Piraten-Mime Barkhad Abdi Oscar-Kandidat lebt an der Grenze zur Armut
Im Hollywood-Film "Captain Phillips" mit Tom Hanks mimte er den somalischen Piratenführer namens Muse. Für sein Schauspieldebüt wurde Barkhad Abdi als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert. Doch einträglich war die Rolle für ihn offenbar nicht. Wie das US-Magazin "New Yorker" berichtet, lebt der 28-Jährige in Armut und soll bei der Verleihung des Filmpreises sogar einen geliehenen Anzug getragen haben.
Der gebürtige Somalier, der mit sieben Jahren in die USA emigrierte, arbeitete bis zu seiner Bewerbung für die Rolle im Jahr 2009 als Limousinen-Chauffeur in Minneapolis. Als er von dem Casting für den Film um einen Piratenangriff auf ein Schiff vor der Küste Somalias hörte, witterte er trotz fehlender Schauspiel-Erfahrung seine Chance und bewarb sich. Für seine Rolle musste er extra schwimmen, schießen sowie ein Boot steuern lernen.
Über seinen ersten Drehtag berichtete Abdi dem "Tribute"-Magazin, dass dieser "unheimlich" für ihn gewesen sei. "Ich war wirklich unsicher, ob ich das kann oder nicht." Doch Abdi konnte es und wurde für sein Filmdebüt unter anderem mit dem britischen Filmpreis BAFTA ausgezeichnet sowie für den Golden Globe und den Oscar nominiert.
Warten auf den Zahltag
Doch während der Film umgerechnet rund 145 Millionen Euro eingespielte, soll Abdi mit seiner Rolle nur knapp 50.000 Euro verdient haben. Wie der "New Yorker" berichtet, wartet er aber bis heute auf den Zahltag.
Um sich über Wasser zu halten, kehrte er nach den Dreharbeiten vor zwei Jahren nach Minneapolis zurück und verkaufte im Geschäft seines Bruders Mobiltelefone. Seinen Chauffeur-Job kündigte er. Zur Begründung sagte er dem "New Yorker": "Wenn der Film herauskommt, fallen die Kritiken entweder gut oder schlecht aus. Egal wie es ausgeht. In beiden Fällen könnte ich nicht mehr da arbeiten."
Im Leihanzug zu den Oscars
Zurück in Los Angeles lebte Abdi während der Promotion für den Film von einer täglichen Aufwandsentschädigung der Vertriebsfirma. Weil ihm ein Fahrer nur bei Promotion-Events zur Verfügung stand, ließ er sich von einem befreundeten Taxifahrer gelegentlich umsonst von A nach B kutschieren. Wegen seiner klammen Kasse sei er noch nicht einmal in der Lage gewesen, sich anlässlich der Oscar-Verleihung passende Kleider zu leisten und sei stattdessen im Leihanzug zu der Gala im Dolby Theatre in Hollywood gekommen.
Der amerikanische Traum, es vom Tellerwäscher zum Millionär zu bringen, hat sich aus Abdis Sicht somit vorerst wohl eher als Mythos erwiesen. Nichtsdestotrotz träumt er weiter von einer Filmkarriere, studiert fleißig Drehbücher und will nach Los Angeles umziehen, wie er dem "Tribute"-Magazin sagte. Danach gefragt, was er künftig gerne spielen würde, antwortete er: "Jede Rolle, solange die Geschichte stimmt, tut das nichts zur Sache."