"Null Punkte sind halt null Punkte" Das sagt Ann Sophie zum ESC-Debakel
Es ist das schlechteste Abschneiden eines deutschen Teilnehmers seit einem halben Jahrhundert. Beim Eurovision Song Contest 2015 konnte Ann Sophie mit ihrem Song "Black Smoke" keinen einzigen Punkt holen. Nach der historischen Pleite zeigte sich die 24-Jährige enttäuscht: "Null Punkte sind halt null Punkte. Was soll ich dazu sagen?", erklärte sie im Interview mit der ARD.
Sie sei "natürlich traurig", sagte Ann Sophie weiter, betonte aber auch, dass ihr der Auftritt trotz der Niederlage viel Spaß gemacht habe. "Es ist immer noch schön, Teil des Eurovision Song Contest zu sein", so die Sängerin. Sie habe immer davon geträumt, vor so vielen Millionen Menschen auftreten zu dürfen - das habe sie nun geschafft. "Es ist auf jeden Fall alles gut."
Entmutigen lassen will sie sich von der ESC-Pleite nicht: "Ich habe immer noch Fans, die hinter mir stehen. Das hat nichts damit zu tun, welchen Platz man gemacht hat." Sie habe durch ihre Teilnahme sogar zahlreiche Fans hinzugewonnen. Mit dem Singen aufhören will Ann Sophie deshalb auf keinen Fall. Im Gegenteil: Sie plant nach eigener Aussage sogar, mit den österreichischen Kandidaten The Makemakes, die ebenfalls null Punkte holten, gemeinsam Musik zu machen.
Passte "Black Smoke" einfach nicht zum ESC?
Warum ihr Lied nicht einen einzigen Punkt holen konnte, konnte die deutsche Kandidatin sich nicht ganz erklären. Ihre Vermutung: "'Black Smoke' ist ein Song, der nicht sehr ESC-typisch ist."
ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber betonte indessen: "Der Song und die Performance waren besser als null Punkte." Der Sender stehe nach wie vor zu Ann Sophie, die nach dem Rückzieher des eigentlich ESC-Vorentscheid-Gewinners Andreas Kümmert nachgerückt war, und auch zu ihrem Lied. Dennoch sei man auch bei der ARD enttäuscht.
Schreiber ließ offen, ob die ARD nun Konsequenzen für den deutschen Vorentscheid ziehen wird. Bereits in den beiden Vorjahren war Deutschland auf hinteren Plätzen gelandet. Null Punkte gab es in der ESC-Geschichte allerdings erst zweimal, 1964 und 1965.
Schweden holte sich den Sieg
Unterdessen kann sich Schweden über den sechsten Sieg beim Eurovision Song Contest freuen. Måns Zelmerlöw holte mit der Pophymne "Heroes" den Titel. Der Grand Prix wird somit 2016 wahrscheinlich in Stockholm ausgetragen, wenn sich das Siegerland für seine Hauptstadt entscheidet.
Schwedens deutlicher Sieg (365 Punkte vor Russland mit 303 und Italien mit 292) war nicht von Beginn an klar: Zunächst führte Sängerin Polina Gagarina aus Russland lange Zeit die Gewinnerliste an und die russischen Vertreter begannen schon zu frohlocken. Dann zog Måns Zelmerlöw in der zweiten Hälfte der Punktevergabe doch noch souverän an Gagarina vorbei. Auch der etwas dick aufgetragene Witz des russischen Spokesman "Zwölf Punkte aus Russland gehen an... Russland" konnte daran nichts mehr ändern. Italien mit den drei Tenören von Il Volo kam auf Rang drei. Alle Ergebnisse in der Übersicht gibt es hier.
27 Länder konkurrierten in Wien miteinander
27 Lieder konkurrierten beim großen Finale in der Wiener Stadthalle um den Sieg. Erstmals war auch Australien als Ehrengast eingeladen. Mit dem Sieg ist kein Geld, sondern nur eine Trophäe verbunden - außerdem die ESC-Austragung im Folgejahr. Beim ESC 2014 hatte die bärtige Dragqueen Conchita Wurst mit der pompösen Popballade "Rise Like A Phoenix" gewonnen, 2013 die Dänin Emmelie de Forest ("Teardrops").
Conchita Wurst eröffnete das Musikspektakel
Die Show 2015 war im Vergleich zu einigen Ausgaben in Vorjahren eher klein gehalten, vor etwa 10.000 Zuschauern. Laut ORF kostete das ganze Event etwa 25 Millionen Euro. Mit einer spektakulären Licht- und Musikshow begann das gut dreistündige TV-Ereignis. Dragqueen Conchita Wurst schwebte bei der Show-Eröffnung, sang das Motto-Lied "Building Bridges" (Brücken bauen). Auch die Moderatorinnen sangen.
Die Violinistin Lidia Baich erinnerte mit Tönen von Udo Jürgens' "Merci, Chérie" an den ersten österreichischen Grand-Prix-Sieg von 1966, was dann in das Siegerlied "Rise Like A Phoenix" von 2014 überging. Geschätzt etwa 100 Millionen Zuschauer verfolgten die Finalshow vor dem Bildschirm. Die drei Moderatorinnen Arabella Kiesbauer (46), Alice Tumler (36) und Mirjam Weichselbraun (33) führten kühl-charmant durch die Show, blieben aber weniger lustig als etwa vor zwei Jahren in Schweden die Komikerin Petra Mede oder auch Anke Engelke 2011.
Vorjahressiegerin Conchita, hinter der der Sänger Tom Neuwirth (26) steckt, führte Interviews mit den Teilnehmern im sogenannten Green Room (Aufenthaltsbereich) und sang auch zwei neue Lieder.
Barbara Schöneberger verkündete die deutschen Punkte
Moderatorin Barbara Schöneberger verkündete Deutschlands höchste Wertungen - die Punkte 8, 10 und 12 - von der Hamburger Reeperbahn aus. Deutschlands Höchstwertung Twelve Points (zwölf Punkte) ging an Russland, die zehn Punkte gingen an Sieger Schweden und acht Punkte an Belgien. Die weiteren Punkte gingen an Australien (sieben), Lettland (sechs), Israel (fünf), Norwegen (vier), Italien (drei), Estland (zwei) und Ungarn (einer).
In den vergangenen Jahren waren Helene Fischer (2014), Lena (2013) und Anke Engelke (2012) die sogenannte Spokesperson bei der legendären Punktevergabe.
Peter Urban kommentierte die Show bereits zum 18. Mal
Auch in diesem Jahr kommentierte für die deutschen TV-Zuschauer wieder Peter Urban (67) die Show, es war bereits sein 18. Mal.
Der 61. Eurovision Song Contest soll nach vorläufigen Angaben der Veranstalter von der European Broadcasting Union (EBU) am 14. Mai 2016 über die Bühne gehen, die Halbfinale wären dann am 10. und 12. Mai.