Hilflos und unverschämt Die Aufklärungsarbeit des DFB ist einfach nur jämmerlich
Ein Kommentar von Jörg Runde
Diese Nummer war ein Paradebeispiel für misslungene Krisen-PR und für den Deutschen Fußball-Bund ein richtiges Eigentor. Neue Erkenntnisse versprach Wolfgang Niersbach vor der Pressekonferenz. Doch statt über die vom "Spiegel" veröffentlichten dubiosen Geldflüsse in Millionenhöhe aufgeklärt worden zu sein, verließen die Journalisten die DFB-Zentrale mit noch mehr Fragen im Kopf.
Fragen, die vor allem durch Niersbachs wirre Aussagen und seinen seltsamen Gedächtnisverlust entstanden. "Das entzieht sich meiner Kenntnis" oder "da bin ich überfragt" lauteten die Standardantworten des DFB-Bosses.
Für einen geschäftsführenden Vize-Präsident des WM-Organisationskomitees 2006 kann sich Niersbach an herzlich wenig erinnern. Er weiß nicht mehr, warum sich das WM-OK 6,7 Millionen Euro von einem Privatmann leihen musste, obwohl die Summe für den größten und reichsten Sportverband der Welt nur "Peanuts" gewesen wären.
Niersbach weiß angeblich auch nicht mehr, warum sich das WM-OK auf seltsame Deals (6,7 Millionen Euro Vorabzahlung für einen Organisationszuschuss in Höhe von 170 Millionen Euro) mit der FIFA einließ. Dass der Fußball-Weltverband konterte und bekanntgab, dass es solche Prozesse offiziell nie gab, macht die Sache nicht besser.
Wirklich unverschämt wird es allerdings, wenn Niersbach behauptet, er könne sich nicht daran erinnern, eine Zahlungsanweisung von 6,7 Millionen Euro unterschrieben zu haben. Es könne sein, dass er das getan habe, sicher sei er sich aber nicht, sagte Niersbach.
Wer eine Zahlung in einer solchen Höhe vergisst, ist entweder größenwahnsinnig oder er badet in Entenhausen in Goldtalern.
Sollte Niersbach bei den beschriebenen Vorgängen wirklich außen vor gewesen sein, hätte er als verantwortlicher, geschäftsführender Vize-Präsident im WM-OK auf ganzer Linie versagt. Es wäre seine Aufgabe gewesen, sämtlichen illegalen Deals den Riegel vorzuschieben und für Transparenz in allen Finanzfragen zu sorgen.
Vieles spricht derzeit dafür, dass sich der DFB-Präsident einfach nicht erinnern will. Weil er weiß, dass die Wahrheit ihn sein Amt kosten würde. Dann doch lieber vertuschen und verschleiern, in der Hoffnung, dass bald wieder Ruhe einkehrt.
Damit das nicht passiert, sind nun die Staatsanwaltschaft in Frankfurt und die Bundesanwaltschaft in der Schweiz gefordert. Nur sie können für Aufklärung des Falls sorgen. Niersbach und der DFB sollten ihre Untersuchungen am besten sofort einstellen. Die Aufklärungsarbeit des Verbandes ist einfach nur jämmerlich.