Clever oder dreist? Hitzige Debatte um Robben-Elfmeter
"#RobbedByRobben" – unter diesem unmissverständlichen Hashtag laufen bei Twitter seit dem diskussionswürdigen Elfmeter, den die Niederlande im Achtelfinale gegen Mexiko in der Nachspielzeit zugesprochen bekamen, im Sekundentakt Beiträge ein. Besonders die mexikanischen Fans lassen kein gutes Haar an Arjen Robben, fühlen sich betrogen und machen ihrem Ärger mit teils wüsten Beschimpfungen Luft.
Mexikos Kapitän Rafael Marquez hatte Robben in der Nachspielzeit leicht am linken Fuß getroffen. Dieser ließ sich theatralisch fallen, Schiedsrichter Pedro Proenca sprach den Niederländern einen Strafstoß zu, den der eingewechselte Klaas-Jan Huntelaar eiskalt zum 2:1-Endstand verwandelte.
Robben selbst sieht sich im Bezug auf die fragliche Situation im Recht: "Da habe ich mich einfach clever verhalten", erklärte er gegenüber dem niederländischen Sender NOS zur Elfmeterszene.
Robben gesteht vorherige Schwalbe ein
"Ich muss aber ehrlich sein und mich entschuldigen", bittet Robben trotzdem um Verzeihung. "Eine der beiden Aktionen in der ersten Halbzeit war eine Schwalbe. Manchmal bekommt man einen Tritt ab, aber das war in dem Moment nicht der Fall. Ich hätte das nicht tun sollen und hadere deswegen mit mir. Es war eine dumme Aktion."
Die zweite Aktion kurz vor der Pause, auf die Robben nicht mehr näher einging, war allerdings ein klarer Strafstoß. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass Proenca dem niederländischen Superstar in der Schlussphase doch noch "seinen" Elfer zusprach.
Mexikos Trainer Miguel Herrera nimmt den portugiesischen Schiedsrichter Proenca in die Verantwortung. "Wir haben verloren, weil er einen nicht berechtigten Elfmeter gegeben hat", so Herrera, der am Spielfeldrand zusehen musste, wie Mexiko zum sechsten Mal in Folge im WM-Achtelfinale ausschied.
Mexiko-Coach Herrera fühlt sich insgesamt benachteiligt
"Robben hat sich drei Mal fallen gelassen. Der Schiedsrichter hätte ihn verwarnen müssen", sagte Herrera. "Dann wäre das zweite Tor der Holländer nicht gefallen und Robben wäre mit einer zweiten Gelben Karte des Feldes verwiesen worden. Aber wenn Du beim ersten Mal nichts machst, weiß der Spieler, dass er sich alles erlauben kann."
Für Mexikos Trainer ist es unverständlich, "wie man nur in solch einem wichtigen Spiel einen Schiedsrichter von der gleichen Konföderation nehmen kann. Der entscheidende Faktor war der Mann mit der Pfeife. Er hat uns aus der WM geworfen. Wir fahren jetzt nach Hause, aber ich hoffe, dass auch der Schiedsrichter nicht mehr bei der WM bleiben darf."
Herreras Ärger bezieht sich aber nicht ausschließlich auf die Partie gegen die Niederlande: "Das ist das dritte Mal im vierten Spiel, dass wir in diesem Turnier vom Schiedsrichter benachteiligt wurden", so Herrera. "Das war eine WM, in der alles die ganze Zeit gegen Mexiko lief."
Zusätzliches Öl ins Feuer goss ein Fauxpas der niederländischen Fluggesellschaft KLM. Mit dem Spruch "Adios Amigos" twitterte KLM ein Foto mit der Aufschrift "Departures" (Abflüge). Der Tweet wurde inzwischen allerdings wieder gelöscht.
Sanktionen durch den Weltverband FIFA muss Robben im Übrigen nicht befürchten. FIFA-Sprecherin Delia Fischer erklärte, nachträgliche Strafen würden nur bei "ernsthaften Verstößen" erfolgen, die die Schiedsrichter im Spiel nicht mitbekommen.