Protest gegen Vorgehen von Weltverband Bericht: Dänemark erwägt Austritt aus der Fifa
Die Kritik am Fußball-Weltverband reißt nicht ab. Nun denkt der dänische Verband offenbar an einen drastischen Schritt.
Tag fünf der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar – Tag fünf der anhaltenden Kritik am Gastgeber und am Ausrichter Fifa. Besonders das Verbot der "One Love"-Armbinde für die Kapitäne sechs europäischer Verbände, die damit ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen wollten, sorgt weiter für Empörung und scharfe Diskussionen. Doch auch die betroffenen Länder mussten sich Anschuldigungen gefallen lassen, zu schnell vor den vagen Drohungen des Weltverbands eingeknickt zu sein.
Nun droht Dänemarks Fußballverband offenbar mit einem drastischen Schritt. "The Athletic" berichtet nun: Die DBU sei dazu bereit, die Fifa zu verlassen. Verbandschef Jesper Möller erklärte demnach: "Das ist keine Entscheidung, die wir jetzt getroffen haben. Unsere Position ist schon seit Langem klar. Wir haben das im Norden schon seit August diskutiert.“
"Müssen eine Strategie entwickeln"
Nun sei der Zeitpunkt für weitere Überlegungen gekommen: Möller könne sich vorstellen, "dass es Herausforderungen geben könnte, wenn Dänemark von sich aus geht. Aber mal sehen, ob wir nicht einen Dialog über die Dinge führen können. Ich muss über die Frage nachdenken, wie das Vertrauen in die Fifa wiederhergestellt werden kann." Möllers Plan gehe aber noch weiter: "Wir müssen auswerten, was passiert ist, und dann müssen wir eine Strategie entwickeln – auch mit unseren nordischen Kollegen."
Die Methoden der Fifa seien "inakzeptabel", so Möller. Die DBU distanziere sich "entschieden von den Methoden der Fifa. Allein die Tatsache, dass wir keine klare Antwort zu den möglichen Strafen bekommen haben, sagt doch alles." Zuvor hatte DBU-Direktor Jakob Jensen am Mittwoch in einer eilig einberufenen Pressekonferenz Details enthüllt, wie die Kommunikation mit der Fifa um die "One Love"-Armbinde ablief – und wie Druck ausgeübt wurde.
"Zutiefst verwerflich"
"Am 21. November bat die Fifa um ein dringendes Treffen, um die Angelegenheit zu besprechen", berichtete Jensen. "Die Fifa kam ins englische Team-Hotel und machte hier deutlich, dass es sportliche Sanktionen geben würde, wenn jemand die Binde trägt. Und sie sagten, dass es mindestens eine gelbe Karte gäbe." Offenbar standen demnach auch härtere Strafen im Raum.
Nun wolle Dänemark Fifa-Boss Gianni Infantino endgültig das Vertrauen entziehen – und will auch dessen geplante Wiederwahl im März 2023 verhindern. Möller: "Es gibt nur einen Kandidaten und wir müssen sehen, ob es doch noch einen neuen Kandidaten gibt. Denn es ist noch etwas Zeit." Aktuell ist Infantino einziger Bewerber. Und weiter: "Dänemark wird den derzeitigen Präsidenten nicht unterstützen. Wir müssen jetzt reagieren. Und wir haben das Gefühl, dass wir das wirklich müssen. Es ist zutiefst verwerflich, was da zuletzt passiert ist."
Die WM in Katar hat begonnen. t-online ist mit vor Ort und berichtet über das brisanteste Turnier der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier können Sie ihn abonnieren.
- Bericht in "The Athletic"