ESC-Sieger war Mobbingopfer Strichmännchen-Show mit ganz besonderer Botschaft
In der Generalprobe zum großen Finale des Eurovision Song Contest hatte Måns Zelmerlöw eine echte Schrecksekunde zu überstehen: Während des Auftritts fiel ihm der Sender aus der Hosentasche und brachte ihn aus dem Konzept. Am Abend klappte seine aufwändige Show dann jedoch perfekt: Der 28-jährige Schwede gewann die große Show in Wien, während Ann Sophie für Deutschland ein historisches Debakel erlebte.
Zelmerlöw hat seinen Sieg vor allem seiner Performance zu verdanken: Mit höchster Präzision interagierte er auf der Bühne mit animierten Strichmännchen. Die Message, die er mit dem typisch schwedischen Popsong "Heroes" rüberbringen wollte, war jedoch eine sehr ernste. Zelmerlöw bezieht sich dabei auf ein Erlebnis aus seiner Kindheit, wie er schon vor dem ESC häufig erwähnte und auf der Siegerpressekonferenz erneut betonte.
"Ein Junge aus meiner Klasse hatte mich zu seinem Mobbingopfer gemacht und meine Freunde gegen mich aufgebracht", so Zelmerlöw. "Dann kam ein Junge von einer anderen Schule. Er hat mich gestärkt." Den Song "Heroes" möchte er auch als Hommage an diesen Jungen verstanden wissen.
"Wir sind alle Helden"
Entsprechend fiel auch sein Statement aus, als er nach seinem Sieg auf die Bühne geholt wurde. "Wir sind alle Helden", rief er den jubelnden Leuten in der Wiener Stadthalle zu. Vermutlich war auch eine Menge Erleichterung dabei, schließlich war der schwedische Sonnyboy im Vorfeld als großer Favorit gehandelt worden. Auch ein Großteil der ESC-Anhänger dürfte erleichtert sein, nächstes Jahr nicht nach Russland reisen zu müssen, wo es im letzten Jahr nach dem Sieg von Conchita Wurst viele homophobe Stimmen gab. Sängerin Polina Gagarina lag lange in Führung, bevor Schweden das Ding doch noch drehte.
Von den 40 abstimmenden Ländern bekam die deutsche Kandidatin Ann Sophie keinen einzigen Punkt, obwohl sie mit "Black Smoke" einen respektablen Auftritt hingelegt hatte. Null Punkte hatte es für Deutschland in der ESC-Geschichte erst zwei Mal gegeben, 1964 und 1965.
Das Debakel setzte einer ohnehin nicht optimalen ESC-Woche in Wien die Krone auf: Ann Sophie hatte unter der Woche mit einer Erkältung zu kämpfen, musste deshalb sogar einen Auftritt absagen. Zudem beklagten sich Teile der österreichischen Presse über ihr angeblich arrogantes Verhalten.
Auch Österreich bleibt ohne Punkte
Es dürfte dennoch kein Trost sein, dass auch der Gastgeber keinen einzigen Punkt bekam. Die Makemakes hatten einen energiegeladenen Auftritt hingelegt und sogar ihr Klavier in Brand gesteckt. Den Geschmack der europäischen Zuschauer trafen sie damit jedoch auch nicht.
Auf Platz Fünf sang sich dagegen der besondere ESC-Gast Guy Sebastian aus Australien. Werden die ESC-Verrückten aus Down Under auch im nächsten Jahr wieder eingeladen? "Wir werden es versuchen", hieß es nach dem Contest aus der schwedischen Delegation. "Schließlich haben sie uns zwölf Punkte gegeben."