie“ aus?

Ein Teil des Geheimnisses der Leute von Pixar liegt darin, dass sie genau das tun, was ihnen Spaß macht. Sie gehen keine Kompromisse ein und haben auch schräge und schwarzhumorige Elemente in ihren Filmen, obwohl diese natürlich vor allem für Kinder gemacht sind. Außerdem sind die Charaktere sehr genau gezeichnet. Marlin zum Beispiel, dieser besorgte Vater, oder Dorie, die sich an nichts erinnern kann: Das sind Dinge, die sehr gut auch für Kinder nachvollziehbar sind. Und es gibt die Sidekicks. Das sind grandiose Figuren, auf die ich manchmal echt neidisch bin - ob das jetzt Seehunde, Krebse oder Tintenfische sind.

"Findet Dorie" ist wirklich sehr gelungen. Dennoch gehen den Autoren zum Finale mit dem autofahrenden Hank und der ganzen Action ein wenig die Gäule durch. Muss man bei einem Sequel einfach eine Schippe nachlegen?

Mir ist das gar nicht so aufgefallen. Aber vielleicht ist das ein Zugeständnis an die jetzige Zeit, in der bei Filmen wie "Transformers" alle anderthalb Sekunden ein Kampf stattfindet. Natürlich ist „Findet Dorie“ actionlastiger als "Findet Nemo", aber der Film ist trotzdem in sich stimmig.

Du sprichst ja ungemein viele Synchronrollen, gerne auch die witzigen und durchgeknallten. Marlin ist da auf der ganz vernünftigen, fast schon spießigen Seite anzusiedeln. Kannst du dich trotzdem mit ihm identifizieren?

Ich habe selbst vier Kinder und kann mich deshalb natürlich mit der Rolle des besorgten Vaters identifizieren. Das bin ich, das kenne ich. Es ist immer einfacher, eine Rolle nach eigenen Emotionen zu spielen. Ich weiß, warum Marlin so ist, wie er ist.

Dagegen ist Dorie der verrücktere und dadurch auch interessantere Charakter und steht jetzt sogar im Mittelpunkt des neuen Films – bist du ein bisschen neidisch auf Anke Engelke?

Ich habe den Film zunächst als Ganzes gesehen, und da hat mich mehr der Inhalt interessiert als meine Rolle. Ich bin wahnsinnig froh, dass ich da überhaupt mitsprechen kann. Und ich fand es für mich, der ja sonst im Realfilm eher verrückte, überzogene, komische Leute spielt, wesentlich interessanter, mal so eine reduzierte Rolle zu sprechen.

Tintenfisch Hank ist der neue Star am "Nemo"-Himmel. Aber gerade die Randfiguren sorgen für den speziellen Charme – vor allem die Seehunde. Wer kam auf die geniale Idee, sie Bayerisch reden zu lassen?

Die Idee kam von unserer Synchronregisseurin Katrin Fröhlich. Das ist so ähnlich wie die Rollen von Erkan und Stefan in "Findet Nemo". So etwas funktioniert super in diesen kurzen Sequenzen, aber über einen längeren Zeitraum kann es auch nervig werden. Bei "Findet Dorie" hat man mir die deutsche Synchronisation der Seehunde gezeigt um zu fragen, wie ich das Bayerisch finde. Und ich kann nur sagen, Jan Odle und Manuel Straube haben das grandios gemacht.

Du hast in deiner Karriere auch schon viele Animationsfilme synchronisiert und kennst dich mit der Materie aus. Diese Art Film hat ja immer den Anspruch, Familienunterhaltung zu liefern. Was hältst du von Ansätzen wie demnächst "Sausage Party", die Animationsfilme mit härterer Gangart für Erwachsene bieten?

Ich mag das wahnsinnig gerne. Das ist ein neuer Weg, den man gehen muss. So etwas wurde auch schon mit TV-Serien wie den "Simpsons" oder "Family Guy" umgesetzt. Deshalb finde ich es berechtigt, dass man in dieser Hinsicht auch mal einen Kinofilm macht. Es ist immer gut, mit Traditionen zu brechen, wenn es denn gut gemacht ist.

Würde so etwas auch in Deutschland funktionieren? Man hat hierzulande leider oft das Gefühl, dass in erster Linie nur sehr seichter, wenig innovativer Comedy-Stoff die Menschen vor die TV-Geräte oder ins Kino lockt. Ihr habt mit der "Bullyparade" und den Filmen oder "Tramitz & Friends" gezeigt, dass es auch anders geht. Warum seid ihr eine der wenigen Ausnahmen?

Der Erfolg von Serien wie "The Big Bang Theory" oder "How I Met Your Mother" zeigt ja, das auch in Deutschland das Publikum für neue Ideen vorhanden wäre. Man hat aber leider in Moment nicht den Mut und auch nicht das Geld, einen eigenen Weg zu gehen. Du musst eben einen Produzenten finden, der das riskiert. Und dann sollte man aber auch nichts aus Italien, Frankreich oder Dänemark kopieren, weil es dort gerade erfolgreich ist, sondern mutiger mit deutschen Stoffen umgehen. Denn ich glaube, dieses Nachhecheln macht keinen Sinn. Die Franzosen machen es ja vor: Sie haben eigene Filme, eigene Genres kreiert, die dort wunderbar funktionieren. Irgendwann wird man auch in Deutschland den Mut haben, so etwas zu probieren.

Ihr kommt ja im nächsten Jahr mit "Bullyparade – der Film" in die Kinos. Darauf dürfen sich dann die Fans des schrägen Humors wahrscheinlich richtig freuen…

Ja klar, aber in den Jahren, in denen Michael Herbig, Rick Kavanian und ich nicht zusammengearbeitet haben, hat sich natürlich jeder von uns in eine eigene Richtung weiterentwickelt. Das war beim Schreiben gar nicht so einfach, da gab es auch Diskussionen. Aber letztendlich sind wir doch einig darüber gewesen, was wir jetzt schräg finden. Dennoch wird das manchen wahrscheinlich verprellen und viele werden sagen: "Das ist jetzt aber nicht mehr die alte 'Bullyparade'". Man kann so etwas einfach nicht über 15 Jahre konservieren, und dann genau da ansetzen, wo man aufgehört hat. Man wird sehen, wie der Film ankommt. Ich bin sehr, sehr gespannt darauf.

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Aber noch einmal zurück zu "Findet Dorie". Warum dürfen unsere Leser den Film auf keinen Fall verpassen?

Erst einmal natürlich wegen Dorie selbst: Im Original fantastisch gesprochen von Ellen DeGeneres und in der deutschen Version kongenial gesprochen von Anke Engelke. Zweitens ist es natürlich eine wahnsinnig schöne Geschichte, in die man sofort eintauchen kann, und die man sofort versteht. Eine Geschichte, die sehr viel mit dem Überwinden von Handicaps zu tun hat und die keine Heldengeschichte ist. Alle Figuren sind eigentlich ein bisschen beschädigt: Marlin hat immer Angst, Dorie hat kein Gedächtnis, Nemo fehlt eine Flosse, die Schildkröten sind zu langsam, Hank ist in einer Versuchsstation gefangen – sie haben es alle nicht leicht. Und wie sie trotz ihres Handicaps mit dem Schicksal umgehen, ist das Interessante an diesem Film. Das ist irrsinnig lustig, aber auch wahnsinnig anrührend, und das ist genau das, was Kino ausmacht.

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