Doppelpack gegen Polen Matchwinner Götze zeigt es seinen Kritikern
Aus Frankfurt berichtet Patrick Brandenburg
Es muss nicht immer alles weltmeisterlich sein. Statt mit einer artistischen Einlage wie im WM-Finale in Rio drosch Mario Götze den Ball diesmal völlig humorlos ins Netz.
Ein dreckiger Abstauber zum 3:1-Endstand gegen Polen war es, der neun Minuten vor Schluss die hoch intensive Spitzenpartie in der EM-Qualifikation endgültig zugunsten der deutschen Nationalmannschaft entschied. Die DFB-Elf ist wieder klar auf Kurs Richtung EM 2016 in Frankreich, und der oft kritisierte Götze hatte daran großen Anteil.
Mit Startelfgarantie ausgestattet
"Mario hat sich wahnsinnig viel bewegt und Tiefe geschaffen. Das war ein sehr, sehr gutes Spiel von ihm heute", sagte Bundestrainer Joachim Löw nach dem fünften Sieg in der EM-Qualifikation, mit der die DFB-Elf auf der Zielgeraden wieder die Führung in der Gruppe D übernahm.
Überragend war Götze sicher nicht, aber allein sein Doppelpack war Gold wert in diesem wichtigen Spiel. Der Bundestrainer hatte seinen Lieblingsspieler schon vorab mit viel Vertrauen ausgestattet und entgegen seiner sonstigen Art eine Startelfgarantie vergeben. Götze wusste das Vertrauen gegen die Weiß-Roten zurückzuzahlen.
"Es hätte schlechter laufen können"
Auch das zwischenzeitliche 2:0 der DFB-Elf ging auf Götzes Konto. Der 23-Jährige war unwiderstehlich Richtung Tor gestürmt, hatte mit einem Haken zwei Gegenspieler verladen und dann platziert in die Torwartecke geschossen (18. Minute).
Mit seinen Länderspieltreffern 15 und 16 sammelte er reichlich Argumente gegen all jene Kritiker, die sich eine echte Nummer neun im Nationalteam herbeiwünschen - und die gerade vorm Duell mit Polen sehnsüchtig auf deren Weltklassestürmer Robert Lewandowski blickten. "Zwei Tore - es hätte schlechter laufen können", sagte der Matchwinner dazu lapidar.
Rettungstag auf der Linie
Beinahe wäre es sogar ein Hattrick geworden. Nach einem Traumpass des eingewechselten früheren BVB-Kollegen Ilkay Gündogan stand Götze frei vor Keeper Lukasz Fabianski, traf aber nur den Pfosten (57.).
Auch in der Defensive war der Münchner einmal im Blickpunkt, und wie: In der größten Drangperiode der Gäste kurz vor der Pause bewahrte er die wankende DFB-Elf vor dem möglichen Ausgleich. Nach einer Ecke klärte er einen Lewandowski-Kopfball auf der Linie. Die Rettungstat rundete den gelungenen Abend ab.
Bei den Bayern nicht immer erste Wahl
Der Matchwinner nahm es gelassen und verwies lieber auf die Mannschaftsziele als auf eigene Meriten: "Die Rückkehr an die Spitze, das war unser Ziel, darauf haben wir hingearbeitet." Kein Wort der Genugtuung vom Offensivstar, der beim FC Bayern auch im dritten Jahr noch nicht richtig angekommen scheint.
Dort ist ihm der Weg in die Sturmspitze durch Lewandowski verbaut, die Flügel sind durch Arjen Robben und Neuzugang Douglas Costa versperrt. In den ersten drei Bundesliga-Partien stand er nur einmal in der Bayern-Startelf, zweimal wurde er erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Von 270 möglichen Minuten stand er nur 127 auf dem Platz. So viel Rückendeckung wie von Löw dürfte er sich von seinem Klub-Trainer Pep Guardiola auch wünschen.