Im Juli noch in Haft Die Mamic-Brüder beherrschen Dinamo Zagreb
Wenn selbst die "Bad Blue Boys" nicht mehr zu Heimspielen von Dinamo Zagreb kommen, muss etwas grundliegend schief laufen beim Champions-League-Gegner des FC Bayern München.
Die Fangruppierung, die für Krawalle und Unruhen steht, wirft - gemeinsam mit seriösen Medien wohlgemerkt - der Vereinsführung vor, den Klub und auch den kroatischen Fußball in eine tiefe Krise gestürzt zu haben. Der Vorwurf richtet sich vor allem gegen Zdravko Mamic, den 56-jährige Präsident des Rekordmeisters. Genau so aber auch gegen seinen jüngerer Bruder Zoran Mamic (43), der früher für Leverkusen und Bochum spielte, und heute Sportdirektor und Trainer bei Dinamo ist.
Veruntreuung, Steuerhinterziehung, Bestechung
Als Dinamo Mitte Juli in der Qualifikation zur Königsklasse gegen CS Fola Esch aus Luxemburg antrat, wurden die Brüder gerade aus elftägiger Untersuchungshaft entlassen. Die Vorwürfe: Veruntreuung, Steuerhinterziehung, Bestechung. Die Ermittlungen laufen.
Zdravko Mamic sprach von "Konstruktionen und Lügen" sowie einem "politischen Komplott". Er werde seine Unschuld "und die meines Bruders" beweisen. Viel zu befürchten hat das Duo nicht. Ein Normalbürger hätte wohl auf die Reise nach München verzichten müssen. Aber Zdravko und Zoran, die mächtigsten Figuren im kroatischen Fußball, sind in der Allianz Arena wie selbstverständlich dabei, wenn Dinamo beim FC Bayern antritt (ab 20.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker).
Wo ist das Geld für Modric und Mandzukic?
Dabei legen ihnen die Behörden zur Last, "ihr" Dinamo um umgerechnet 15,4 Millionen Euro sowie den Staat um 1,6 Millionen Euro geschädigt zu haben. Für die "BBB" sind die Mamics "Diebe", Heimspiele boykottieren sie deshalb. In München aber werden 5000 Zagreb-Fans erwartet, und viele werden wieder die Frage stellen: "Wo ist das Geld geblieben?"
Über 150 Millionen Euro hat Dinamo in den vergangenen zehn Jahren für Spieler wie Luka Modric oder Mario Mandzukic an Ablöse kassiert - nicht wenig davon soll in den Taschen der Mamics versickert sein. Modric wurde im Zuge der Ermittlungen als Zeuge geladen.
Mamic: mächtiger als Davor Suker
Dinamo aber ist nur die Spitze des Eisbergs. Zdravko Mamic hat sich längst den gesamten kroatischen Fußball Untertan gemacht. Das Magazin "11Freunde" spricht vom "Krebsgeschwür": Mamic ist Vizepräsident des Verbandes und gilt als weit mächtiger als Boss Davor Suker.
Als Suker Anfang September Nationaltrainer Niko Kovac schasste, wähnten viele Mamic am Werk. Kovacs Nachfolger Ante Cacic, trotz seiner 61 Jahre ein eher unbeschriebenes Blatt, gilt als Mamic-Mann. Die Fans treibt die Sorge um, dass die Nationalelf, für viele ein Heiligtum ("Svetinja"), zu Mamics Privatteam verkommt.
Manchmal wird es handgreiflich
Zdravko Mamic kümmert es wenig. Kritik erwidert er auf seine Weise: gerne mit Schimpftiraden gegen Spieler ("ich haue dich in Stücke!"), Politiker, sexuelle Minderheiten oder auch Journalisten. Denen drohte er, sie könnten "in der Dunkelheit verschwinden". Hier und da wird es auch mal handgreiflich.
Zoran brüstet sich derweil, er habe als Spieler nie beim FC Bayern verloren (zwei Spiele mit Bochum, zwei Unentschieden). In Anspielung auf das sensationelle 2:1 am ersten Spieltag der Champions League gegen den FC Arsenal kündigte er an: "Wir werden alles tun, um eine weitere Überraschung zu schaffen." Alles?!