Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Es geht wieder los Die Show von König Louis
Louis van Gaal lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Vor dem Viertelfinal-Kracher gegen Argentinien demonstriert der Trainer Gelassenheit.
Guten Morgen aus Doha,
Louis van Gaal hat einiges erlebt in seinem Leben. Waren Bosse von Fußball-Topklubs auf der Suche nach einem erfahrenen Trainer, so fiel in den vergangenen Jahren immer wieder der Name des Altmeisters aus Amsterdam. Dabei hatte dieser eigentlich 2016, nach seinem Ausscheiden als Coach bei Manchester United, seine Trainerkarriere als beendet erklärt.
Dass der einstige Bayern-Trainer nun Anfang Dezember 2022 auf einer Pressekonferenz in Doha sitzt, um über das bevorstehende Viertelfinale gegen Argentinien zu sprechen, war eigentlich so nie vorgesehen. "Es war ein Notfall, deswegen bin ich als Nationaltrainer zurückgekehrt", erzählte ein bestens aufgelegter van Gaal am Donnerstagnachmittag den versammelten Journalisten. Von Druck keine Spur.
Der 71-Jährige wirkte entspannt, unaufgeregt und hatte, wie man es von ihm kennt, etliche Sprüche auf Lager. Angesprochen auf die Kritik seines früheren argentinischen Spielers Angel Di Maria, der ihn einst als schlechtesten Trainer bezeichnete, reagierte van Gaal galant. "Schauen Sie, neben mir sitzt Memphis Depay", antwortete van Gaal und legte liebevoll den Arm um die Schulter Depays, der neben ihm auf dem Podium saß. "Er hat auch bei Manchester United unter mir gespielt und stand nicht immer auf dem Platz. Und jetzt sitzen wir hier und küssen uns auf den Mund", so der Trainer, womit ihm die Lacher im Saal sicher waren (mehr dazu lesen Sie hier). Und auch Depay konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Dass van Gaal gerne Küsschen verteilt, weiß man seit der Münchner Meisterfeier 2010 auch in Deutschland. Und auch dort werden Fußballfans das Abschneiden der "Elftal" gegen das argentinische Starensemble um Lionel Messi am Freitagabend (20 Uhr, im Liveticker bei t-online) genau verfolgen. Nach zwei Tagen Pause wird in Doha wieder Fußball gespielt.
Sollten die Niederländer, die mit recht biederem Fußball bislang unaufgeregt durch das Turnier marschiert sind, ausscheiden, könnte es das letzte Spiel von van Gaal als Trainer an der Seitenlinie gewesen sein. Dessen Kontrakt läuft mit Ende der Weltmeisterschaft aus.
So ganz bestätigen wollte van Gaal sein abermaliges bevorstehendes Karriereende aber nicht. "Ich werde aufhören, aber sag niemals nie", so der 71-Jährige, der zum Abschluss der Presserunde noch ein nicht ganz ernst gemeintes Plädoyer auf sich selbst hielt. "Ich sehe immer noch jung und wunderschön aus." Wieder Lacher im Raum. Dann war sie vorbei, die Show von König Louis.
WM-Anekdote
Passend zum Viertelfinale der Niederländer gegen Argentinien erzähle ich Ihnen heute eine Anekdote, die bereits ein paar Tage her ist. Das Achtelfinale gewann das Van-Gaal-Team vergangenen Samstag mit 3:1 gegen die USA. Es war das einzige Spiel, das ich bislang im sogenannten Virtual Stadium verfolgte – und das komplett allein. Der knapp 500 Plätze fassende Kinosaal gehörte mir. Einzig ein paar Fifa-Volunteers und die Security-Frau sahen mit mir die Niederlande ins Viertelfinale einziehen.
Als Denzel Dumfries in der 78. Minute mit seinem Treffer zum 3:1 für die Entscheidung sorgte, brandete hinter mir Jubel auf. Tigist, so der Name der Security-Frau aus Äthiopien, klatschte begeistert und strahlend in die Hände. Sie drücke bei dieser WM den Niederländern die Daumen, erzählte sie mir nach Schlusspfiff. Warum, das wisse sie nicht genau. Das Team sei ihr sympathisch. Vermutlich hätte sie auch an der Pressekonferenz mit van Gaal viel Freude gehabt.
Heutige WM-Spiele
16:00 Uhr, Viertelfinale: Kroatien gegen Brasilien
20:00 Uhr, Viertelfinale: Niederlande gegen Argentinien
Weitere Hinweise
Fünfmal trafen die Niederlande und Argentinien bislang bei einer Weltmeisterschaft aufeinander. Zweimal gingen die Niederländer als Sieger vom Platz, zweimal die Argentinier – zuletzt im Halbfinale der WM 2014. Maxi Rodriguez erzielte den entscheidenden Treffer im Elfmeterschießen und beendete jegliche Titelträume von Oranje. Deren Trainer damals: Louis van Gaal.
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