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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Showdown naht Größer kann es nicht mehr werden
Lionel Messi hat es fast geschafft. Er ist nur noch einen Sieg vom langersehnten WM-Titel entfernt. Es wird das größte Spiel seiner Karriere.
Dass es passieren würde, war klar. Nur wann, das war offen. Am Ende dauerte es 43 Minuten im WM-Halbfinale von Argentinien gegen Kroatien. Die Argentinier bekamen einen Eckball zugesprochen. Mit Enzo Fernandez stand nur die falsche Person in der Nähe, denn die Standards tritt ein anderer. Es ist die Aufgabe von Lionel Messi. Fernandez übergab den Ball also an Messi, der in aller Ruhe in Richtung Eckfahne marschierte.
Und dann geschah es: "Messi! Messi! Messi!" schallte es durch das Lusail-Stadion. Die argentinischen Fans feierten ihren Helden und verneigten sich vor ihm. Das übliche Ritual, wenn Messi ein Tor erzielt oder vorbereitet hat. Manchmal reicht auch nur ein genialer Pass. In dem Fall war es allerdings ein Tor. Nach 34 Minuten hatte der 35-Jährige per Elfmeter das 1:0 erzielt. Fünf Minuten später leitete er das 2:0 durch Julian Alvarez ein.
Messis Dribbling erstickt Kroatiens Hoffnungen
Sein Meisterstück lieferte Messi aber nach der Pause. In der 69. Minute wurde er auf der rechten Seite eingesetzt und stand Josko Gvardiol gegenüber, dem besten kroatischen Verteidiger bei dieser WM. Der zweikampfstarke Leipziger rechnete damit, dass Messi mit dem Ball Richtung Strafraumkante ziehen würde, was dieser offenbar ahnte. Mit dem Ball eng am Fuß narrte Messi seinen Gegenspieler und wählte den Weg über die Grundlinie. Weil auch alle anderen kroatischen Verteidiger ihre Augen nur auf den siebenfachen "Ballon d'Or"-Gewinner richteten, konnte dieser den frei stehenden Julian Alvarez anspielen, der den Ball ins Tor schoss.
Das 3:0 erstickte die verbliebenen Hoffnungen der Kroaten und war gleichzeitig das Endergebnis eines am Ende einseitigen Halbfinales. Nach dem Spiel folgten die bei dieser WM so bekannten Szenen. Die argentinischen Spieler näherten sich langsam den tanzenden und feiernden Fans auf der Tribüne. Nur Sekunden später tanzte die "Albiceleste" selbst auf dem Rasen.
Für Lionel Messi bedeutet der Sieg das zweite WM-Finale nach 2014 in seiner Karriere. Im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro erlebte er vor acht Jahren gegen Deutschland den wohl größten Tiefschlag seines Spielerlebens. Nun erhält er eine zweite Chance. Und das bei der voraussichtlich letzten Weltmeisterschaft seiner Karriere. Größer kann es nicht mehr werden.
"Seitdem war jedes Spiel für uns ein Finale"
"Ich bin sehr glücklich bei dieser WM und fühle mich sehr gut", bilanzierte Messi nach dem Spiel auf der Pressekonferenz. Mit fünf Toren und drei Vorlagen ist er der Topscorer des Turniers. Dabei ging es mit der Niederlage zum Auftakt gegen Saudi-Arabien denkbar schlecht los. Messi: "Wir hätten nicht gedacht, dass wir dieses Spiel verlieren würden. Das war ein wichtiger Test für dieses Team. Doch wir haben ihn bestanden und gezeigt, dass wir stark sind. Seitdem war jedes Spiel für uns ein Finale. Das ist eine hohe psychische Last."
Diese war auch Trainer Lionel Scaloni anzumerken. Mit Tränen in den Augen sagte er nach dem Spiel: "Ich versuche, nicht zu emotional zu sein. Aber das ist das, wovon ich immer geträumt habe. Jedem in meiner Situation würde es so gehen. Alles ist sehr emotional und aufregend."
Für den 44-Jährigen ist das Finale am Sonntag (ab 16 Uhr im Liveticker bei t-online) nicht das erste Endspiel mit Argentinien. Im Sommer 2021 gewann er mit der "Albiceleste" die Copa América gegen Brasilien. Nun wartet am Wochenende eine noch größere Bühne. "Einen Schritt haben wir noch zu gehen. Es wird ein historisches Spiel."
Sein Superstar, Lionel Messi, ist mit Blick auf den bisherigen Turnierverlauf bereit für das große Duell: "Wir hatten schon fünf Endspiele und haben alle gewonnen. Ich hoffe, dass wir auch das sechste gewinnen."
- Eigene Beobachtungen
- Pressekonferenzen mit Lionel Messi und Lionel Scaloni nach dem Spiel