"DFB verharmlost Situation" Ärzte glauben nicht, dass Neuer rechtzeitig fit wird
Wie schwer ist Manuel Neuer wirklich verletzt? Nachdem Deutschlands Nummer eins seine Anreise ins Trainingslager der Nationalmannschaft nach St. Leonhard verschieben musste, wird über den Gesundheitszustand des Nationalkeepers heftig diskutiert. Und dabei zeichnet sich immer mehr ab, dass die Situation längst nicht so harmlos ist, wie sie von den Verantwortlichen des DFB dargestellt wird.
Neuer hatte sich im DFB-Pokalendspiel einen Einriss am Kapselbandapparat des rechten Schultereckgelenks zugezogen, seitdem trägt er den Arm in einer Schlinge.
Während die Kollegen bereits am 21. Mai die Vorbereitung auf die WM 2014 aufgenommen haben, blieb der 28-Jährige zunächst in München, um sich von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der gleichermaßen Arzt der Nationalmannschaft und des FC Bayern ist, behandeln zu lassen.
Ärzte bezweifeln Blitzheilung
Denn in Wirklichkeit scheint die Verletzung von Neuer schlimmer, als es bisher bekannt ist. "Aus meiner Sicht verharmlost der DFB die Situation", zitiert die "tz" den renommierten Sportmediziner Professor Ernst Kabelka.
"Jeder, der eine solche Verletzung schon einmal hatte, kann ihnen bestätigen, wie schmerzhaft und langwierig das sein kann", bestätigt der Mediziner dem auch die Klitschko-Brüder und Tennis-Star Roger Federer vertrauen.
"Das Problem ist, dass er eine ganze Zeit lang die Arme nicht über die Horizontale nach oben nehmen kann. Und das ist ja für einen Torwart nicht ganz unwichtig", führte Kabelka weiter aus.
Ein Einsatz wäre "ein Wunder"
Die Ferndiagnose Kabelkas wird gestützt von einer weiteren Experten-Meinung. "Die Verletzung ist sehr Besorgnis erregend", sagte Dr. Michael Lehmann gegenüber der "Bild". Der Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin von der Heidelberger Ethianum Klinik kann sich kaum vorstellen, dass Neuer rechtzeitig fit wird.
"Vor allem wegen der Kürze der Zeit bis zum Beginn der Spiele würde es an ein medizinisches Wunder grenzen, wenn er es bis zum Beginn der WM schaffen sollte", sagte der 52-jährige Lehmann. Derweil versuchten die Verantwortlichen im rund 180 Kilometer entfernten St. Leonhard die Nation zu beruhigen.
"Manuel ist der Torwart, den wir wollen bei der WM", sagte zum Beispiel Co-Trainer Hansi Flick, "alle gehen davon aus, dass Manuel fit wird". Teammanager Oliver Bierhoff ging sogar noch einen Schritt weiter und behauptete: "Wir haben keine Sorge, dass wir Manu bei der WM nicht bei uns haben."
ter Stegen fährt nicht in Urlaub
Wie groß die Sorge ist, zeigt die Tatsache, dass der DFB Kontakt zu Marc-André ter Stegen aufnahm, der sich auf dem Weg zu seinem neuen Arbeitgeber Barcelona befand. Der Ex-Gladbacher solle sich für den Fall der Fälle bereithalten und sicherheitshalber keinen ausgedehnten Urlaub antreten.
Jede Menge angeschlagene Stars
Es läuft also auch bei Neuer auf einen Wettlauf gegen die Zeit hinaus. Damit ist er in bester Gesellschaft. Schließlich sind mit Philipp Lahm, Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose gleich vier weitere potentielle Stammspieler noch weit von ihrer absoluten Top-Fitness entfernt. Die Sorgenfalten bei Bundestrainer Joachim Löw werden nicht kleiner.