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Brexit erschüttert Premier League und englischen Fußball


"Was haben wir getan?"
Brexit-Votum erschüttert den englischen Fußball

Von sid
Aktualisiert am 25.06.2016Lesedauer: 3 Min.
Ausländische Spieler wie David De Gea benötigen wohl Sondergenehmigungen, um in der Premier League spielen zu dürfen.Vergrößern des Bildes
Ausländische Spieler wie David De Gea benötigen wohl Sondergenehmigungen, um in der Premier League spielen zu dürfen. (Quelle: Team 2/imago-images-bilder)

It's over - Großbritannien stimmte mehrheitlich für "leave". Der englische Fußball steht nach der Brexit-Entscheidung vor einer ungewissen Zukunft.

Gary Lineker konnte es nicht fassen. "Bloody hell!", verdammter Mist, twitterte die englische Fußball-Legende, als er vom "Brexit" erfuhr. Dann, eine gute halbe Stunde nach dem ersten Schock: "Was haben wir getan?"

Wie dem ehemaligen Nationalstürmer ging es nach dem Volksentscheid für den EU-Austritt vielen Vertretern des Fußballs - die Premier League, die reichste Liga der Welt, fürchtet um ihre Existenz.

Ligaboss Richard Scudamore hatte zuvor betont, "leave" (verlassen) sei mit der "Kultur der Offenheit" der höchsten englischen Spielklasse "unvereinbar".

Sonderregelung bei Ausländern

Kein Dimitri Payet, kein David De Gea oder Emre Can: Wenn der "Brexit" irgendwann umgesetzt wird, muss die Liga dichtmachen - für Spieler aus der EU oder EWR-Staaten wie Norwegen. Zumindest, wenn die seit 2015 auf Initiative der FA verschärften Bestimmungen für den Erhalt einer Arbeitserlaubnis nicht aufgeweicht werden.

Seitdem muss ein nicht-europäischer Profi einen gewissen Prozentsatz Länderspiele bestritten haben, wenn er auf die Insel wechseln will. Die Anzahl ist geringer, je höher das Land in der Weltrangliste platziert ist. Künftig sollen auch die Stars vom Kontinent unter diese Regeln fallen.

"Verheerende Konsequenzen"

David Beckham schlug deshalb schon vor der Abstimmung Alarm. "Vielleicht hätten wir auch so Titel gewonnen", sagte er über seine große Zeit bei Manchester United, "aber die Mannschaft wurde besser und erfolgreicher durch den dänischen Torhüter Peter Schmeichel, die Führungsqualitäten des Iren Roy Keane und das Können des Franzosen Eric Cantona."

Karren Brady, Parlamentsabgeordnete der Torys und Vereinsvize von Payets Klub West Ham United, sah "verheerende Konsequenzen" auf die Liga zukommen, und die angesehene Spieleragentin Rachel Anderson meinte: "Die EU zu verlassen, hätte einen viel größeren Effekt auf den Fußball, als die Leute denken." So ist es nun gekommen.

Kein Payet, Mata oder Can

Wie groß, belegen Zahlen der BBC und des "Guardian". Zwei Drittel der 160 EU- und EWR-Spieler der Premier League hätten nie dorthin wechseln dürfen, wenn zum Transferzeitpunkt auch für sie die verschärften Bestimmungen gegolten hätten. Darunter Payet, De Gea und Can, aber auch Stars wie Juan Mata und Anthony Martial von ManUnited, die Meisterspieler Robert Huth und N'Golo Kanté (Leicester City), Samir Nasri, Jesús Navas (beide Manchester City) und weitere namhafte Identifikationsfiguren.

Scudamore fürchtet "weltweiten Ansehensverlust" und einen milliardenschweren Imageschaden. Die Premier League wird den Brexit - unabhängig von zu erwartenden arbeitsrechtlichen Beschränkungen für Fußball-Profis aus dem bislang gemeinsamen EU-Raum - teuer bezahlen müssen.

Vereine verlieren Geld

Weil das britische Pfund spätestens nach Vollzug des Abschieds vom gemeinsamen Europa gegenüber dem Euro spürbar an Wert verlieren dürfte, wird bei den Shoppingtouren der englischen Klubs auch der bislang unschlagbare Wettbewerbsvorteil ihrer umgerechnet 3,2 Milliarden Euro an TV-Geldern zusammenschmelzen.

Die Vereine werden zusätzlich Geld verlieren: Weil nach einem EU-Austritt Talente voraussichtlich erst ab 18 Jahren - und nicht wie momentan durch die EU-Freizügigkeit schon zwei Jahre früher - verpflichtet werden dürfen, gehen bei einem Weiterverkauf Manchester United, dem FC Arsenal und Co. künftig Millionen-Einnahmen für ihre Ausbildungsleistungen durch die Lappen. Millionen, die nun weitgehend Rivalen vom Kontinent wie Real Madrid, der FC Barcelona oder Bayern München einsacken könnten.

Doch damit womöglich noch nicht genug: Für den Fall einer von den meisten Experten für den EU-Austritt vorausgesagten Rezession auf der Insel müssen sich die Klubs der Premier League auf Einnahmerückgänge auch beim noch florierenden Verkauf von Merchandising-Artikeln oder Eintrittskarten einstellen.

"Vor unangenehmen Fragen"

Somit behält Arsène Wenger recht: Der Spielermarkt, hatte der Teammanager des FC Arsenal gesagt, stünde nach einem Brexit "vor unangenehmen Fragen".

Das Prozedere gilt übrigens auch für den umgekehrten Weg. Gareth Bale, Waliser und einer der Top-Spieler der EM in Frankreich, hätte 2013 nicht so einfach von Tottenham Hotspur zu Real Madrid wechseln können. In der spanischen Primera División nämlich gelten Beschränkungen für die Verpflichtung von Nicht-EU-Spielern.

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