Aus im Viertelfinale Barca: Das Ende einer Ära?
Chelsea
Erneut hat eine Mannschaft Lionel Messi und Co. mit den klassischen Tugenden seine Grenzen aufgezeigt. Kämpfen, kratzen, beißen und vorne Nadelstiche setzen: Atletico ist nicht das erste Team, das Barca so aus der Königsklasse gekegelt hat. Schon Inter Mailand 2010 und Chelsea 2012 setzten sich so gegen den amtierenden spanischen Meister durch.
Barca in der ersten Hälfte von der Rolle
Dieses Mal war es jedoch ein wenig anders. Nicht nur, dass Atletico im ganzen Spielverlauf die deutlich besseren Torchancen hatte, die Katalanen ließen über die meiste Zeit die frühere Ballsicherheit vermissen. Und als Barca in der zweiten Hälfte endlich besser ins Spiel kam und auch deutlich mehr Ballbesitz hatte, konnten Messi und Neymar ihre Chancen nicht nutzen.
Auch Barca-Trainer Gerardo Martino gab nach dem Spiel zu: "Wir hatten nie die Möglichkeit, die Partie so zu gestalten, wie wir es wollten." Besonders in der ersten Hälfte wirkte gerade die Barca-Schaltzentrale um Xavi und Sergio Busquets nicht auf der Höhe, hinten war das Fehlen von Abwehr-Chef Gerard Pique deutlich zu spüren. Als Martino in der 72. Minute dann auch noch Antreiber Andres Iniesta für Pedro austauschte (Iniesta: "Es hat mich überrascht, dass ich ausgewechselt wurde"), lief bei den Katalanen kaum noch was. Die erhoffte Schlussoffensive blieb gänzlich aus.
Schweres Erbe für Martino
Man kann jetzt sagen, dass Atletico zu einer internationalen Top-Mannschaft geworden ist und auch nicht umsonst in der Primera Division die Tabelle anführt. Allerdings gibt es auch viele Anzeichen, die dafür sprechen, dass mit diesem nicht unverdienten Ausscheiden so langsam aber sicher die Ära des FC Barcelona zu Ende geht.
Lange kickte diese Ausnahmeformation unter dem alten Trainer Pep Guardiola nahe an der Perfektion. Schon nach dem Abgang von Guardiola vor knapp zwei Jahren, merkte man dem Team den Verlust an. Als dann auch sein langjähriger Co-Trainer Tito Vilanova vor einem Jahr aufgrund seiner Krebserkrankung zurücktreten musste, war die Traumkombination auf der Trainerbank endgültig Geschichte. Nachfolger Martino scheint nun, trotz der Verpflichtung von Superstar Neymar im Sommer, nicht mit den Erfolgen seiner Vorgänger mithalten zu können.
Umbruch verpasst
Ein weiteres Problem: der Barca-Kader überschreitet so langsam aber sicher auch alterstechnisch seinen Zenit. Abwehr-Legende Carles Puyol hört im Sommer auf und Mittelfeld-Stratege Xavi ist bereits 34. Ein möglicher Umbruch wurde im Sommer verschlafen, als man Thiago Alcantara zu den Bayern ziehen ließ und auf einen Kauf von Malagas Isco verzichtete, der dann zu Konkurrent Real Madrid wechselte.
Beide können mit ihren neuen Klubs nun vom Gewinn der Champions-League träumen, während die Katalanen den Rest des Wettbewerbes zuschauen müssen. Mittelfeld-Star Andres Iniesta sagte noch nach dem Spiel: "Wir müssen Atletico zum Halbfinale beglückwünschen." Es könnte sein, dass Barca dies in den nächsten Jahren noch häufiger in Richtung der sportlichen Kontrahenten praktizieren muss.