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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vor Kracher gegen Spanien Deutschlands erschreckende Statistik
Gegen Japan offenbarte das deutsche Team einige Schwachstellen. Diese dürfen sich im Duell mit den Spaniern nicht wiederholen.
Inhaltsverzeichnis
Deutschland steht unter Zugzwang. Nach der 1:2-Pleite gegen Japan zum Auftakt braucht das DFB-Team gegen Spanien mindestens ein Unentschieden, will es das Weiterkommen noch in der eigenen Hand haben.
Und das wird gegen das Topteam aus Spanien schwierig genug. Der Weltmeister von 2010 legte zum Gruppenauftakt einen Kantersieg (7:0) gegen Außenseiter Costa Rica hin. Angesichts der Offensivstärke Spaniens und der Anfälligkeit der deutschen Defensive wird die Nationalelf auch selbst vor dem Tor aktiv werden und höchstwahrscheinlich den ein oder anderen Treffer erzielen müssen, will sie den Platz nicht als Verlierer verlassen.
Drei Dinge, die sich im Vergleich zum Spiel gegen Japan ändern müssen:
1. Die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor
26 Torschüsse, 5 große Torchancen, ein Expected-Goals-Wert (erwartete Tore) von 3.09. Die Zahlen aus der Partie gegen Japan sprechen eine eindeutige Sprache. Die deutsche Mannschaft kam zum Auftakt zu einer Vielzahl an hochkarätigen Torchancen, nutzte diese aber nicht. Es war fahrlässig, wie Musiala, Gnabry und Co. mit ihren Möglichkeiten umgingen.
Dennoch fehlte dem DFB-Team eben ein echter Torjäger auf dem Feld. Die gesetzte Nummer neun Timo Werner fehlt verletzt, mit Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko hat der Bundestrainer aber zwei Alternativen auf der Bank, die er anstelle des gegen Japan blassen Kai Havertz bringen könnte. Mehr Physis auf dem Platz würde dem DFB-Team gegen die Feingeister Spaniens sicher guttun. Und auch ein wenig Torschusstraining in den vergangenen Tagen dürfte hilfreich gewesen sein.
2. Mehr Dynamik im letzten Drittel
Trotz der vielen Tormöglichkeiten zeigte sich auch, wie hilflos die deutsche Mannschaft agierte, nachdem man in Rückstand geraten war. Gegen die Umstellung der Japaner hatte das Flick-Team in den verbleibenden 17 Spielminuten (inklusive Nachspielzeit) nichts mehr entgegenzusetzen – und erarbeitete sich kaum mehr gefährliche Torraumszenen.
Ein Grund dafür: die mangelnde Dynamik im letzten Drittel. Dem DFB-Team fehlte es sowohl an Schnelligkeit im Passspiel, Gedankenschnelligkeit in der Entscheidungsfindung sowie taktischer Klarheit im Positionsspiel. Mit Mario Götze in der Zentrale anstelle von Raumdeuter Thomas Müller könnte Deutschland seine Kreativität deutlich erhöhen - und davor retten, in dieselbe Falle zu tappen wie im ersten Spiel. Und: Gegen die offensiv ausgerichteten Spanier dürften sich mehr Räume ergeben als noch gegen Japan.
3. Individuelle Fehler abstellen + defensive Kompaktheit
Die größte Gefahr besteht für das deutsche Team allerdings in der Defensive. Mit dem aufgerückten David Raum auf der linken Seite stand Deutschland zeitweise sehr hoch, die Dreierkette aus Nico Schlotterbeck, Antonio Rüdiger und Niklas Süle formierte sich im Aufbauspiel oft an der Mittellinie. Die Folge: eine enorme Konteranfälligkeit und viel Platz für den Gegner, da zwischen der eben erwähnten Dreierkette und den beiden Sechsern Kimmich und Goretzka (der ab der 67. Minute Gündogan ersetzte) die Abstände zu groß waren.
Erschreckend liest sich dabei auch die japanische Torschussstatistik. Alle 12 Abschlüsse des Teams von Hajime Moriyasu wurden innerhalb des Sechzehners abgegeben, was zeigt: Der deutschen Mannschaft gelang es nicht, den eigenen Strafraum vor gegnerischen Schüssen zu schützen.
Hinzu kamen die vielen individuellen Fehler im Pass- und Stellungsspiel, die Japan immer wieder zu gefährlichen Kontern einluden. Insbesondere die beiden BVB-Spieler Schlotterbeck und Süle machten vor allem beim 1:2 keine gute Figur. Mit Thilo Kehrer oder auch Matthias Ginter wären Alternativen auf der Bank, sollte Flick personelle Änderungen planen.
Noch besteht die Möglichkeit, dass Deutschland das Weiterkommen in der eigenen Hand behält. Schafft es das DFB-Team aber nicht, all seine Fehler abzustellen, dürfte der Traum vom Titel bereits nach der Gruppenphase vorbei sein.
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