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Eine Studie beweist: Der Heimvorteil im Fußball existiert tatsächlich


Fußball
Grölen für den Sieg: Der Heimvorteil im Fußball

sid, t-online, t-online.de

15.08.2012Lesedauer: 2 Min.

Die Fans haben's schon immer gewusst, jetzt ist es auch bewiesen: Wenn Zehntausende in ohrenbetäubender Lautstärke ein schier endlos langgezogenes "Schiriii" grölen, ist der Unparteiische nicht mehr zu 100 Prozent Herr seiner Entscheidungen. Der vieldiskutierte Heimvorteil bei Fußballspielen ist kein Hirngespinst - das haben zwei Wissenschaftler eindrucksvoll belegt.

Das Team mit mehr verwarnten Spielern verliert

1530 Spiele der Bundesliga haben die Sportwissenschaftler Memmert und Christian Unkelbach untersucht und kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis: Die Auswärtsmannschaft wird häufiger mit der Gelben Karte bestraft als das gastgebende Team. Wenn ein Schiedsrichter ein Foul pfeift, und dann "alle Leute um ihn herum schreien", erklärt Memmert, dann "nimmt er dies unbewusst als Signal auf, dass etwas sehr Wichtiges passiert sein muss". Und zückt Gelb. Ein Heimvorteil resultiert daraus, weil nachweislich häufiger die Mannschaft mit mehr verwarnten Spielern verliert.

Memmert, Professor am Institut für Kognitions- und Sportspielforschung der Sporthochschule Köln, hat herausgefunden, dass beispielsweise der vorbelastete Spieler "nicht mehr so aggressiv sein darf und vielleicht deshalb den entscheidenden Zweikampf verliert". Überprüft wurde der Zusammenhang zwischen der Lautstärke im Stadion und dem Schiedsrichterverhalten mit 20 Schiedsrichtern des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

56 Foulszenen bei unterschiedlicher Geräuschkulisse mussten die Probanden im Labor bewerten. Auch wenn den Unparteiischen "die verschiedene Lautstärke nicht aufgefallen ist", wie Memmert betont, "dort wo es lauter war, hätte der Schiri eher Gelb gezückt".

"Brüllen, als wäre Rot fällig"

Also, wie sollen sich die Zuschauer im Stadion nun am cleversten verhalten? Um den Effekt bestmöglich auszunutzen, rät der Wissenschaftler den Fans, "nicht nur monoton zu singen, sondern bei jedem Foul so brüllen, als wäre Rot fällig." Eine getroffene Entscheidung mit einem Pfeifkonzert zu quittieren, sei jedoch kontraproduktiv: "Das könnte dazu führen, dass der Schiri unbewusst eine gewisse negative Voreingenommenheit gegen diese Fans entwickelt."

Betrachtet man alleine die beiden Bundesliga-Spitzenklubs der vergangenen Jahre, Borussia Dortmund und Bayern München, so wird deutlich, dass beide Teams in der letzten Saison vor heimischer Kulisse ganze 20 Punkte mehr einspielten als in fremden Stadien. Bezogen auf alle 306 Begegnungen im Fußball-Oberhaus siegte zu 45,4 Prozent das Heimteam, nur zu 28,8 Prozent war die Auswärtsmannschaft erfolgreich.

Spieler des Heimteams haben mehr Testosteron im Blut

Diese Zahlen sind jedoch nicht allein auf den Einfluss der Fans auf den Schiedsrichter zurückzuführen. Schon länger ist beispielsweise bekannt, dass Spieler des Heimteams mehr Testosteron im Blut haben, weil sie - angepeitscht vom eigenen Publikum - ihr Revier erfolgreich verteidigen wollen.

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