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Zum journalistischen Leitbild von t-online.England trauert Ist das wirklich passiert?
Trotz einer starken Leistung ist England bei der WM in Katar ausgeschieden. Auch, weil dem Kapitän kurz vor Schluss die Nerven versagten.
Der erste saß. Kompromisslos haute Harry Kane den Elfmeter links oben in die Maschen – und ließ damit seinem Londoner Mannschaftskollegen, Keeper Hugo Lloris, keine Chance. Das war in der 54. Minute.
Eine halbe Stunde später durfte er wieder ran. Nach einem zugegeben selten dummen Foul von Frankreichs Theo Hernandez an Mason Mount zeigte Schiedsrichter Wilton Pereira Sampaio aus Brasilien nach Ansicht der Bilder erneut auf den Punkt. Doch dieses Mal versagten Kane die Nerven. Er drosch den Ball über das Tor – und hinterließ fassungslose, englische Gesichter auf den Tribünen.
Kane verpasst den Rekordtreffer
"Ist das gerade wirklich passiert?", werden sich die Anhänger gefragt haben. Es wäre das so wichtige 2:2 gewesen, das den Engländern damit die Chance erhalten hätte, das Halbfinale gegen Marokko zu erreichen. Und noch mehr als das. Hätte Kane getroffen, es wäre sein 54. Treffer im Nationaltrikot gewesen, womit er zum Rekordtorschützen seines Landes aufgestiegen wäre. Eine Bestmarke, die er nun nicht mehr knacken wird. Zumindest nicht in Katar.
Denn der Traum ist zu Ende für die Engländer, die sich vor den (angeblich) mehr als 68.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Al-Bayt-Stadion geschlagen geben mussten. Wieder einmal muss England die Heimreise antreten, weil sie vom Punkt gescheitert sind. Zum siebten Mal scheiterte England im Viertelfinale einer WM – Rekord. Wie im EM-Finale gegen Italien versagten einem Spieler vom Punkt die Nerven.
Dabei zeigte das Southgate-Team weiß Gott keine schlechte Leistung.
Mit der Hypothek eines Abstiegs in der Nations League nach Katar gereist, waren die "Three Lions" bislang überraschend souverän durch das Turnier marschiert. Neben einer soliden Defensive (nur zwei Gegentreffer beim 6:2 gegen den Iran) hatte das Southgate-Team auch offensiv überzeugt (12 Treffer bis zum Achtelfinale).
Abgezockte Franzosen
Und auch gegen den Weltmeister fand England immer wieder Mittel, um in den Strafraum zu gelangen und sich hochkarätige Torchancen zu erarbeiten. Der Expected-Goals-Wert (erwartete Tore) sprach mit 2,3 zu 1,2 sogar für England.
Doch am Ende waren es die eiskalten Franzosen, die sich nun auf das Duell gegen Überraschungs-Halbfinalist Marokko freuen dürfen. Ein Traumtor von Aurelien Tchouameni, ein Kopfballtreffer von Olivier Giroud nach maßgeschneiderter Flanke von Antoine Griezmann. Das reichte, um nach 90 Minuten zu jubeln. Ein Sieg im Stile eines Weltmeisters.
Die Titelverteidigung ist also weiterhin möglich. Seit Brasilien 1958 und 1962 ist es keinem Land mehr gelungen, zweimal hintereinander Weltmeister zu werden. "Es stimmt, die Weltmeister haben zuletzt nicht immer beim nächsten Turnier überzeugt. Das haben wir bislang ganz gut gemacht", so Trainer Didier Deschamps auf eine t-online-Frage nach der Partie.
Für ihn wäre es die absolute Krönung, steht mit Volksheld Zinédine Zidane sein designierter Nachfolger doch eigentlich schon in den Startlöchern, nach der WM von ihm zu übernehmen.
"Für das Halbfinale bin ich der Trainer. Über das, was danach kommt, mache ich mir derzeit keine Gedanken", so Deschamps ausweichend auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Apropos Zidane: Der hatte in der Vorrunde bei der EM 2004 Frankreich zum 2:1-Sieg gegen England geschossen. In der 93. Minute. Per Elfmeter.
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- Eigene Beobachtungen im Stadion
- After-Match-Pressekonferenz