Hulk, Falcao, James und Co. Das unfassbar erfolgreiche Transfermodell des FC Porto
Von Ricardo Da Silva Campos
Der FC Bayern München trifft im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League auf den europäischen "Transfer-Meister" FC Porto (Mittwoch, ). Kein anderer Verein hat bislang eine erfolgreichere Transferpolitik betrieben als der zweimalige Champions-League-Sieger von der iberischen Halbinsel. Wir erklären, worin das Geheimnis des Erfolges liegt.
Den geschulten Augen der über 100 Scouts, die sich weltweit für den Klub aus der nordwestportugiesischen Hafenstadt auf die Lauer legen, scheint kaum ein Talent zu entgehen. Fehleinkäufe? Fehlanzeige! Denn den Weg über "Südamerikas Sprungbrett nach Europa" in die großen Elite-Ligen sind bereits viele namhafte Spieler erfolgreich gegangen.
Transferfokus liegt auf Südamerika
Bei der Sichtung von Talenten geht der 27-malige portugiesische Meister immer gleich vor: Vielversprechende junge Spieler werden vorrangig in Südamerika für vergleichsweise kleines Geld gekauft oder ausgeliehen. Im Verein erfolgt dann die Aus- beziehungsweise Weiterbildung auf Top-Niveau, bis es an der Zeit ist, den gereiften Profi auf dem Zenit seines Marktwertes zu verkaufen. Kurz gesagt, sie werden günstig erworben, veredelt und teuer weiterverkauft.
Der Fokus liegt dabei meist auf Talenten aus der früheren Kolonie Brasilien sowie aus Kolumbien, Argentinien oder Uruguay. Aber auch Youngster aus portugiesisch-sprachigen Ländern in Afrika (Angola, Mosambik, Guinea-Bissau oder Kap Verde) stehen auf dem Zettel. Wegen der gemeinsamen kolonialen Geschichte fallen diese in Portugal nicht unter die Beschränkung für Nicht-EU-Profis. Zudem integrieren sie sich auch klimatisch und kulturell sehr schnell.
Torwart-Legende Baia verrät Erfolgsgeheimnis
Die Neuzugänge erhalten bereits früh eine Chance im Profikader und werden schnell an die Mannschaft herangeführt. Klappt es nicht, sammeln sie Erfahrungen in der zweiten Mannschaft oder werden verliehen. Kampflos aufgegeben oder gar zu früh verkauft wird allerdings Keiner. Einige Jahre später, wenn die Neuzugänge vor allem auf internationaler Bühne auf sich aufmerksam gemacht haben, klopfen die großen europäischen Klubs an - und dann wird es richtig teuer.
"Man sucht Spieler aus, die am Anfang stehen und weniger bekannt sind", verriet Torwart-Legende Vitor Baia, der mit Porto zehn Meistertitel und die Champions League 2004 gewann, bereits 2013 der "FAZ". "Ihre Qualitäten zu potenzieren, sie unter die Besten der Welt zu bringen und für unkalkulierbare Werte zu verkaufen - das ist das große Geheimnis des Klubs."
Taktikschule genießt exzellenten Ruf
In Porto werden die oft aus den einfachsten Verhältnissen stammenden Talente vor allem in Taktik und Disziplin streng geschult. In diesen Bereichen hat sich der Verein in den vergangenen Jahren einen exzellenten Ruf in Südamerika erarbeitet. Schnelles Umschalten, effektives Pressing, effiziente Nutzung von Ballbesitz, Zusammengehörigkeit im Team, keine Ego-Trips - all das wird ihnen bis zur Perfektion eingetrichtert.
Und diese Vorgehensweise zahlt sich für die "Drachen", die in den letzten zwölf Jahren trotz der vielen lukrativen Abgänge und Weiterverkäufe auch spielerisch glänzten und neun Meisterschaften sowie drei große internationale Titel gewannen (CL 2004 sowie EL 2003 und 2011), immer wieder aus.
520 Millionen Euro Überschuss aus Transfers seit 2004
Die Transfers von internationalen Größen wie Pepe (jetzt Real Madrid), Radamel Falcao (Manchester United), Hulk (Zenit St. Petersburg), James Rodriguez (Real Madrid) und nicht zuletzt Eliaquim Mangala (Manchester City) spülten seit dem erfolgreichen Jahr 2004 bis heute knapp 520 Millionen Euro an Transferüberschuss (Quelle: www.transfermarkt.de) in die Kassen. Seit dem Jahr 2000 sind es sogar annähernd 600 Millionen Euro. Der teuerste Einkauf hingegen war Hulk im Jahr 2009 mit 19 Millionen Euro.
Danilo ist der nächste Top-Transfer
Mit dem brasilianischen Rechtsverteidiger Danilo ist der nächste Mega-Deal bereits in trockenen Tüchern: Im kommenden Sommer wird der Nationalspieler für stolze 31,5 Millionen Euro zu Real Madrid wechseln. Der damals 19-Jährige war 2011 für 13 Millionen Euro vom FC Santos losgeeist worden. Seit 2012 zählt der technisch versierte Defensivspezialist zu Portos Stammelf.
Brahimi in der Pipeline
Doch damit nicht genug, denn auch bei Neuzugang Yacine Brahimi scheint die Rechnung mehr als aufzugehen. Der 24-jährige Algerier wurde zu Saisonbeginn für 6,5 Millionen Euro vom spanischen Klub FC Granada geholt. Mit dem SSC Neapel, Tottenham Hotspur, Paris Saint-Germain sind bereits mehrere Top-Vereine in den Poker um den Linksaußen eingestiegen. Laut portugiesischen Medienberichten soll nun auch der FC Arsenal interessiert sein und eine Summe von 45 Millionen Euro bieten.