Andreas Bourani will nicht zum ESC "Möchte keine zweite Wahl in einem Verein ohne Rückgrat sein"
Der deutsche Sänger und Liedermacher Andreas Bourani ("Auf uns") erteilt einem möglichen Auftritt beim Eurovision Song Contest (ESC) eine eindeutige Absage. In der Talkshow von Markus Lanz verurteilt er den Umgang von NDR und ARD mit seinem Kollegen Xavier Naidoo scharf.
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich die zweite Wahl sein möchte in einem Verein, der kein Rückgrat besitzt", erklärte Bourani sehr deutlich auf die Frage hin, ob er denn bei möglicher Anfrage durch den NDR für den ESC in Stockholm zur Verfügung stünde.
"Man hatte sich an das bisherige ESC-Prozedere gewöhnt"
Für Bourani sind bei dem jüngsten Chaos rund um Xavier Naidoos ESC-Nominierung, die relativ schnell von der ARD wieder zurückgenommen wurde, mehrere Dinge gleichzeitig schief gelaufen: "Zum einen, dass der NDR die Nominierung einfach so ausgesprochen hat. Man hatte sich an das bisherige Prozedere gewöhnt, dass das Publikum und die Fans vom ESC irgendwie mitentscheiden konnten. Das war der erste Angriffspunkt." Zum anderen sei Naidoo in den Medien eine umstrittene Person.
Bourani: Die Leute im Netz sind feige
Im Zusammenhang damit verurteilt Bourani das Verhalten einiger Internet-User: "Ich finde das entsetzlich, auch dieser Shitstorm, der da ausgebrochen ist. Die meisten machen das anonym und ich weiß nicht, was die Leute da für ein Gefühl haben, ob sie meinen, sie hätten da irgendeine Macht. Reißen Sätze über ihn aus dem Zusammenhang, dass er angeblich homophob ist oder antisemitisch. Das ist äußerst feige," so Bourani.
Für ihn sei das Internet mittlerweile das, was der Marktplatz im Mittelalter war. "Da sind die Leute mit ihren Mistgabeln hingerannt und haben geschrien 'Verbrennt die Hexe!'. Die Leute früher hatten allerdings noch die Eier, ihr Gesicht zu zeigen." Es sei aber sowieso nur eine Minderheit gewesen, die sich zu Naidoo und dem ESC geäußert haben.
Herbert Grönemeyer: Naidoo ist einer der besten deutschen Musiker
Auch Herbert Grönemeyer findet es falsch, dass Naidoo nicht beim ESC singen soll. Auf seiner Facebook-Seite empört er sich über die Absage und schreibt: "Der NDR konnte sich glücklich schätzen, so ein Kaliber wie Xavier für seine Eurovision gewonnen und überredet zu haben." Naidoo sei einer der besten deutschen Musiker. "Was jetzt auf seinem Rücken für ein absurdes Theater abgefertigt wird, ist unverständlich."
"Wir brauchen keine Gesinnungspolizei oder Meinungsüberwachung, sondern hoffentlich 80 Millionen verschiedene Köpfe und Wahrheiten", schrieb Grönemeyer weiter. Naidoo sei ein christlicher Freigeist, nicht aber homophob oder rechts.
Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hatte Naidoo ("Dieser Weg") am vergangenen Donnerstag als deutschen ESC-Vertreter gesetzt. Nachdem sich aufgrund seiner politischen Äußerungen in der Vergangenheit starker Protest gegen Naidoo formierte, zog der Sender die Nominierung schon am Samstag wieder zurück.
Verantwortliche tendieren zum Vorentscheid
Nun peilen die ESC-Verantwortlichen offensichtlich wieder einen Vorentscheid an. Die Tendenz gehe dahin, zum Wettbewerb zurückzukehren und das Publikum entscheiden zu lassen, wer im nächsten Jahr nach Stockholm fährt, so ARD-Vorsitzender und NDR-Intendant Lutz Marmor. Zum Chaos um Naidoo meinte Marmor: "Der NDR hat einen Fehler gemacht."