Im neuen Jahr die Gejagte Williams-Coach stichelt gegen Kerber
Am Ende einer langen Saison verschwendete Tennis-Star Angelique Kerber nur einen kurzen Gedanken an 2017 und ihre große Rivalin Serena Williams. "Ich freue mich, gegen Serena und all die anderen starken Konkurrentinnen zu spielen. Ich habe viel Selbstvertrauen", sagte die Australian-Open- und US-Open-Gewinnerin nach dem mit 3:6 und 4:6 gegen die Slowakin Dominika Cibulkova verlorenen WTA-Finale.
Die Weltranglistenerste war urlaubsreif, Williams-Coach Patrick Mouratoglou goss derweil schon einmal Öl ins Feuer. "Angelique steht nur ganz oben, weil sie 2016 viel mehr Turniere und Matches als Serena bestritten hat", sagte der Franzose. Kerber spielte inklusive Olympia 22 Turniere (insgesamt 81 Partien), Williams nur acht (44).
Fast zeitgleich zu Kerbers Finale in Singapur hatte Williams am Rande des Formel-1-Rennens in Mexiko-City in der VIP-Lounge eines Sponsors gestanden - und sich sichtlich gelangweilt. Die Teilnahme am Saisonabschlussturnier hatte die 35-Jährige wegen einer Schulterverletzung absagen müssen.
Über 2000 Punkte Vorsprung
Kerber, die am 1. Januar 2017 beim Turnier im australischen Brisbane in die Saison startet, kann die Attacke aus dem Williams-Lager egal sein. Der Vorsprung der Nummer eins auf die 22-malige Grand-Slam-Siegerin aus den USA beträgt zum Jahreswechsel komfortable 2030 Punkte.
Kerber ist sich bewusst, dass 2017 eine besondere Herausforderung wartet: "Es ist eine neue Situation. Das wird ein ganz anderes Jahr für mich, ein spezielles - mit vielen neuen Erfahrungen."
Auch Chris Evert, die sich in Singapur als "Kerber-Fan" outete, weiß um die Gefahren. "Angie wird die Gejagte sein. Das ist eine völlig neue Rolle", sagte die US-Ikone, meinte aber gleichzeitig: "Ich denke, dass sie mit dem Druck klarkommt. Das hat sie schon bewiesen - auch in Singapur."
Machtdemonstration gegen Radwanska
Als Topgesetzte der inoffiziellen WM gewann Kerber alle ihre Gruppenspiele und nutzte das Halbfinale gegen Agnieszka Radwanska (Polen) zu einer beeindruckenden Machtdemonstration. Im Endspiel gegen Cibulkova fehlten ihr dann die Kräfte.
Die 28-Jährige weiß, dass ihre starke Physis auch in Zukunft der Schlüssel zu weiteren Erfolgen sein wird. Ihre Vorbereitung, die spätestens Ende November startet, wird deshalb ähnlich aussehen wie im vergangenen Winter. Damals feilte sie mit Fitnesstrainer Dominik Labonté im Taunus an Kondition und Schnellkraft. "Das war die Basis und ganz wichtig für den Verlauf dieses Jahres."
Auch ohne Turniere warten in den kommenden Wochen viele Termine auf sie: Keine Sportlerwahl und kein Jahresrücklick wird an ihr vorbeikommen. Zudem werden demnächst Werbespots gedreht. Ein Kontrakt mit einer Versicherung wurde vor einigen Wochen bereits abgeschlossen. Zwei, drei weitere Verträge mit weltweit operierenden Sponsoren sind in der "Pipeline".
Erst einmal Urlaub machen
Aber jetzt ist erstmal Urlaub. Wohin es geht, ist noch offen. "Ich bin da immer sehr spontan und entscheide kurzfristig", sagte Kerber.