Sportstätten in Pyeongchang Nach den Winterspielen droht der Verfall
Die Olympischen Winterspiele 2018 sind vorbei. Zurück bleiben in Südkorea Sportarenen und andere Bauten im Wert von Milliarden. Wie schon so oft zuvor, droht auch ihnen der Verfall.
Die imposante Skisprunganlage thront hoch über dem Alpensia Resort von Pyeongchang und ist längst zu einem Wahrzeichen geworden. Allerdings: Der 100 Millionen Euro teure Koloss droht auch zu einem weiteren olympischen Mahnmal zu werden, zu einer fragwürdigen Hinterlassenschaft für eine vergessene Region. Und die Nachnutzung der olympischen Anlagen in Pyeongchang erweist sich nicht nur im Fall des Schanzenparks als ein äußerst schwieriges Unterfangen. Südkorea drohen "Weiße Elefanten".
Geht es nach dem Willen der Olympia-Organisatoren, soll die riesige Schanze mit ihrem markanten "Teller" nach wie vor Wettbewerbe auf höchstem Niveau anbieten und ein fester Bestandteil des Weltcupkalenders werden. Doch das ist nicht so einfach. Für den kommenden Winter verpasste der Newcomer den Sprung in den erlauchten Kreis der Top-Standorte. Nun muss man sich mit dem kleineren Kontinental-Cup begnügen – eine von mehreren Fehleinschätzungen.
Mahnungen vom IOC
Gunilla Lindberg, einflussreiches IOC-Exekutivmitglied aus Schweden, schickte am Sonntag ein paar warnende Worte an die Organisatoren. "Wir wissen, dass die Olympischen Spiele nur dann ein Erfolg sind, wenn ein starkes Vermächtnis garantiert werden kann", sagte Lindberg und fügte an: "Das ist hier nicht der Fall."
Sechs Wettkampfstätten wurden für die ersten Winterspiele in Korea neu hochgezogen, sechs weitere renoviert. "Drei Anlagen haben keinen Nachnutzungsplan", gestand Nancy Park, Sprecherin des Organisationskomitees POCOG. Konkret geht es um das Eisschnelllauf-Oval, die Eishockeyhalle im Olympiapark und das Alpin-Zentrum in Jeongseon.
In Jeongseon, mit Investitionen in Höhe von 160 Millionen Euro eine der teuersten Arenen, soll der obere Teil des heiligen Mount Gariwang wieder mit Wald aufgeforstet werden. Soll. Für den unteren Bereich hat man bislang noch keine Pläne. Wahrscheinlich ist, dass dort doch einige Skilifte in Betrieb bleiben.
Olympiastadion wird größtenteils abgerissen
Immerhin gibt es schon eine Idee für das 35.000 Zuschauer fassende Olympiastadion (80 Millionen Euro). Nach nur vier Veranstaltungen (jeweils die Eröffnungs- und Schlussfeiern der Olympischen und Paralympischen Spiele) wird die Haupttribüne in ein Museum umgewandelt. Der Rest wird – wie 1992 in Albertville – direkt wieder abgerissen.
Für die fehlenden Nutzungspläne hatte Pyeongchang im Vorfeld der Spiele schon harsche Kritik im eigenen Land abbekommen. "Sie sind blind vorgegangen. Und jetzt haben sie keine Ahnung, wie sie die Sportstätten nach den Spielen nutzen sollen", sagte Yu Tae Ho, Professor an der Korea University in Seoul.
Zukunft von Zugstrecke ungewiss
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte mehrfach zu sparsamem Vorgehen gemahnt, seitdem Pyeongchang im Jahr 2011 den Zuschlag für die 23. Winterspiele erhalten hatte. Im Jahr 2014 stand für kurze Zeit die Idee im Raum, die Bob- und Rodelbahn im 900 km entfernten Nagano/Japan zu nutzen. Doch letztendlich wollte Südkorea die Spiele komplett im eigenen Land austragen und griff nochmals tief in die Tasche.
Pyeongchang ist noch ein Vertreter des alten Olympia, des Gigantismus. Die von IOC-Präsident Thomas Bach im Jahr 2014 ausgerufene Sparreform Agenda 2020 traf auf die Asiaten nicht mehr zu. Rund 10,1 Milliarden Euro haben die stolzen Koreaner in das Projekt gepumpt – samt kostspieliger Investitionen für die Infrastruktur.
Größter Kostenpunkt dabei war der Bau eines Hochgeschwindigkeitszuges für die 170 Kilometer von Seoul nach Pyeongchang für rund 2,7 Milliarden Euro. Doch der Zug ist kein Selbstläufer. Wenn die neuen Wintersporteinrichtungen in der dünn besiedelten Region um Pyeongchang nicht funktionieren, steht auch der Sinn des neuen Zuges infrage.
- sid