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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Salomon Kalou verteidigt Aubameyang "Man sollte Spielern gestatten, dass sie auch an sich denken"
Das Spiel bei Hertha wird keine leichte Aufgabe für den BVB, schließlich spielt die Unruhe um Pierre-Emerick Aubameyang den Berlinern in die Karten. Herthas Salomon Kalou kann das Verhalten des Gabuners jedoch verstehen.
Im Interview mit t-online.de spricht der Ivorer über die Premier League, seine Ziele mit der Hertha und Rassismus im Fußball.
t-online.de: Herr Kalou, in Stuttgart haben Sie ihr 100. Bundesliga-Spiel bestritten. Hand aufs Herz: Hätten Sie damit gerechnet, so lange bei Hertha zu sein, als sie in Berlin unterschrieben haben?
(lacht) Natürlich, ich habe 2014 für vier Jahre unterschrieben. Ich wollte und will immer noch Teil des Teams sein und hoffe, dass wir zusammen Geschichte schreiben und für die Fans etwas Schönes schaffen können.
Ihr Vertrag ist bis 2020 gültig. Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere bei Hertha zu beenden?
Ich fühle mich sehr wohl in Berlin. Die Zeit wird zeigen, was passiert. Ich will mit Hertha etwas gewinnen. Der DFB-Pokal wäre zum Beispiel möglich. Das Finale ist immer in Berlin, das ist zusätzliche Motivation.
In diesem Jahr sind Sie jedoch nur noch in der Bundesliga vertreten. Am Freitag geht es gegen Borussia Dortmund. Dort dreht sich aktuell alles um Pierre-Emerick Aubameyang, der für einen Wechsel nach England im Gespräch ist. Sie haben lange Zeit in England gespielt. Würde er dort hinpassen?
Definitiv! Falls er tatsächlich weg will und der Verein bereit ist, ihn für gutes Geld ziehen zu lassen, würde es bestimmt passen. Das wäre gut für beide Seiten, sowohl für ihn als auch für den Klub, da er viel Geld einbringen würde. Mit seinem Tempo passt er gut in die Premier League, die Verteidiger gehen viel mehr ins Eins-gegen-Eins und den Stürmern bieten sich generell mehr Räume.
Wie bewerten Sie sein aktuelles Verhalten?
Ich kann das nicht kommentieren, da ich nicht Teil des Teams bin. Ich weiß nicht, was passiert. Aber man sollte Spielern gestatten, dass sie auch an sich denken. Wenn er die Dinge tut, um seine Karriere voranzubringen, dann werde ich ihn dafür nicht verurteilen.
Am Freitag spielen sie womöglich gegen ihn.
Ich hoffe, dass er nicht dabei sein wird. Er darf vorher gerne wechseln. Das wäre besser für uns (lacht). Er ist ein sehr guter Stürmer mit vielen Qualitäten, von daher wäre es nicht leicht, wenn wir gegen ihn spielen müssten.
Was erwarten Sie sonst von Borussia Dortmund?
Sie sind ein sehr gefährliches Team, weil sie in einem Spiel auch mal fünf Tore schießen können. Wir dürfen uns nicht von ihrer aktuellen Situation beeinflussen lassen und müssen alles geben, um die drei Punkte zu holen.
Letztes Jahr haben Sie zu Hause gegen Dortmund gewonnen.
Ja, das stimmt. Wir haben generell eine gute Heimbilanz gegen den BVB. Wir müssen am Freitag unsere Heimstärke zeigen, denn wir wollen einen Sieg.
Nachdem Sie das letzte Spiel der Rückrunde in Leipzig gewonnen haben, dachte man, dass Hertha wieder in Richtung der oberen Tabellenhälfte wäre. Nun haben sie in Stuttgart verloren. Wo geht es hin mit Hertha?
Wir brauchen unsere Siegermentalität wieder, dann geht vieles leichter. Wir haben die Hinrunde mit zwei Siegen gut beendet und waren gegen Stuttgart eigentlich auch besser. Wenn wir jetzt drei Punkte holen, dann wird der Rest auch kommen.
Sie setzen sich stets sehr hohe Ziele, sagten mal, dass Sie mit Hertha in die Champions League wollen. Gibt es diesen Wunsch noch?
Ich setze mir immer hohe Ziele. Wenn man sich aktuell die Tabelle anschaut, beträgt der Abstand zwischen Platz zwei und Platz elf nur sieben Punkte. Die Liga ist sehr ausgeglichen. Bayern ist aktuell das einzige Team, das drei Siege in Folge holen kann. Wenn wir die Rückrunde über so spielen, wie wir es am Ende in der Hinrunde getan haben, können wir eine gute Platzierung erreichen.
Am Wochenende gab es einen traurigen Vorfall in Hannover. Die Mainzer Anthony Ujah und Leon Balogun wurden rassistisch beleidigt. Haben Sie schon Rassismus in Deutschland erfahren müssen?
Nein, weder in Deutschland noch in England. Vielleicht habe ich einfach Glück gehabt oder war nur von gebildeten Leuten umgeben. Wenn ich sowas höre, dann verurteile ich da auch nie die ganzen Fangruppen. Das sind einzelne, ignorante Personen, die gar nicht wissen, was sie da sagen. Sie haben ein niedriges Selbstwertgefühl, sind ungebildet und suchen dann woanders die Schuld dafür. Die meisten Fans aber gehen zum Fußball, weil sie das Spiel sehen wollen. Ihnen ist egal, ob die Spieler schwarz oder weiß sind.
Wie wären Sie mit so einer Situation wie der in Hannover umgegangen?
Ich hätte es einfach ignoriert. Ich will nicht sagen, dass es leicht ist, sowas zu hören. Aber mir muss keiner was über mich erzählen. Was immer derjenige auch sagt, geht nicht gegen mich als Person. Das hat andere Gründe, deshalb muss ich dem überhaupt keine Aufmerksamkeit geben. Ich spiele einfach mein Spiel, versuche ein Tor zu schießen und wenn ich das tue, dann werde ich jubeln und wieder nach Hause fahren. So einfach ist das.
Kevin Prince Boateng, ein ehemaliger Herthaner, will eine Gruppe gründen, die den Rassismus im Fußball intensiv bekämpft. Könnten Sie sich vorstellen, ihn dabei zu unterstützen?
Ja, Kevin macht einen großartigen Job. Er hat in Spanien und Italien gespielt, wo rassistische Beleidigungen häufiger vorkommen. Er hat diese Erfahrungen schon gemacht und sollte deshalb unterstützt werden. Nicht jeder Spieler hat so einen Einfluss wie er und kann sich dafür einsetzen. Von daher sollte man ihm danken und ihm dabei helfen.