"Mein Traum ist wahr geworden" Kerber gewinnt sensationell die Australian Open
Sie ließ sich nach dem verwandelten Matchball auf den Rücken fallen - dann flossen die Tränen: Angelique Kerber konnte ihren Triumph bei den Australian Open kaum fassen. Die Deutsche bezwang im Finale die Weltranglistenerste Serena Williams sensationell mit 6:4, 3:6, 6:4.
Als letzte deutsche Tennisspielerin hatte Steffi Graf vor 17 Jahren in Paris ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. "An diesem Abend ist mein Traum wahr geworden. Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet, und jetzt stehe ich hier und bin ein Grand-Slam-Champion", sagte Kerber. "Das hört sich verrückt an."
Die Deutsche, die in der am nächsten Montag veröffentlichten Weltrangliste als neue Nummer zwei geführt wird (hier die momentan aktuelle Liste), wollte gar nicht mehr aufhören zu reden. "Danke an meine Familie, an meine Freunde, an mein Team. Ich weiß, manchmal bin ich nicht einfach. Danke an alle." Williams zeigte sich als faire Verliererin. "Angie, Du hast es so sehr verdient. Ich hoffe, du genießt den Moment."
Kerber spielt wie entfesselt
Zuletzt hatte Sabine Lisicki 2013 in Wimbledon im Finale gestanden, war dort gegen Marion Bartoli aus Frankreich aber chancenlos gewesen. Kerber spielte bei ihrer Premiere in einem Grand-Slam-Finale dagegen überragend und wie entfesselt.
Dabei hatte Kerber vor der Partie noch zugegeben, sehr nervös zu sein. Der Tag sei extrem lang gewesen, meinte sie nach dem Einschlagen mit ihrem Trainer Torben Beltz rund zwei Stunden vor der Partie.
Bei Spielbeginn war Nervosität verflogen
Doch als das bislang wichtigste Spiel ihrer Karriere begann, agierte Kerber so, als habe sie in ihrem Leben noch nie etwas anderes gemacht, als ein Grand-Slam-Finale zu bestreiten. Gelöst und voller Vorfreude nahm sie beim Einmarsch in die Rod Laver Arena den Blumenstrauß aus den Händen eines Kindes in Empfang.
Und auch als die Partie begann, schien ihre Nervosität wie verflogen. Zwar machte sie beim ersten Aufschlagspiel der Amerikanerin keinen Punkt, doch dann brachte sie ihr Service ebenfalls durch. Damit hatte die Kielerin sofort ein kleines Ausrufezeichen gesetzt. Doch es kam noch besser. Kerber spielte weiter mutig drauf los und nahm der großen Favoritin das Service zum 2:1 ab. Ein Raunen ging durch das Stadion. Sollte hier die große Überraschung in der Luft liegen?
Williams sichtlich verdutzt
Kerber hatte Williams auf jeden Fall früh die Laune verdorben. Die Amerikanerin zeigte sich sichtlich verärgert und steigerte sich nun. Zum 3:3 nahm sie Kerber das Service ab, weil deren zweiter Aufschlag einfach zu harmlos war. Nun schien alles wieder in der Reihe zu sein.
Aber Kerber wich nicht zurück. Sie schaffte prompt das nächste Break, weil sie deutlich mehr Bälle zurückbrachte als alle anderen bisherigen Williams-Gegnerinnen im Turnier zusammen. Williams wirkte verdutzt und leitete sich einen leichten Fehler nach dem anderen. 23 waren es bis zum Ende des ersten Satzes, den sich Kerber nach 39 Minuten unter dem großen Jubel der Zuschauer sicherte.
Im zweiten Durchgang hob Williams ihr Niveau dann aber deutlich an. Zugleich unterliefen Kerber ein paar Fehler mehr, die die dreimalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin des vergangenen Jahres zu nutzen wusste. Zum 3:1 gelang ihr das Break, nach insgesamt 72 Minuten schaffte Williams den Satz-Ausgleich. Vor allem deshalb, weil die Amerikanerin ihre Anzahl an leichten Fehlern auf fünf zurückschraubte.
Kerber lässt sich nicht unterkriegen
Doch wer gedacht hatte, nun würde Williams problemlos durch den dritten Satz spazieren, sah sich getäuscht. Kerber zeigte keine Nerven, spielte weiter mutig und kämpfte um jeden Ball. Der Lohn war ein frühes Break zum 2:0, auch weil Kerber zwei spektakuläre Ballwechsel mit großem Kampfgeist für sich entschied. Allerdings konnte siei hren Vorsprung danach nicht halten und gab sofort selbst ihr Service ab.
Aber auch von diesem Rückschlag ließ sie sich nicht unterkriegen. Zum 4:2 schaffte sie das nächste Break und führte die Nummer eins der Welt dabei mit traumhaften Stoppbällen phasenweise vor. Beim Stand von 5:3 schlug Kerber zum Matchgewinn auf, muste aber wieder ein Break hinnehmen. Doch Kerber machte einfach weiter und wurde nach 2:08 Stunden schließlich belohnt.