Vor Wechsel ins Ausland Rafati: "Gibt hier keinen gesunden Umgang mit Menschen wie mir"

Beim Abschiedsspiel von Ailton nahm Babak Rafati noch einmal die Pfeife in den Mund. Für seinen Einsatz bekam er viel Applaus, lachte viel. Nach der Partie fand der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter allerdings auch ernste Worte. "Es würde doch immer geschaut, ob ich mich umbringe, wenn ich einen Fehler gemacht habe. Es gibt hier keinen gesunden Umgang mit Menschen wie mir", sagte der Referee der "Kreiszeitung Syke".
Eine Zukunft in Deutschland könne er sich deshalb nicht mehr vorstellen. Daher plane er einen Wechsel ins Ausland, außerhalb von Europa. "Es gibt leichte Kontakte", sagte Rafati. Er habe zwar Spaß, Abschiedsspiele zu leiten, das befriedige ihn aber nicht: "Ich bin seit 25 Jahren Schiedsrichter, das wirft man nicht einfach so weg."
"Wünsche mir Frieden mit dem DFB"
Rafati strebt sei längerem eine Aussöhnung mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) an. Er hofft dabei auf ein Gespräch mit dem DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach.
"Ich wünsche mir endlich Frieden mit dem DFB", sagte Rafati. "Es geht doch um das Thema Depression und den Umgang damit. Ich würde mir wünschen, dass Herr Niersbach auf mich zukommt und wir das in aller Ruhe und Sachlichkeit besprechen können."
Der in Hannover lebende Rafati hatte in einem Buch die Schiedsrichter-Chefs Herbert Fandel und Hellmut Krug attackiert und diesen eine Mitschuld an seinem Suizid-Versuch gegeben.
Assistenten finden Rafati in der Badewanne
Nach einem ersten Einsatz in seiner Heimatstadt Hannover beim Abschiedsspiel von Ex-96-Kapitän Steven Cherundolo, war es erst der zweite Auftritt für den 44-Jährigen seit jenem schicksalhaften 19. November 2011. Wenige Stunden vor dem Bundesligaspiel 1. FC Köln gegen Mainz 05 hatten ihn seine drei Assistenten mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne seines Hotelzimmers gefunden.
Unterdessen habe Rafati mit Hilfe von Medikamenten, Gesprächen und der Unterstützung seiner Frau den Weg zurück ins Leben gefunden.