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Campo Bahia: DFB-Quartier teilt Dörfchen Santo André in zwei Teile


"Berliner Mauer in Bahia"
DFB-Quartier teilt Dörfchen in zwei Teile

Von t-online
Aktualisiert am 10.06.2014Lesedauer: 3 Min.
Das DFB-Luxus-Quartier Campo Bahia: Einheimische brauchen eine Sondergenehmigung, um ihre Häuser zu erreichen.Vergrößern des Bildes
Das DFB-Luxus-Quartier Campo Bahia: Einheimische brauchen eine Sondergenehmigung, um ihre Häuser zu erreichen. (Quelle: dpa)

Aus Santo André (Brasilien) berichtet Thomas Tamberg

Nichts ist mehr so wie es einmal war in Santo André. Hier im 800-Einwohner kleinen Dörfchen direkt an der Atlantik-Küste hat sich seit zwei Tagen die deutsche Nationalmannschaft niedergelassen. Oliver Bierhoff lobte die "optimalen Bedingungen". In der Tat: Viel besser, viel schöner, viel dekadenter kann man sich wirklich nicht auf eine WM vorbereiten. Während die Deutschen also beste Voraussetzungen haben, sind für die 800 Einwohner des kleinen Dörfchens mitten im Naturschutzgebiet die "optimalen Bedingungen" ein für alle Mal vorbei. (Video: So wohnt die DFB-Elf in Brasilien)

Seitdem der DFB-Tross in Santo André aufgeschlagen ist, herrscht hier der Ausnahmezustand. "Berliner Mauer in Bahia", zog die "Fohla" einen unangebrachten wie übertriebenen Vergleich. Und die Zeitung, die zu den größten Tageszeitungen in Brasilien, gehört, meinte zu den neuen Gegebenheiten vor Ort weiter: "Militärpolizei isoliert kleinen Küstenort in Bahia, wo die deutsche Nationalmannschaft untergebracht ist."

500 Meter Straße abgesperrt

In dem keinesfalls bösartigen, sondern recht sachlich gehaltenen Artikel, der auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze erwähnt, wird das Schicksal der Straßenverkäuferin Maiara Alcantara da Luz beschrieben, die mit weiteren sechs Personen in einem ärmlichen Haus gegenüber des Eingangs von Campo Bahia, der deutschen WM-Unterkunft, wohnt. Sie kann plötzlich ohne Sondergenehmigung nicht mehr ihr Haus betreten, das seit zwei Tagen durch eine von der Polizei errichtete Barriere blockiert ist.

Um die Ruhe der Nationalmannschaft nicht zu stören, wurde ein Abschnitt von 500 Metern der kleinen Sandfahrbahn, die durch das Örtchen führt, zum Sperrbezirk erklärt. Da dies eigentlich dem brasilianischen Recht widerspricht, änderte der Staat kurzerhand die Regeln und schuf das WM-Gesetz.

Nur noch mit Sondergenehmigung

Das erlaubt den Lokalbehörden vorübergehende Sperrungen im Bereich der offiziellen Spielveranstaltungen. Jetzt darf Maiara Alcantara da Luz, wie alle anderen Bewohner dieses Abschnitts, nur noch mit einer Sondergenehmigung ihr Haus betreten.

Die 29-Jährige weigerte sich allerdings den Sonderausweis in Empfang zu nehmen. "Ich empfinde es als eine Demütigung. Wer sich hier auszuweisen hat, sind die Zugereisten und nicht ich, die hier geboren ist." Auch die seit zehn Jahren in der Gegend wohnende Journalistin Léa Penteado übt Kritik: "Während 25 Jahre des Berliner Mauerfalls gefeiert werden, kommen Deutsche hierher und die Polizei bildet eine Sperre die den Ort in zwei teilt."

Plötzlich ging alles ganz schnell

Überhaupt können manche Bewohner dem Campo Bahia nichts Positives abgewinnen. Sie fühlen sich von Politikern und Geschäftemachern schlichtweg übergangen. Um in Brasilien eine Baugenehmigung zu bekommen, dauert es in der Regel Jahre. Für das Campo Bahia gab es sie plötzlich innerhalb von zwei Wochen, als sich die Gerüchte verdichteten, dass der DFB hier seine Zelte aufschlagen könnte.

Die Wochenzeitung "Der Freitag" schreibt in einem Artikel dazu folgendes: "Das Grundstück von Camp Bahia wurde bereits vor fünf Jahren von Münchner Modezaren Christian Hirmer gekauft, nach anfänglichen Bauarbeiten wurde das Projekt eine Tourismusanlage zu bauen jedoch eingestellt, zu unrentabel das Ganze und es gab Probleme mit der Genehmigung und Auflagen.“ Lesen Sie hier den ganzen Artikel

Voll ins Naturschutzgebiet rein

Vor allem der Trainingsplatz, der mitten im Naturschutzgebiet erbaut wurde, ist eine riesige Wunde in der bis dahin so einzigartigen Naturlandschaft. Dort wo früher seltene Tiere wohnten, patrouillieren derzeit jede Menge Soldaten und Polizisten, um für die Sicherheit von Mario Götze und Co. zu sorgen.

Allerdings dürften weder Maiara Alcantara da Luz noch Léa Penteado und ihre Leidensgenossen bei der Ankunft der deutschen Nationalmannschaft dabei gewesen sein. Anders kann man es sich nicht erklären, dass die DFB-Verantwortlichen tatsächlich glauben, dass sich hier alle auf sie gefreut haben.

Jubelnde Kinder auf den Straßen

"Wir haben einen wunderbaren Empfang erlebt mit vielen Menschen, die uns auf den Straßen begrüßt haben. Am Treffpunkt an der Fähre gab es wunderbare Begegnungen", sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock auf der ersten Pressekonferenz und man hatte tatsächlich den Eindruck, der Mann glaubt das, was er sagt. Sein Blitz-Fazit: "Das hat uns gezeigt, dass wir willkommen sind." Team-Manager Bierhoff sah es ähnlich: "Wir sind wirklich in Brasilien angekommen, unterstützt von den jubelnden Menschen und Kindern auf der Straße."

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