Heute zweites ESC-Halbfinale Balladen, Strichmännchen und Ralph Siegel
Da haben die Common Linnets was angerichtet: Nach ihrem zweiten Platz im Vorjahr wollen offenbar viele Länder ihr Erfolgsrezept kopieren. Im zweiten Halbfinale des Eurovision Song Contest (Donnerstag, 21 Uhr) sind nämlich gleich fünf Mann-Frau-Duette zu hören. Außerdem steigt der große Favorit in den Ring.
Måns Zelmerlöw aus Schweden ist mit seinem Song "Heroes" schon seit einiger Zeit die Nummer 1 bei den Wettanbietern. Einen großen Anteil daran hat seine Bühnenshow: Er interagiert mit einem Strichmännchen.
"Das finde ich debattierbar", sagte TV-Kommentator Peter Urban dazu im Interview mit t-online.de. "Kinder und Tiere dürfen schließlich auch nicht auf der Bühne benutzt werden, um dem Künstler Aufmerksamkeit zu verschaffen." Gegen eine gezeichnete Figur hat die European Broadcasting Union, Ausrichter des ESC, aber offenbar nichts. Für Måns Zelmerlöw wird das Halbfinale ohnehin nur eine Zwischenstation sein – der Einzug ins Finale dürfte ihm locker gelingen.
Deutlich schwerer hat es da San Marino, das zum vierten Mal in Folge mit einem Song des deutschen ESC-Dauerbrenners Ralph Siegel antritt. Die Interpreten dieses Mal sind beide erst 16 Jahre alt und waren mit ihrer kitschigen Ballade "Chain Of Lights" in der ersten Probe des Halbfinals hörbar überfordert.
Verwirrung um den norwegischen Song
Apropos Ballade: Auch davon gibt es im zweiten Halbfinale mehr als reichlich. Besonders auffällig ist dabei der norwegische Beitrag "A Monster Like Me". Geschrieben hat ihn der norwegische Musiker Mørland, lange bevor er für den nationalen Vorentscheid Debrah Scarlett als Duett-Partnerin fand. In Pressemeldungen wurde vor einigen Wochen kolportiert, ihr Song handele von einem in der Kindheit begangenen Mord. "Das stimmt nicht", stellte Mørland allerdings im Interview mit t-online.de klar. "Es geht eigentlich um ein Geheimnis, das könnte alles Mögliche sein. Einfach etwas, was du in deiner Kindheit oder in der Jugend getan hast. Ich meine: Jeder hat etwas, worauf er nicht unbedingt stolz ist."
Im Halbfinale rechnen sich die beiden damit gute Chancen aus. "Unser Auftritt könnte herausstechen. Viele andere stecken so viel in die Produktion, die Bühnenshow und ihre Grafik. Das könnte gut für uns sein, wenn wir da minimalistisch bleiben", sagte Mørland. Ob das gelungen ist und sie einen von noch zehn noch offenen Startplätzen für das Finale bekommen, wissen sie am Donnerstag gegen 23 Uhr.
Deutsche Zuschauer können abstimmen
Den lautesten Applaus von tausenden Schülern in der Halle bei der Probe bekam Israel. Mit eher schlichten Lyrics ("And before I leave let me show you Tel Aviv.") punktet der erst 16-jährige Nadav Guedj vor allem dadurch, dass er zwischen den vielen getragenen Stücken mit einer Tanznummer daherkommt. Auch seine goldenen Schuhe sind ein Hingucker.
In Sachen Kuriositäten dürfte das zweite Halbfinale das erste ohnehin locker in die Tasche stecken: So gibt es beispielsweise einen echten Kuss auf der Bühne, halbnackte Turner und eine Luftgeige.
Übrigens: Beim zweiten Halbfinale dürfen auch die deutschen Zuschauer für ihren Favoriten abstimmen. Vielleicht können sie ja dafür sorgen, dass Ralph Siegel mit San Marino nicht schon die Heimreise antreten muss.